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Aktion gegen die Klimakrise von fünf Berliner Müttern vor der Deutschen Bank im Mai 2022

© privat

Vor Gericht nach Aktion zur Klimakrise: Berliner Mütter gegen die Deutsche Bank

Letztes Jahr klebten sich fünf Berlinerinnen an die Filiale der Bank an der Friedrichstraße. Eine von ihnen stand jetzt vor Gericht, kurz vor dem großen Klimastreik am Freitag.

Fünf Mütter gegen die Deutsche Bank: Mit Sekundenkleber hatten sich fünf Berlinerinnen am 19. Mai 2022 an der Deutschen Bank-Filiale an der Friedrichstraße festgeklebt. Sie wollten damit zeitgleich zur Hauptversammlung des Geldinstituts auf dessen Beteiligung an den Ursachen der Klimakrise aufmerksam machen. „Es war uns wichtig, nichts zu beschädigen, Kleber zu verwenden, der sich rückstandslos entfernen lässt und den Hintereingang frei zu lassen, um niemanden zu nötigen“, sagt Judith Bade, eine der Mütter.

Am Mittwoch stand Judith Bade dafür vor Gericht. Zuvor hatte sie einem Strafbefehl wegen Sachbeschädigung in Höhe von 600 Euro widersprochen. 100 Euro soll die Reinigung der Fassade gekostet haben. Nun sei Verfahren zwar eingestellt worden, sagt Bade. Allerdings gegen eine Zahlung in Höhe von 200 Euro an eine gemeinnützige Organisation.

Bade war mit ihrem drei Monate alten Baby zur Verhandlung im Amtsgericht Tiergarten erschienen und nutzte die Gelegenheit, um der Richterin in einem Statement die Motivation der Aktion zu erklären: „Ich bin Mutter von zwei kleinen Töchtern. Ich sorge mich um ihre Zukunft und versuche, sie mit Selbstvertrauen, Liebe und Optimismus auf das Leben in Gemeinschaft vorzubereiten. Gleichzeitig sehe ich ihr Leben und ihre Zukunft durch den fahrlässigen Umgang mit der nahenden Klimakatastrophe existenziell bedroht.“

Sie ist kein Mitglied der „Letzten Generation“

Sie sei – anders als im Strafantrag beschrieben – kein Mitglied der „Letzten Generation“. Mit ihrer Aktion hätten sie und die anderen Mütter lediglich den Fokus in der Klimadebatte verschieben wollen: „Auf das, was bislang viel zu wenig beachtet wird: Verantwortliche und Verursacher wie die Deutsche Bank“. Seit 2016 habe das Geldinstitut fast 100 Milliarden US-Dollar für den Aus- und Neubau fossiler Infrastruktur zur Verfügung gestellt – unter anderem für RWE und Shell. 2022 habe es 280 Millionen Dollar an TotalEnergies gegeben, die die höchst umstrittene Ölpipeline EACOP forcieren. „Warum lassen wir zu, dass mit solchen Geschäften die Lebensgrundlage unserer Kinder wissentlich zerstört wird?“ fragte Bade vor Gericht. „Wir wollten mit der Aktion auf diese Investitionen in die aktive Zerstörung der Lebensgrundlagen aufmerksam machen und an die Deutsche Bank und die Politik appellieren.“

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Bei drei der fünf Mütter seien die Verfahren eingestellt worden, erzählt Bade. Zwei Mal ohne Gerichtsverhandlung, ein weiteres Mal ebenfalls gegen eine Zahlung an eine gemeinnützige Organisation. Die letzte Verhandlung steht im Oktober an.

Vorher findet an diesem Freitag der Globale Klimastreik statt: In Berlin ist um 12 Uhr eine Demonstration am Brandenburger Tor geplant. „Ich werde mit meinem Baby hingehen, mit Ohrenschutz, und in einer ruhigen Ecke bleiben“, sagt Bade, die nach der Geburt ihres ersten Kindes ihren Job in der Automobilindustrie aufgegeben hat und nun für eine NGO arbeitet, die sich für Klimaschutz einsetzt. Sie hat kürzlich die Initiative „Jetzt oder nie – Eltern gegen die Fossilindustrie“ mitgegründet, die Aktionen zivilen Ungehorsams plant. „Friedliche“, wie sie betont.

Bei der Demonstration am Freitag wird noch eine weitere Gruppe aktivistischer Eltern aktiv sein: „Parents for Future“, die allerdings keine Aktionen zivilen Ungehorsams macht. Deren Mitglieder planen, bei der Demo Schilder „mit den Namen klimaschädlicher Unternehmen“ hochzuhalten, etwa Exxonmobile, Nestlé, Tönnies – und die Deutsche Bank. „Ständig wird an Einzelpersonen appelliert, sich klimafreundlicher zu verhalten. Dies hilft jedoch wenig, solange die fossile Industrie weiterhin gigantische Mengen an Kohle, Öl und Gas verbrennt“, sagt Petra Nielsen, die sich bei „Parents for Future“ engagiert. „Von uns Eltern wird erwartet, dass wir unseren Kindern Grenzen setzen, wenn sie sich schädigend gegenüber anderen Kindern verhalten. Wir erwarten hingegen, dass die Politik endlich der Fossilindustrie Grenzen setzt, da sie der gesamten Menschheit schadet.“

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