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© dpa/Jörg Carstensen

Verbände kritisieren Tempo-50-Pläne für Berlin: „Jedes Jahr Tempo 30 hat 59 Menschen Leben und Gesundheit bewahrt“

Mit dem Vorhaben, an etlichen Straßen wieder Tempo 50 einzuführen, mache Senatorin Manja Schreiner den Verkehr unsicherer, kritisieren Verbände. Die Statistiken geben ihnen recht.

Initiativen und Verbände äußern massive Kritik an den Plänen von Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU), auf bis zu 33 Berliner Hauptstraßen wieder Tempo 50 zuzulassen. Der Fußgängerverein Fuss e.V. argumentiert, durch das Vorhaben erhöhe sich das Risiko für Unfälle und Verkehrsopfer auf den betroffenen Abschnitten deutlich.

Der Verein hat die Unfallzahlen auf 25 dieser Strecken analysiert, auf denen das Höchsttempo erst 2019 gesenkt worden war. Die Bilanz der Fußgängerlobbyisten: Die Anzahl der Unfälle mit Toten und Verletzten ist dort in den Jahren nach der Umstellung um 27 Prozent gesunken.

27,1%
weniger Unfälle zählte Fuss e.V. auf den untersuchten Straßen nach der Einführung von Tempo 30.

Auf den untersuchten Strecken war 2018 noch Höchsttempo 50 zulässig. In jenem Jahr gab es laut amtlichem Unfallatlas dort 218 Vorfälle mit Verletzten und Toten. Nachdem der Senat 2019 zur Luftreinhaltung Tempo 30 angeordnet hatte, sanken die Zahlen deutlich.

In den Jahren danach betrug die durchschnittliche Anzahl dieser Unfälle jährlich nur noch 159. Zwar sei wegen Corona die Zahlen schwerer Unfälle auch anderswo gesunken – in ganz Berlin aber nur um 12,7 Prozent. In den neuen Tempo-30-Gebieten hingegen um 27,1 Prozent.

Diesen Sicherheitsgewinn will Schreiner jetzt zunichtemachen – nur damit Auto- und Motorradfahrer ein paar Sekunden früher zur nächsten Ampel kommen.

Roland Stimpel, Sprecher von Fuss e.V.

„Jedes Jahr mit Tempo 30 hat hier rechnerisch 59 Menschen Leben und Gesundheit bewahrt“, folgert Fuss-Sprecher Roland Stimpel. Aus Sicht der Unfallforschung sei die Sache eindeutig: „Das Sterberisiko ist bei Menschen, die mit Tempo 50 gerammt werden, viermal höher als bei Tempo 30“, sagte Stimpel. „Diesen Sicherheitsgewinn will Schreiner jetzt zunichtemachen – nur damit Auto- und Motorradfahrer ein paar Sekunden früher zur nächsten Ampel kommen.“

Auch der Verein Changing Cities befürchtet aufgrund der Pläne weniger Sicherheit auf Berlins Straßen, insbesondere für Radfahrer. Auf 23 der betroffenen 33 Straßen gebe es keine Radwege. Radfahrende befänden sich daher künftig im Mischverkehr direkt neben Autos, die mit 50 Kilometern pro Stunde vorbeirasten.

„Wenn hier Tempo 50 erlaubt wird, ist das ein Signal in Richtung Gegeneinander und nicht Miteinander“, urteilte Ragnhild Sørensen von Changing Cities.

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