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Spielekonsolen: Auf dem Sprung

Microsoft und Sony wollen Videospielen neuen Schwung geben. Ab Juli gibts erst mal eine schlankere Xbox, die an die Play Station 3 von Sony erinnert.

Wohl dem, der ein großes Wohnzimmer hat. Die Sprünge, die die Konsolenspieler am Stand von Microsoft vollführten, würden sonst schnell an der Decke landen. Möglich wird die neue Bewegungsfreiheit bei der Xbox 360 durch Microsofts neue Bewegungssteuerung Kinect, die nun auf der Spielemesse E3 in Los Angeles präsentiert wurde. Überhaupt blicken die Videospielefans mit Spannung auf das zweite Halbjahr und das große Duell zwischen Microsoft und Sony. Denn auch die Japaner wollen mit Play Station Move das Spielerlebnis an der Konsole intensivieren. Und Nintendo hat ebenfalls einen Trumpf in der Hand: die erste 3-D-Spielekonsole für unterwegs.

Zuerst einmal wird es aber Mitte Juli eine neue Xbox 360 von Microsoft geben. Sie soll mit 250 Euro in etwa gleich viel kosten wie das bisherige Xbox-Standardmodell. Das um 30 Prozent kleinere Gehäuse erinnert mit seiner schwarzen Lackierung an die Play Station 3 von Sony. Eine wichtige Änderung betrifft die Schnittstellen: Den Steckplatz für die „Memory Units“ genannten Speicherkarten gibt es nicht mehr, dafür verfügt die neue Konsole über fünf USB-Anschlüsse. Die Festplatte ist mit 250 Gigabyte nun gut doppelt so groß. Am meisten dürften Käufer das leisere Kühlsystem schätzen.

Bei den Verkaufszahlen liegt die Xbox in Deutschland nur auf Platz drei – deutlich hinter Nintendo und Sony. Das hat nicht zuletzt mit dem Image der Microsoft-Konsole zu tun: Mit zahlreichen Actiontiteln wie dem Shooter „Halo“ gilt die Xbox als Spielgerät für Hardcore-Gamer. Die Gestensteuerung Kinect soll das ändern. Microsoft peilt damit den Markt der „sozialen Unterhaltung“ an, sagt Oliver Kaltner, Chef der Konsumelektroniksparte beim US-Konzern. Soll heißen: Microsoft will eine junge und vorwiegend weibliche Zielgruppe erreichen, die sich bislang mit Sport- und Partyspielen an der Wii vergnügte.

Kinect kommt komplett ohne Controller aus: Eine 3-D-Kamera zeichnet Gesten und Körperbewegungen des Spielers auf und überträgt sie auf den Bildschirm. Die Steuerung soll außerdem aufs Wort hören und sich damit auch von unerfahrenen Nutzern schnell bedienen lassen. Auf der E3 präsentierte Microsoft 15 Spiele, die zum US-Start von Kinect am 4. November erhältlich sind: von der virtuellen Floßfahrt mit „Kinect Adventures“ bis hin zur Tanzsimulation „Dance Central“. Inhaltlich ist die Orientierung an existierenden Wii-Titeln unverkennbar, etwa beim „Nintendogs“-Pendant „Kinectimals“ Den Deutschland-Start und den Preis will Microsoft im August auf der Games Com bekanntgeben. Der US-Preis allein für die Bewegungssteuerung wird voraussichtlich bei 150 Dollar liegen.

Konkurrent Sony schickt am 15. September ebenfalls eine Bewegungssteuerung ins Rennen. Play Station Move ist ein kabelloser Controller von der Größe einer TV-Fernbedienung. An der Spitze sitzt eine Leuchtkugel, die von der Play-Station-Eye-Kamera geortet wird. Konzeptionell erinnert Move stark an die Wii, reagiert jedoch deutlich präziser auf Steuerbewegungen. Sony will mit dem neuen Gerät nicht nur Gelegenheits-, sondern auch Intensivspieler ködern: Dementsprechend reicht das Spieleportfolio von „SingStar Dance“ über Bogenschießen und Tischtennis mit „Sports Champions“ bis hin zu Ballerspielen wie „Socom 4“. Das Hardwarepaket aus Motion Controller, Kamera und einer Spieledemo-Disc kostet 60 Euro. Zudem will Sony die Playstation 3 mit einem Software-Update für 3-D fit machen und hat dazu mehrere Spiele angepasst, unter anderem „Wipeout HD“. Auch künftige Titel wie das Rennspiel „Gran Turismo 5“ sollen zusätzlich in 3-D angeboten werden. Der dreidimensionale Spielgenuss setzt allerdings die passende Hardware voraus, und die ist nicht billig: Die Bravia-Fernseher, die Sony ab Juli anbietet, kosten über 2000 Euro, die Shutter-Brillen 100 Euro.

Bei Nintendo blickt man ebenfalls in die 3-D-Zukunft. Auf der E3 stellten die Japaner eine frühe Version des Nintendo 3DS vor. Die Besonderheit des kleinen Spielegerätes liegt nicht nur darin, dass mobiles Spielen von 2011 an dreidimensional wird, sondern dass die 3-D-Sicht auch ohne spezielle Brille funktionieren soll.

Der Nintendo 3DS sieht den bisherigen Modellen sehr ähnlich, allerdings hat das obere Display eine Auflösung von 800 mal 240 Pixeln – also 400 mal 240 für jedes Auge. Erste Tester waren verblüfft über den Tiefeneffekt, der unter anderem mit einer besonderen 3-D-Version der Welpensimulation „Nintendogs“ demonstriert wurde. Eine weitere Neuerung ist ein Analogsensor links neben dem unteren Bildschirm, um schnelle 360-Grad-Bewegungen zu ermöglichen.

Die 3-D-Funktion wird allerdings nicht nur für harmlose Tamagotchi-Nachfolger eingesetzt. Zu sehen waren in Los Angeles zudem 3-D-Demos des Action-Shooters „Metal Gear Solid“ und von „Super Street Fighter 4 – 3-D-Edition“. Während also Microsoft und Sony demnächst die Gelegenheitsspieler stärker umwerben, will Nintendo bei den Hardcore-Gamern punkten. Mehr Auswahl kann den Spielern nur recht sein.

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