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Screenshot.

© Ubisoft

Für Xbox mit Kinect: Tanz den Moonwalk

Mit vollem Körpereinsatz: Im Video-Game „The Experience“ agiert der Spieler als Michael Jackson.

Es klang wie eine Rechtfertigung. Keineswegs sei ein Videospiel über Michael Jackson posthume Geldmacherei, beteuerte Murray Pannel. Stattdessen, so der Marketingmanager des Spiele-Verlegers Ubisoft, habe man schon lange vor Michaels Tod im Juni 2009 ein Spiel mit ihm geplant. Der Superstar habe „aktiv nach einer Partnerfirma gesucht“, so Pannel. „Wir wissen, wie sehr ihn seine Fans lieben, wie erfolgreich er als Künstler war. Hoffentlich können wir das auch Millionen von Computerspielern vermitteln.“

Tanzen wie Michael Jackson, im Rampenlicht stehen wie das Idol: Für viele seiner Fans ist diese Aussicht verlockend. Doch wie fällt das Spielerlebnis aus, wenn der ganze Körper einbezogen wird? Wenn „Moonwalk“, „Toestand“ oder „Leg Kick“ eins zu eins in ein Konsolenspiel übertragen werden? Die Antwort gibt Microsoft mit seiner Bewegungssteuerung Kinect. Das Spiel „The Experience“, das am Donnerstag für Xbox 360 erschienen ist, vermittelt einen guten Eindruck von Jackos Genialität: Man lernt, wie dessen Tanzschritte funktionieren - und spürt dabei ganz deutlich, wie schwierig es ist, sie nachzuahmen. Zumal man nebenbei noch singen darf.

Als Erstes benötigt Kinect viel Platz im Wohnzimmer: Eine Fläche von drei mal drei Metern sollte es schon sein. Die 3-D-Kamera registriert sämtliche Bewegungen und überträgt sie auf den Bildschirm. Der Spieler erscheint dort nicht etwa in Gestalt von Michael Jackson, sondern als Abbild seiner selbst – wie bei einem Tanz vor dem Spiegel. Als Orientierung dienen dabei die computergesteuerten Background-Tänzer, die ihre Bewegungen vorbildlich ausführen. Welcher Tanzschritt als nächstes folgt, erfährt der Spieler über eingeblendete Piktogramme am Bildschirmrand.

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Dieses als „Player Projection“ bekannte Konzept unterscheidet sich grundlegend von Titeln für die Konkurrenzkonsole Wii wie „Just Dance“, bei denen die Tänzer sich selbst nicht sehen können. Während die Wii also eher auf unkomplizierten Partyspaß ausgelegt ist, verlangt Kinect vollen Körpereinsatz – und auch eine gewisse Frustrationstoleranz in der „Eintanzphase“. Für gelungene Moves und Kombos verteilt das Spiel Punkte, wobei die Bewegungen natürlich nicht hundertprozentig exakt ausgeführt werden müssen. Denn wer tanzt schon so gut wie „MJ“?

Sein Erfolg ist unstrittig. Nach Jacksons Tod am 25. Juni 2009 schnellten seine Songs weltweit an die Spitzen der Charts, die Plattenfirma Sony Music schloss mit den Erben einen 250-Millionen-Dollar-Vertrag über zehn weitere Alben mit teils unveröffentlichtem Material. Noch im selben Jahr kam „This is it“ in die Kinos, eine Musikdoku mit Probenaufnahmen von Jacksons geplanter Welttournee. Ende 2010 kam zudem eine erste Version von „The Experience“ zunächst nur für die Konsolen Wii, DS und PSP heraus. Von der Fachpresse erhielt das Spiel allerdings nur mäßige Kritiken. Die Hauptkritikpunkte: Eine detailarme, überstilisierte Grafik, ein mangelhaftes Tutorial und vor allem eine verkümmerte Steuerung. „Das Tanzen beschränkt sich darauf, mit der Hand herumzuwedeln“, schrieb das Magazin IGN über die Wii-Fassung des Spiels. Alle anderen Körperbewegungen würden nicht berücksichtigt. Trotz zahlreicher Hits wie „Bad“, „Dangerous“ oder „Smooth Criminal“ wurde diese Version als seichtes Erlebnis abgetan, auch wenn sich das Spiel allein im ersten Monat rund zwei Millionen Mal verkaufte.

Der gewichtigste Kritikpunkt an der neuen Kinect-Version ist für Fans sicherlich, dass der Superstar nicht selbst als Spielfigur auftritt. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Spieler nur abwechselnd mitmachen können – in der Wii-Fassung tanzen immerhin bis zu drei Spieler gleichzeitig. Dafür sind die virtuellen Konzertbühnen der Kinect-Version ungleich spektakulärer: Bei „Thriller“ etwa dient ein Friedhof mit Vollmond als Kulisse, im Hintergrund läuft das Originalvideo, vorne jubeln die Massen. 19 Jackson-Hits sind im Spiel enthalten – einige davon, wie „Heal the World“, sind reine Gesangsnummern. Die Texte werden in Karaoke-Manier eingeblendet. Beim Singen kommt es auf den richtigen Rhythmus, nicht aber auf die Tonhöhe an. Für ambitionierte Nachwuchs-Jackos mag das ein fauler Kompromiss sein, für den eher durchschnittlich begabten Fan ist die Kombination aus Tanz und Gesang aber schon anspruchsvoll genug. Eines jedenfalls steht fest: Der Mythos Michael Jackson lebt auch auf den Spielkonsolen fort.

„Michael Jackson – The Experience“. Für Xbox 360 und Playstation 3, je 50 Euro. Neben Kinect unterstützt „The Experience“ auch die Bewegungssteuerung „Playstation Move“. Die PS3-Fassung orientiert sich inhaltlich stark an der Wii-Version.

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