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Polizisten im Hauseingang der in ihrer Wohnung  festgenommenen Daniela Klette.

© REUTERS/Christian Mang

Update

Granate und Schusswaffen gefunden: Durchsuchung bei Ex-RAF-Terroristin in Berlin beendet – Evakuierte kehren zurück

Munition, Pistolen, eine Granate und weitere Gegenstände fanden sich in der Wohnung der Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette. Die Polizei evakuierte zwei Häuser – nun kehren die Bewohner zurück.

| Update:

Im Zuge der Durchsuchungen zur einstigen RAF-Frau Daniela Klette sind mehrere Schusswaffen, eine Granate und weitere gefährliche Gegenstände gefunden worden, wie die Polizei mitteilte. Zur Art der Waffen äußerte sich das LKA nicht.

Am Donnerstagmorgen wurde die Wohnungsdurchsuchung in Berlin-Kreuzberg beendet. „Die Maßnahmen unserer Einsatzkräfte in der Sebastianstr. in Kreuzberg sind abgeschlossen“, schrieb die Polizei auf der Online-Plattform X. Die Anwohnerinnen und Anwohner konnten in den frühen Morgenstunden wieder zurück in ihre Wohnungen. Das Haus, in dem die frühere Terroristin gewohnt hatte, sowie ein weiteres Haus waren ganz bzw. teilweise geräumt worden. Die Sebastianstraße war abgesperrt.

Erste Bewohner kehrten am Donnerstagvormittag in das Haus zurück. In einem Polizeiwagen brachten zwei Beamte eine ältere Frau zurück und begleiteten sie zu ihrer Wohnung, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa beobachtete. Wenig später kamen eine Frau und zwei Männer zurück. Sie berichteten, sie hätten die Nacht beim Bruder verbracht. Während der Evakuierung konnten Anwohner und Anwohnerinnen in Wärmebussen oder in einer nahe gelegenen Turnhalle unterkommen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) versorgte Anwohner und Einsatzkräfte bei eisigen Temperaturen mit warmen Getränken.

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„Wir haben zuerst überlegt, ob wir in den Bus gehen, sind dann aber zu meiner Mutter gefahren und haben dort die Nacht verbracht“, sagte eine Mutter zweier Kinder im Alter von acht und elf Jahren. Einige Bewohner seien zu in der Nähe wohnenden Bekannten gegangen. Eine andere Nachbarin zeigte sich am Donnerstagmorgen völlig überrascht von den Geschehnissen. „Bei uns hat niemand geklingelt. Wir sind wohl vergessen worden“, sagte die Frau. Ein 31-Jähriger aus einem Nachbarhaus berichtete, er habe sich an der Absperrung ausweisen müssen, als er gegen 23.00 Uhr von der Arbeit kam und nach Hause wollte. „Polizisten haben mich dann zu meiner Wohnung gebracht und gesagt, dass ich nicht auf den Balkon gehen darf.“

Am Mittwochabend hatte die Kriminaltechnik der Berliner Polizei erklärt, dass in dem Haus auch eine Granate gefunden wurde. Um weitere gefundene Gegenstände abtransportieren zu können, wurde auch ein gegenüberliegendes Haus teilweise evakuiert.

Das Mietshaus war am frühen Abend von der Polizei geräumt worden, alle Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen. Später wurden auch einige Wohnungen in einem weiteren, gegenüberliegenden Haus geräumt. In Klettes Wohnung in Berlin-Kreuzberg hatten Polizisten zunächst am Montag zwei Magazine für eine Pistole sowie Munition gefunden. Eine Schusswaffe war dabei offenbar noch nicht sichergestellt worden.

Ein Auto mit dem Spezialanhänger, in welchem sich ein gefährlicher Gegenstand befindet, fährt aus der Sebastianstraße hinaus.
Ein Auto mit dem Spezialanhänger, in welchem sich ein gefährlicher Gegenstand befindet, fährt aus der Sebastianstraße hinaus.

© dpa/Annette Riedl

Polizei findet „sprengstoffverdächtigen Gegenstand“

Die Berliner Polizei sprach von einem „sprengstoffverdächtigen Gegenstand“. Am Haus fuhren Feuerwehr, Krankenwagen und Polizeiautos vor. Am Abend trug die Polizei aus dem Wohnhaus einen Gegenstand heraus, der einer kleineren Granate ähnelte. Ein Beamter vom Kampfmittelräumdienst verstaute den Gegenstand in einem Auto in einer Sicherheitskiste, wie ein dpa-Reporter beobachtete. „Es sieht aus wie eine Mörsergranate, ist aber keine, kommt dem aber ganz nah“, sagte ein Polizist dazu.

Bei der Durchsuchung ist noch ein weiterer möglicherweise gefährlicher Gegenstand gefunden worden. Er sei ebenso abtransportiert worden wie andere potenziell gefährliche Funde zuvor, sagte ein Polizeisprecher am frühen Donnerstagmorgen.

Anwohner vor dem Wohnhaus der früheren RAF-Frau Daniela Klette, das wegen einer möglichen Gefahr geräumt wurde.
Anwohner vor dem Wohnhaus der früheren RAF-Frau Daniela Klette, das wegen einer möglichen Gefahr geräumt wurde.

