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In Kummersdorf befindet sich der zentrale Munitionszerlegebetrieb mit Sprengplatz, wo der Verdächtige tätig gewesen sein soll. 

© IMAGO/IPON

Update

Sprengstoff, Waffen und Munition gehortet: Entschärfer der Brandenburger Polizei in U-Haft – Reichsbürger-Verdacht nicht bestätigt

Nach Durchsuchungen bei einem Mitarbeiter des Brandenburger Kampfmittelbeseitigungsdienstes läuft die Auswertung. Möglicherweise hat der Mann Material im Job abgezweigt.

| Update:

Nach der Razzia bei einem Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Brandenburger Polizei hat das Amtsgericht Potsdam am Donnerstagabend Haftbefehl gegen den Mann erlassen. Gegen Bernd S. werde ermittelt wegen des Verdachts, gegen das Waffengesetz, das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Sprengstoffgesetz verstoßen zu haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Potsdam am Freitag. S. sitzt nun in Untersuchungshaft.

Bei Durchsuchungen am Mittwoch und Donnerstag fanden die Ermittler sprengstoffähnliche Substanzen „im einstelligen Kilogrammbereich“, sagte die Sprecherin. Zudem seien Schusswaffen „im einstelligen Bereich“ sowie Munition sichergestellt worden. „Ein Reichsbürgerbezug hat sich nicht bestätigt“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Der Beschuldigte, dessen Alter die Staatsanwaltschaft nicht nennen wollte, habe sich zu den Vorwürfen geäußert. Konkretere Angaben etwa zu Hintergründen und dem Motiv des Mannes machte die Sprecherin nicht. Die Auswertung der Durchsuchungen sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Ob es sich bei den gefundenen Substanzen tatsächlich um Sprengstoff handelt, lasse sich noch nicht sagen. Auch zur Art der Waffen machte die Sprecherin keine Angaben.

Tipp kam aus dem Umfeld des Mannes

Polizei und Staatsanwaltschaft hätten das Verfahren „nach einem Hinweis aus dem Umfeld des Beschuldigten“ eingeleitet, sagte die Sprecherin. Wie S. an Sprengstoff, Waffen und Munition gekommen ist, sei Gegenstand der Ermittlungen. Ebenso die Frage, ob S. das alles im Dienst als Entschärfer abgezweigt hat.

Das Innenministerium hat „die Prüfung arbeitsrechtlicher Konsequenzen gegen den Tarifbeschäftigten eingeleitet“, erklärte ein Sprecher. „Darüber hinaus wurde eine umfangreiche Überprüfung der Dienstabläufe am Arbeitsort des Beschuldigten durch die zuständige Fachabteilung des Innenministeriums veranlasst“, sagte der Ministeriumssprecher.

Die Polizei hatte am Mittwoch und Donnerstag an drei Orten Gebäude durchsucht. Am Mittwoch war zunächst das Spezialeinsatzkommando in Deutsch Wusterhausen, einem Ortsteil von Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald) angerückt. Dort soll die pflegebedürftige Mutter des Mannes wohnen. Zudem durchsuchten Beamte seine Wohnung in Wünsdorf, einem Ortsteil von Zossen (Teltow-Fläming).

Daneben wurden Räume in Kummersdorf durchsucht. Dort befindet sich der zentrale Munitionszerlegebetrieb mit Sprengplatz, wo S. tätig gewesen sein soll. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst gehört zum Zentraldienst der Polizei des Landes Brandenburg. Er ist unter anderem für den Transport, die Lagerung und Vernichtung von Kampfmitteln wie etwa Weltkriegsbomben zuständig. In Kummersdorf befand sich bis 1945 die Heeresversuchsanstalt Kummersdorf der Wehrmacht, ein Entwicklungs- und Erprobungszentrum für neue Waffensysteme.

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