zum Hauptinhalt
Lizenz zum Zeigen: Auch am Sonntag können sich Besucher noch den BND-Neubau ansehen - ein bisschen.

© Jens Kalaene/dpa

Tag der offenen Tür der Bundesregierung: Beim BND ist das meiste nur Fassade

Zum ersten Mal lässt der Bundesnachrichtendienst an diesem Wochenende Besucher auf das Gelände seiner künftigen Zentrale. Ein Blickchen hinter die Kulissen.

„Und drunter? Gibt’s da den Bunker?“, fragt ein älterer Herr. „Nein. Wenn gebombt wird, sind wir genauso dran wie Sie“, antwortet der Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes trocken. Die Zuhörer nicken, manche lachen. Etwa 40 Menschen scharen sich bei 31 Grad Außentemperatur um den Mitarbeiter des BND, der an diesem Sonnabend den interessierten Besuchern die neuen Gebäude des Geheimdienstes in Berlin zeigt, in denen eines Tages 4000 Menschen arbeiten sollen.

Die Gebäude zeigen heißt: mit den Besuchern einmal in der zukünftigen Feuerwehrstraße um das mittlere der drei Gebäude herumgehen. An allen vier Ecken wird einmal haltgemacht, die Besucher dürfen Fragen stellen und bekommen mehr oder weniger befriedigende Antworten wie diese: „Darüber darf ich leider nicht sprechen.“ Manchmal scheint der Angestellte des Nachrichtendienstes, der seinen Namen nicht nennen möchte, aber auch nur auf gute Fragen aus dem Publikum zu warten. „Ich habe gefragt, ob die 14.000 Fenster denn auch aus Panzerglas sind“, sagt Christian Haase aus Charlottenburg-Wilmersdorf. „,Ein paar‘, bekam ich als Antwort. ,Nur das vom Chef?‘, habe ich gefragt, und da meinte er: ,Ja‘“, berichtet Haase von der Tour.

Seit der Öffnung am Samstag um 10 Uhr lässt der Andrang an Besuchern nicht nach. Konstant schlängeln sich Neugierige rund 150 Meter an der Nordseite des Gebäudes entlang. Einige warten mehr als zwei Stunden, um einen Blick auf den BND-Bau zu erhaschen. „Ich wollte einfach mal sehen, wie Agenten so arbeiten“, sagt ein Besucher aus Henningsdorf, der schon seit einer Stunde ansteht. Noch bis 18 Uhr werden Besucher durch eine Sicherheitsschleuse auf das Gelände gelassen. Ähnlich groß ist das Interesse wohl nur am Kanzleramt. 18 Bundesministerien öffnen an diesem Wochenende ihre Pforten, zum ersten Mal nun auch der Bundesnachrichtendienst.

„Unser Ziel ist es, Offenheit zu zeigen“, sagt der Mitarbeiter des BND, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, aber ebenfalls nicht namentlich genannt werden möchte. „Wir möchten mit den Menschen in Dialog treten“, fährt er fort. Dass der Besuch beim BND nicht im offiziellen Programm der Bundesregierung steht und auch nicht an die Shuttle-Bus-Tour angeschlossen ist, sei nur aus Vorsicht gewesen. „Wir wollen den Besuchern einen realistischeren Blick auf den BND ermöglichen“, sagt er. „Es geht darum, Vorurteile abzubauen, wir sind kein Geheimdienst.“ Er sieht die Behörde vielmehr als „Informationsbeschaffungsundverarbeitungsmaschinerie“.

Womit sich die BND-Mitarbeiter Tag für Tag beschäftigen, bleibt allerdings auch nach der Tour rätselhaft. Die Skepsis vieler Besucher vermag dieser Besuch auch nicht zu zerstreuen. „Und in der Palme sind dann Kameras, die uns überwachen?“, fragt eine Frau aus der Gruppe und zeigt auf die 22 Meter hohe Palme, die vor dem Gebäude in die Höhe ragt. Nein, das sei nur Kunst und völlig harmlos, klärt der Mitarbeiter auf.

Vorurteile sollen auch in Zukunft abgebaut werden. Im roten Klinkerbau des Komplexes soll nach Bezug der Gebäude in etwa zwei Jahren ein Besucherzentrum entstehen. Und auch jetzt schon können sich Besuchergruppen am derzeitigen Berliner BND-Sitz in Lichterfelde über die Arbeit des BND informieren.

3500 Büros hat das riesige Gebäude

Manch ein Besucher war von dem Informationsgehalt der Führung jedoch nicht überzeugt: „Hat sich nicht gelohnt. Bevor ich hier reingegangen bin, wusste ich schon mehr“, sagt ein Rentner, der vor mehr als 70 Jahren in der Kieler Straße gegenüber dem BND-Gebäude geboren wurde. Dass nun so ein großes Gebäude, zumal von einem Nachrichtendienst, in seiner ehemaligen Nachbarschaft steht, beeindruckt ihn nicht: „Vorher war die Maikäferkaserne hier, dann waren Reichswehr und Wehrmacht da und jetzt halt der BND, da schließt sich doch der Kreis.“

Petra und Gernot Zellmer sind jedoch begeistert von der Tour: „Uns hat vor allem der Einblick in die Architektur begeistert, dass man die Funktionalität der Gebäude kennenlernt und ein bisschen mehr über die Arbeit des BND erfährt“, sagen sie. „Und die unglaublichen Dimensionen der Gebäude kann man auch erst erahnen, wenn man sie einmal abgegangen ist.“

3500 Büros hat das Gebäude auf dem Zehn-Hektar-Grundstück insgesamt. Bislang sind auf dem ehemaligen Gelände des „Stadion der Weltjugend“ aber nur 200 Mitarbeiter der Logistik am Werk.

Führungen über das BND-Gelände gibt es auch an diesem Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Anmeldung nicht nötig, aber Personalausweis.

Zugang über Chausseestraße Ecke Ida-von-Arnim-Straße (U-Bahnhof Schwartzkopffstraße).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false