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Abhängen verboten. Viele Zeitungsverlage probieren im Internet neue Formate aus – mit Erfolg: So sind immer mehr Leser bereit, für redaktionelle Inhalte im Netz zu zahlen.

© picture-alliance/ dpa

Zeitungsbranche profitiert von E-Papern: Kampf den Giganten

Jammern über Google & Co. bringt wenig. Viele Zeitungsverleger setzen deshalb auf neue Erlösquellen und Formate. Derzeit im Trend: Bezahlangebote und Newsletter von der Chefredaktion.

Eigentlich will Dietmar Wolff zu dem Thema schweigen, lässt sich dann aber doch hinreißen zu einer Spekulation über die mögliche Fusion des Axel-Springer-Verlags („Bild“, „Welt“) mit der Sendergruppe ProSiebenSat1: „Damit würde ein gewisses Gegengewicht zu den Giganten im Netz erreicht.“ Die Giganten, das sind für den Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Google, Facebook & Co., denen die mittelständischen Verlage bisher ziemlich hilflos gegenüberstehen würden. Doch das soll sich nun ändern.

"Mittelständische Zeitungsbranche ist gefesselt"

„Wettbewerbs-, Datenschutz- und Medienvielfaltsregelungen fesseln die mittelständische Zeitungsbranche“, sagte Wolff bei der Jahrespressekonferenz des Verbands am Dienstag in Berlin. Deshalb müsse die Politik dringend für eine bessere Chancengleichheit sorgen. So sei auch das EU-Kartellverfahren gegen Google in Brüssel nach wie vor anhängig.

Doch um gegen Google & Co. weiter bestehen zu können, reicht es nicht, allein über einen ungleichen Wettbewerb zu jammern. Die Zeitungsverleger müssen sich auch selbst bewegen, um für Leser und Anzeigenkunden weiter attraktiv zu bleiben und neue Erlösquellen zu erschließen. Das ist vielen Medienhäusern offenbar bewusst. Sie probieren neue Bezahlmodelle und Formate aus, teilweise sehr erfolgreich, wie Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter des Geschäftsbereichs Kommunikation und Multimedia beim BDZV, am Dienstag erläuterte.

Immer mehr Verlage setzen auf Bezahlangebote

So sei die Anzahl der Bezahlangebote im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent gestiegen, damit würden inzwischen 107 Verlage auf Paid-Content-Modelle setzen – und deren Erfahrung zeige: „Nutzer sind bereit, für gute Inhalte ein paar Euro abzudrücken.“ Rund 15 Euro gebe jeder dritte Nutzer im Durchschnitt pro Monat für redaktionelle Inhalte im Internet aus.

Grundsätzlich sei das Digitalgeschäft „Wachstumstreiber der Branche“. Rund 18,5 Millionen Menschen würden jede Woche die Webangebote der Zeitungen nutzen, fast eine Million mehr als noch im Vorjahr. Zwar gingen die Umsätze der deutschen Zeitungen 2014 zurück, um 0,6 Prozent auf 7,76 Milliarden Euro. Auch die Einnahmen aus Anzeigen und Beilagen seien von 3,1 Milliarden Euro auf 2,9 Milliarden Euro gesunken. Dafür stiegen aber die Vertriebsumsätze auf 4,76 Milliarden Euro (2013: 4,70 Milliarden Euro). Der Verband rechnet mit einer stabilen Entwicklung bis Ende 2015.

Mindestelohn belastet Verleger zusätzlich

Besonders positiv entwickele sich auch das Geschäft mit den E-Paper-Ausgaben. Hier sei die Auflage im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel auf 733 000 gestiegen, während die Gesamtauflage um 4,32 Prozent auf 20,71 Millionen Exemplare geschrumpft sei. Als zusätzliche Belastung für die Verleger habe sich der Mindestlohn erwiesen mit Kosten von insgesamt 230 Millionen Euro. Auch hier müsse vonseiten der Politik nachgebessert werden.

Begeistert aber zeigte sich Fuhrmann von der Innovationsbereitschaft, die in den Redaktionen herrsche. So seien beispielsweise die Chefredakteursnewsletter, wie sie auch der Tagesspiegel mit dem „Checkpoint“ von Lorenz Maroldt verschickt, eine „tolle Idee, um neben dem Kernprodukt einen weiteren Kommunikationskanal zu eröffnen“ und die Bindung mit den Lesern zu stärken. Sonja Álvarez

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