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Die Schauspielerin Franka Potente kann auch Isländerin

© ARD Degeto/NDF/Frank Lübke

Island als Schauplatz eines ARD-Krimis: Die Elfen sind unruhig

Franka Potente ermittelt im „Island-Krimi“. Der Fall ist mäßig, die Bilder sind mächtig

Mit Franka Potente ist der ARD ein echter Besetzungsknüller gelungen, immerhin gilt die Schauspielerin als Hollywoodstar; zumindest hierzulande. Aber die neuen „Island-Krimis“ haben noch mehr zu bieten. Anders als bei den Zürich-Filmen und viel stärker als in den „Kroatien-Krimis“ ist der Schauplatz mindestens ebenso wichtig wie die Hauptdarstellerin. Entsprechend bilderreich haben Regisseur Till Endemann und sein bevorzugter Kameramann Lars R. Liebold den Film gestaltet. Im Unterschied zu vielen Heimatdramen sind die Aufnahmen der faszinierenden Landschaft jedoch keine Lückenfüller; die schwarzen Strände und das zerklüftete Vulkangestein bilden die Basis für die kühle Atmosphäre zumindest des ersten der beiden Krimis. Die Geschichte ist dagegen konventionell und keineswegs Island-typisch. Im Hafenbecken ihres Heimatdorfs entdeckt Krimiautorin Solveig Karlsdóttir (Franka Potente) die Leiche eines Fischfabrikbesitzers. Für den örtlichen Polizisten ist der Fall klar. Jón ist besoffen ins Wasser gefallen und ertrunken. Solveig spürt, dass mehr dahintersteckt, aber dann wird der Mann, den sie verdächtigt, ebenfalls ermordet.

Abgesehen vom Fischfang könnte sich die Krimihandlung auch irgendwo in der alpinen Provinz zutragen, zumal sich das Drehbuch am üblichen Muster solcher Filme orientiert. Eine Heimkehrerin wirbelt mehr Staub auf, als den Einheimischen lieb ist, und natürlich trifft sie auch auf ihre Jugendliebe (Felix Klare). Dass Solveig im Gegensatz zu ihren früheren Freundinnen die Flucht aus dem Kaff gelungen ist, macht sie automatisch zur Außenseiterin; mit ihren blauen Strähnchen ist sie im Vergleich zu den bodenständigen Dorfbewohnern ohnehin ein Paradiesvogel. Die Nebenfiguren sind fast ausnahmslos mit Isländern besetzt worden, bei deren Auswahl offenbar auf markante Gesichter geachtet wurde. Umso wichtiger war es, die Schauspieler mit passenden Stimmen zu versehen. Die Synchronisation ist so gut, dass es praktisch keine akustischen Unterschiede zwischen deutschen und isländischen Darstellern gibt.

Mystische Ebene

Interessanter als die Suche nach dem Mörder ist die mystische Ebene des Films, die auch schon im fantasievoll gestalteten Vorspann angedeutet wird. Verkörpert wird sie durch Solveigs Mutter Margrét. Hildegard Schmahl ist eine ausgezeichnete Besetzung für diese Frau, die wie eine weise Schamanin wirkt, weshalb Sätze wie „Es ist etwas im Gang, die Elfen sind unruhig“ aus ihrem Mund ganz normal klingen. Solveig hatte einst eine Zwillingsschwester, die aber bereits mit sieben Jahren gestorben ist. Trotzdem hat sie oft das Gefühl, Unnar sei noch in ihrer Nähe, und hin und wieder erscheint sie ihr auch, stumm und von einem überirdischen Leuchten umgeben; nach jeder dieser Erscheinungen nimmt der Fall eine überraschende Wendung.

Auch wenn „Der Tote im Westfjord“ für einen Krimi etwas spannungsarm ist: Die Qualitäten liegen nicht zuletzt in der Erzählweise. Ansonsten lebt der Film von der speziellen Stimmung Islands, die Endemann und Liebold sehr authentisch eingefangen haben. Anders als die Degeto-Krimis aus Athen oder Urbino (beide nicht fortgesetzt) verbreiten die Bilder keinerlei Behaglichkeit; erst am Ende werden die Aufnahmen warm und freundlich. Den zweiten „Island-Krimi“, „Der Tod der Elfenfrau“, zeigt die ARD am 3. November.

„Der Island-Krimi“, ARD, Donnerstag, 20 Uhr 15

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