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Geflüchtete Menschen aus der Ukraine sitzen im Aufenthaltsraum im Ukraine-Ankunftszentrum Tegel, Terminal C, im ehemaligen Flughafen Tegel.

© dpa/Carsten Koall

Vier Monate und länger: Tegel wird für Geflüchtete in Berlin zur langfristigen Unterkunft

Geflüchtete bleiben immer länger in Tegel, weil andere Unterkunftsplätze fehlen. Senatorin Kiziltepe geht davon aus, das Gelände auch ins nächste Jahr hinein noch zu brauchen.

Das Ukraine-Ankunftszentrum am Flughafen Tegel entwickelt sich zu einer längerfristigen Bleibe für die dort untergekommenen Geflüchteten. Die Menschen, die sich dort nach ihrer Ankunft in Berlin melden, müssen inzwischen im Schnitt vier Monate im Ankunftszentrum auf dem ehemaligen Flughafengelände bleiben, bevor sie in eine reguläre Unterkunft umziehen können.

Das sagte ein Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) am Dienstag dem Tagesspiegel. Grund dafür sei, dass derzeit kaum Kapazitäten in den Gemeinschaftsunterkünften im Land Berlin zur Verfügung stünden. Derzeit leben im Terminal C des ehemaligen Flughafens sowie in den auf dem Gelände aufgestellten Leichtbauhallen 2770 Personen, darunter 639 Kinder.

Nutzung von Tegel als Flüchtlingsunterkunft auch 2024

Weil das Zentrum weiterhin dringend benötigt wird, plant Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) mit der weiteren Nutzung bis Ende des Jahres und auch darüber hinaus. „Wir gehen davon aus, dass das auch ins nächste Jahr geht“, sagte sie auf der Senatspressekonferenz am Dienstag. Ihre Amtsvorgängerin Katja Kipping (Linke) hatte die Nutzung bis September erst im April beschlossen, mit einer Verlängerungsoption bis Ende des Jahres.

Es ist nicht unser Ziel, Menschen dort über einen längeren Zeitraum unterzubringen, aber es geht derzeit nicht anders.

Cansel Kiziltepe (SPD), Berlins Integrationssenatorin

Ursprünglich war das Ankunftszentrum als reines Ankunfts- und Verteilzentrum gedacht. Geflüchtete sollten sich dort nur maximal drei Tage aufhalten. Bereits im vergangenen Jahr mussten vereinzelt immer wieder Menschen mehrere Wochen dort bleiben. Derzeit sind es im Schnitt vier Monate, für einzelne Personen kann es aber noch länger sein. Nach Tagesspiegel-Informationen kamen einige geflüchtete Personen sechs Monate in Tegel unter, bevor sie in eine andere Unterkunft umziehen konnten.

„Es ist nicht unser Ziel, Menschen dort über einen längeren Zeitraum unterzubringen, aber es geht derzeit nicht anders“, sagte Kiziltepe. Man wolle die Geflüchteten menschenwürdig unterbringen und ein „Minimum am Wohlfühlatmosphäre“ schaffen. Deswegen sei die soziale Infrastruktur vor Ort bereits ausgebaut worden. Nach Angaben des LAF gibt es etwa Kinder-Spielbereiche, Sport- und Kulturangebote sowie die Möglichkeit, in Ruhe an einem Computer zu arbeiten.

Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Berlin Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) über die finanzielle Hilfe vom Bund

Die Senatorin stellte klar, dass die auf dem Flüchtlingsgipfel in der vergangenen Woche erfolgte Unterstützungszusage des Bundes erfreulich sei, das Geld aber nicht ausreiche. Die 50 Millionen Euro, die Berlin bekomme, seien „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Sie bekräftigte die Forderung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) und der anderen Länderchefs nach einer am Bedarf orientieren finanziellen Unterstützung des Bundes.

Die vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) angekündigte Berliner Taskforce zur Versorgung Geflüchteter soll nächste Woche vom Senat beschlossen werden. Es handele sich bei dem Thema um eine „Querschnittsaufgabe“, sagte Kiziltepe. Wie die Arbeit der Taskforce genau aussehen soll, konnte sie noch nicht sagen. „Uns ist wichtig, dass wir hier gut beispielhaft vorankommen“, sagte die Senatorin.

Man werde als erstes Gespräche mit den Bezirksbürgermeistern führen. Im Koalitionsvertrag hatten CDU und SPD verabredet, die Geflüchteten auf alle Bezirke gleichmäßig zu verteilen. Bislang gibt es in manchen Bezirken deutlich mehr Unterkünfte als in anderen.

Wechsel und Umstrukturierung der LAF-Leitung

Die Sozial- und Integrationsverwaltung plant zudem eine neue Leitungsstruktur für das LAF. Die bisherige kommissarische Leiterin Carina Harms wird das Amt Ende Juni verlassen. Bis dahin werde sie die Neustrukturierung einleiten, wie Staatssekretär Aziz Bozkurt sagte.

Es brauche „einen starken Teamgeist, der eine Organisation zusammenhält und zu außergewöhnlicher Leistung motiviert“. Offenbar soll die Führung des LAF breiter aufgestellt werden. Derzeit läuft bereits ein Auswahlverfahren. Wer Harms’ Nachfolge antritt, ist aber noch nicht bekannt.

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