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ehemalige Grünen-Abgeordnete Aferdita Suka aus Tempelhof.

© Mimoza Veliu

Eine kurze parlamentarische Karriere: „In gut zwei Jahren beginnt wieder der Wahlkampf“

Die Grüne Aferdita Suka verlor im Februar ihr Direktmandat in Berlin-Tempelhof. Sie will weiter politisch aktiv sein, ihre Netzwerke nutzen – und zur Wahl 2026 wieder antreten.

Wenn Aferdita Suka von ihrem politischen Herzensthema erzählt, ist sie kaum zu stoppen. Es sprudelt nur so aus ihr heraus. Der Schwerpunkt der Grünen-Politikerin ist die Pflegepolitik. Ein Bereich, dessen Wichtigkeit gesellschaftlich auch durch die Corona-Pandemie zwar längst anerkannt ist, auf dem es dennoch nicht so richtig weiterzugehen scheint – trotz aller guten Absichtserklärungen. Die Stichworte: Pflegenotstand, Pflegekräftemangel, angemessene Bezahlung.

Politikerinnen und Politiker, die sich diesem Thema verschrieben haben, brauchen einen langen Atem und viel Durchhaltevermögen. Schnelle Erfolge sind da nicht drin. Suka hat sich jetzt auf Landesebene anderthalb Jahre in diesem Bereich engagiert, in die Problematik eingearbeitet und Kontakte geknüpft. Aber nun wurde sie politisch erst einmal ausgebremst.

Bei der Wahl am 12. Februar verlor sie das Direktmandat in Tempelhof, das sie 2021 als erste Grüne holte, nachdem dort zuvor der ehemalige Regierende Bürgermeister Michael Müller 20 Jahre für die Sozialdemokraten erfolgreich war. Jetzt gewann der CDU-Politiker Frank Luhmann. Dass Suka während der laufenden Legislaturperiode über einen Nachrückerplatz auf der Grünen-Kandidatenliste wieder ins Abgeordnetenhaus einziehen wird, ist eher unwahrscheinlich.

Dabei können wir es uns gar nicht leisten, auch nur eine einzige Pflegekraft zu verlieren.

Aferdita Suka

„Ich nehme das Ganze noch nicht ganz als Abschied wahr“, sagt Suka. „Es ist jetzt eine längere Pause, die ich schon sehr schade finde.“ Aber in gut zwei Jahren beginne wieder der Wahlkampf für die Wahl 2026, und sie hat sich vorgenommen, wieder anzutreten. „Anderthalb Jahre habe ich mit hohem Tempo gearbeitet“, sagt sie. Sie habe viel genetzwerkt, und diese Verbindungen blieben.

Das Thema war für sie nicht neu. Zehn Jahre lang hat sie zuvor in der Bezirksverordnetenversammlung Politik gemacht – auch hier mit den Schwerpunkten Pflege und Gesundheit. Auch hier hat die 42-Jährige immer wieder engagiert für die Sache gestritten und debattiert.

2021 verhandelte Aferdita Suka beim Koalitonsvertrag über den Bereich Pflege

Ihre Expertise wurde innerparteilich geschätzt. Als Parlamentsneuling konnte sie nach der Wahl 2021 für die Grünen beim Koalitionsvertrag von Rot-Grün-Rot den Bereich Pflege mitverhandeln. Wichtig sei ihr gewesen, dass dort die Einrichtung einer Beschwerdestelle und die Einsetzung eines Landesbeauftragten für Pflege Eingang gefunden hätten. Schnell wurde sie mit vielen Problemen konfrontiert: beispielsweise mit einem offenen Brief der Pflegestudierenden, der auf die immens hohe Zahl an Abbrechern hinwies.

„Dabei können wir es uns gar nicht leisten, auch nur eine einzige Pflegekraft zu verlieren“, sagt Suka. Ein Problem war, dass es keine angemessene Vergütung für die umfangreichen Praxisanteile während des Studiums gab. Dort gibt es schon einen Erfolg zu verbuchen; in einem Haushaltsbeschluss wurden zwei Millionen Euro bereitgestellt. Ein anderes Thema war die Initiative, Ausbildungen für Therapieberufe vom Schulgeld zu befreien.

Suka kann noch viele Bereiche nennen, in denen es großen Handlungsbedarf gebe: die Entlastung für pflegende Angehörige oder Kurzzeitwohnplätze für Kinder. „Da ist die Lage dramatisch. Die gibt es gar nicht. Die Eltern werden alleine gelassen.“ Bei Erwachsenen gebe es in diesem Bereich ebenfalls eine Unterversorgung. Andere Felder seien die Einrichtung einer Pflegekammer, die Prävention in der stationären Pflege oder der Ausbau der ambulanten Pflege.

An den Themen will sie auch ohne Mandat weiterarbeiten. Aber zunächst möchte sie die unerwartete Pause für die Familie und ihre Tochter nutzen. Denn das vergangene halbe Jahr sei mit dem Wahlkampf doch sehr fordernd gewesen. Beruflich will Suka, die im Alter von zwölf Jahren als Flüchtling aus dem Kosovo nach Deutschland kam, dann als freie Gerichtsdolmetscherin arbeiten. Als Abgeordnete hat Suka in ihrem Tempelhofer Wahlkreis im vergangenen Jahr das Gesprächsformat „Reden wir über … in Tempelhof“ etabliert, in dem verschiedene Themen angesprochen wurden. Diesen Dialog will sie in größeren Abständen weiter führen. Sie möchte ohne Sitz im Landesparlament an ihren Themen dranbleiben und dafür Öffentlichkeit schaffen. Und das scheint weiterhin mehr als notwendig zu sein.

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