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Flüchtlingsunterkunft Tempelhof.

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Wie schon in Berlin-Tegel: Auch in Tempelhof soll es eine Containerklasse für geflüchtete Kinder geben

Es werde schwieriger, alle Schüler in den umliegenden Schulen unterzubringen, begründet die Bildungssenatorin den Schritt. Von andere Stelle gibt es deutliche Kritik.

Die Berliner Bildungsverwaltung will das Prinzip von Willkommensschulen an Flüchtlingsunterkünften, die allein für geflüchtete Kinder zur Verfügung stehen, ausweiten. Ähnlich wie in der Großunterkunft in Tegel plant die Bildungsverwaltung auch an der Unterkunft in Tempelhof einen Schulcontainer zu errichten.

Zwar habe man stets betont, dass die Situation in Tempelhof anders sei und das Ziel darin bestehe, die zu beschulenden Kinder in Regelklassen zu integrieren, sagte Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) dem Tagesspiegel am Donnerstag. „Aber die Entwicklung zeigt inzwischen eine Tendenz, dass es zunehmend schwieriger wird, alle Schülerinnen und Schüler in den umliegenden Schulen zu beschulen“, sagte sie weiter. „Angesichts dieser Herausforderung prüfen wir derzeit intensiv die praktische Umsetzung des Senatsbeschlusses zur Beschulung und des Tempelhofgesetzes.“

Zuvor war durch die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Franziska Brychcy und Elif Eralp bekannt geworden, dass die Bildungsverwaltung den Aufbau eines Schulcontainers am neuen Standort plant. Zuerst hatte der „rbb“ berichtet. Laut Angaben der Verwaltung wurde die Berliner Immobilienmanagement GmbH mit der Errichtung des Schulcontainers beauftragt und befindet sich aktuell in der Vor- und Entwurfsplanung dazu.

In Berlin gibt es aktuell etwa 1221 Kinder und Jugendliche, die auf einen Schulplatz in einer Willkommensklasse warten. In der Tempelhofer Unterkunft lebten Stand Anfang Februar nach Angaben der Bildungsverwaltung 87 schulpflichtige Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren sowie 16 Jugendliche im Alter von 17 bis 18 Jahren. Bislang werden dort die Kinder und Jugendlichen nach dem Einzug in die Unterkunft dem bezirklichen Schulamt gemeldet.

In der Großunterkunft für geflüchtete Menschen in Tegel wurde bereits eine Willkommensschule in einem Containergebäude errichtet, in der künftig bis zu 300 Kinder unterrichtet werden sollen. Der Koalitionspartner SPD hatte dem Plan unter der Bedingung zugestimmt, dass es sich nur um eine temporäre Lösung handele.

Bedenken, dass Integration erschwert wird

Hintergrund sind Bedenken, dass die geflüchteten Kinder in einer Containerschule an ihrer Geflüchtetenunterkunft abgeschottet von anderen Berliner Kindern leben, was die Integration erschweren könnte. Außerdem kommen Kinder so nicht in Berührung mit dem Schulregelsystem.

Die Linksfraktion fordert, dass der Senat die bezirkliche Bereitstellung von Schulplätzen stärker steuern müsse. Es dürfe auch nicht vom guten Willen der Schulleitungen abhängen, ob in Schulen Räumlichkeiten für Willkommensklassen bereitgestellt werden oder nicht, sagte die bildungspolitische Sprecherin Brychcy.

In einer gemeinsamen Erklärung hatten auch der Berliner Flüchtlingsrat, das Beratungs- und Betreuungszentrum für junge Geflüchtete und Migranten (BBZ) sowie das Berliner Netzwerk für besonders schutzbedürftige Geflüchtete ihre Ablehnung für die Containerschulen an Geflüchtetenunterkünften mitgeteilt. In solchen „Spezialschulen“ fände „das Gegenteil von Integration“ statt, hieß es. Kinder würden ausgegrenzt und der Möglichkeit eines Tapetenwechsels beraubt.

Senatorin Günther-Wunsch sagte am Donnerstag, ihr persönlich sei es wichtig, dass im Bedarfsfall nicht belegte Container zur Verfügung stünden, um Bildung für geflüchtete Kinder sicherzustellen, „anstatt in akuten Situationen nach improvisierten Lösungen suchen zu müssen“.

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