zum Hauptinhalt
Umjubelt im halben Deutschland: Frank Schöbel 1987.

© imago/Gueffroy

Tagesspiegel Plus

„Wir sangen vom Süden, weil der Westen tabu war“: DDR-Schlagersänger Frank Schöbel über Zensur und Nostalgie

Im Osten war er ein Star, nach dem Mauerfall sang er beim Lamadeckenverkauf. Im Interview erzählt der 80-Jährige, warum viele Ostdeutsche nostalgisch sind und wie man zwischen den Zeilen singt.

Herr Schöbel, was ist für Sie gute Musik?
Gute Musik muss Menschen erreichen. Das kann eine Oper sein, auch Hardrock, oder eben Schlager. Von uns Schlagersängern heißt es immer, wir würden nur für die einfachen Leute singen. Da ist was dran und ich finde das gerade gut. Wir erreichen viele Menschen im Hirn, im Herzen, im Körper.

Natürlich kannst du manche Musik auch vergessen. Damit meine ich vor allem Songs, die so vorhersehbar sind, dass man sie schon mitsingen kann, ohne sie vorher gehört zu haben. Ich finde, auch Schlager sollten etwas Doppeldeutiges und Überraschendes haben.

Wollten Sie nie was anderes machen als das, was Sie seit 60 Jahren tun? 
Ach, ich habe auch Jazz gesungen sowie rockige Nummern. Aber beim Schlager bin ich am nächsten an den Leuten dran. Ja, Schlager sind meist einfach gestrickt. Doch das Leben ist schon kompliziert genug, gerade jetzt. Wir haben Kriege, Pandemien, viele Sorgen, alles wird immer teurer. Irgendwann müssen die Menschen mal abschalten. Für mich sind Schlager Märchen für Erwachsene.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Auf Beerdigungen.

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
showPaywallPiano:
true