© dpa/Paul Zinken

„Unsere Kriminaltechnik untersucht aktuell die bei der Wohnungsdurchsuchung aufgefundenen, möglicherweise gefährlichen Gegenstände“, teilte die Polizei auf X mit. Später kam auf gleichem Weg die Bestätigung: „Von unseren Kriminaltechnikern wurde bisher eine Granate aus dem Gebäude gebracht und an einem anderen Ort unschädlich gemacht.“

Die Untersuchung weiterer Gegenstände ergab, dass für deren Abtransport ein gegenüberliegendes Gebäude teilweise evakuiert werden musste. Ab dann wurde die gesamte Sebastianstraße gesperrt.

Am späten Abend erklärte die Polizei dann, dass ein Gegenstand mit spezieller Transporttechnik abgeholt werden müsse, weshalb sich die Maßnahmen noch längere Zeit hinziehen würden. „Anwohner können sich in Wärmebussen der BVG aufhalten oder in einer nahe gelegenen Turnhalle unterkommen“, teilte die Polizei auf X mit. Das Deutsche Rote Kreuz versorgte die Anwohner und Einsatzkräfte mit warmen Getränken.

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Klette sitzt seit Festnahme in U-Haft

Klette war am Montagabend in ihrer Wohnung im 5. Stock festgenommen worden. Sie sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Wo genau sie untergebracht ist, dazu sagte das niedersächsische Justizministerium aus Sicherheitsgründen nichts. Man habe auch keine Erkenntnisse, ob Klette zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe gebracht werden sollte: Dort wurden in den letzten Jahrzehnten die meisten Taten der RAF angeklagt.

Der 65-jährigen Klette werden derzeit vor allem Überfälle auf Geldtransporter zur Last gelegt, die in Niedersachsen verübt wurden.

Nach Angaben des LKA lebte Klette in der Kreuzberger Wohnung, die jedoch nicht von ihr angemietet worden war, circa 20 Jahre unter falschem Namen. Dazu nutze sie einen italienischen Pass. Ihre Identität wurde demnach aufgrund von Fingerabdrücken bewiesen. Klette bestätigte sie zudem.

Die Polizei hatte seit drei Jahrzehnten nach der früheren RAF-Frau sowie dem 69 Jahre alten Ernst-Volker Staub und dem 55-jährigen Burkhard Garweg gefahndet, die ebenfalls als mutmaßliche RAF-Terroristen gesucht wurden. Im Zusammenhang mit der Verhaftung Klettes war am Mittwoch eine weitere Person vorläufig festgenommen worden. Das LKA Niedersachsen bestätigte den Vorgang, teilte aber mit, es handele sich nicht um die gesuchten Ex-RAF-Mitglieder Garweg oder Staub. Die Fahndung zu den beiden läuft weiter.

Klettes Taten könnten verjährt sein

Die meisten Taten, die Klette mit RAF-Bezug begangen haben soll, sind womöglich verjährt. Der Staatsanwaltschaft Verden und dem LKA geht es um die in den letzten fast 25 Jahren in Niedersachsen verübten Raubüberfälle, an denen sie mit den früheren RAF-Männern Garweg und Staub beteiligt gewesen sein soll.

Schon am Dienstag war in Berlin ein anderer Mann festgenommen worden, der am Mittwoch freigelassen wurde. Aus Justizkreisen heißt es, es handelte sich um einen „Wichtigtuer“.

Generalbundesanwalt äußert sich nicht

Zu aktuellen oder geplanten Ermittlungsmaßnahmen äußert sich der Generalbundesanwalt auf Anfrage nicht. Die Karlsruhe Behörde führt aber aufgrund ihrer Zuständigkeit für terroristische Delikte weiterhin sowohl gegen Klette wie auch gegen die weiterhin flüchtigen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg Ermittlungsverfahren.

Die drei sind dringend verdächtig, im März 1993 den Sprengstoffanschlag auf die im Bau befindliche Justizvollzugsanstalt Weiterstadt verübt zu haben. Klette soll zudem bei einem Anschlag auf das Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank 1990 in Eschborn und ein Jahr später bei Schüssen auf die US-Botschaft in Bad Godesberg beteiligt gewesen sein. Der Vorwurf der Bildung einer terroristischen Vereinigung gegen Klette ist mittlerweile verjährt, doch da es auch um versuchten Mord geht, läuft das Verfahren beim Generalbundesanwalt weiter.

Fallen gelassen wurde der ebenfalls gegen die drei zwischenzeitlich erhobene Vorwurf, als terroristische Vereinigung 1999 einen Geldtransporter in Duisburg-Rheinhausen überfallen zu haben. Hier stellte sich heraus, dass Geldbeschaffung im Vordergrund stand und deshalb die Staatsanwaltschaft zuständig ist.

Die Ermittlungsverfahren beim Generalbundesanwalt und bei der Staatsanwaltschaft Verden laufen grundsätzlich getrennt. Eigene Vernehmungen durch die Karlsruher Behörde sind deshalb möglich. Klette war nach ihrer Verhaftung in Berlin zum Amtsgericht Verden gebracht worden. Gegen sie liegen mehrere Haftbefehle vor.

Der RAF werden 33 Tötungsdelikte zugerechnet, die Terrortruppe löste sich 1998 auf. (mit dpa)

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