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Slava und seine Clowns ziehen das Publikum mit ganz eigenen Mitteln in ihren Bann.

© E. Naranjo / dpa

Clown-Show im Admiralspalast: Slava im Wunderland

Clown Slava, seit fast einem Vierteljahrhundert im Geschäft, gastiert im Admiralspalast. Die Besucher erwartet Prunk und Surreales.

Riesige bunte Bälle fliegen über die Köpfe der Besucher, ein weißes Netz spannt sich über sie. Mal spritzt Wasser auf ihre Kleidung, dann schneit es Papierschnipsel und die lateinischen Verse der Carmina Burana dröhnen durch den Saal. Am 3. Januar kommt Slava Polunin mit seiner Snowshow nach Berlin zurück. In der Rolle des Clowns "Yellow" spielt er bis zum 8. Januar wieder mit seiner Truppe im Admiralspalast, und Besucher können sich auf Prunk, Kitsch, surreale Kulissen und einen interaktiven Abend einstellen. Gesprochen wird nicht, aber viel gezeigt.

Der Russe Slava Polunin, der mit vollem Namen Wjatscheslaw Iwanowitsch Polunin heißt und sich selbst als Narr bezeichnet, reist mit seiner Inszenierung seit 24 Jahren um die Welt und ist in mehr als 30 Ländern aufgetreten. Mitte der 90er Jahre inszenierte er die Snowshow erstmals im Cirque du Soleil.

"Berlin war immer schon ein Zentrum des Kabaretts", sagt er. Zum ersten Mal kam er 1969 in die Stadt, nach Prenzlauer Berg. Er trat damals in einem Pantomime-Theater auf. Als er zwanzig Jahre später zurückkehren wollte, hatte er auch eine politische Agenda.

Mit der sogenannten "Friedenskarawane" wollte er mit anderen Clowns und Theaterleuten von Moskau nach Paris ziehen. Der Weg sollte auch durch Berlin führen – und zwar von Ost nach West durch das Brandenburger Tor. Daraus wurde aber nichts: "Der Westen hat es erlaubt, aus Ost-Berlin haben wir nie eine Antwort auf unsere Anfrage bekommen", sagt Polunin. Sechs Monate danach fiel die Mauer. "Da bekam ich eine Nachricht aus West-Berlin, sie lautete: Die Mauer ist jetzt offen, Sie können Ihre Tour starten", erzählt der Clown. Da war es leider zu spät.

Nach dem Mauerfall arbeitete Slava Polunin mit der Ufa-Fabrik zusammen. Wenn er heute in Berlin sei, gehe er gern in den Zirkus Flick-Flack, sagt der 66-Jährige. Die Hauptstadt sei wie ein eigenes Land innerhalb Deutschlands. "Hier lacht man viel mehr." Polunin sieht sich als Visionär, als "modernen Clown". Doch was macht das Moderne aus? Moderne Clowns würden ihren Geist benutzen, statt ihrer Muskeln, sagt Polunin und erinnert an Charlie Chaplin. Der war eines seiner großen Vorbilder. "Ich wollte immer ein Clown sein", sagt Polunin, aber seine Mutter wollte, dass er zuerst einen Brotberuf erlernt. Er begann in Leningrad Ingenieurwissenschaften zu studieren, machte dann aber einen Abschluss am Institut für sowjetische Kultur und gründete eine Clown-Schule.

Vor allem Kinder würden ihn bei seiner Arbeit inspirieren, sagt er. Beim Rundgang durch den Garten seiner französischen Residenz fühlt man sich an Alice im Wunderland erinnert. Es gibt einen "Weißen Garten" mit einem weiß bemalten Pavillon, unter dem ein weißes Schachbrett steht, weiße Vorhänge wehen im Wind. Ein Holzweg führt weiter zum unheimlich anmutenden „Schwarzen Garten“ und schließlich zu einem Haus, dessen Dach ein umgedrehtes Boot ist, Rumpf nach oben. Polunin lässt Künstler auf seinem Anwesen leben, in einem eigens dafür eingerichteten Gästehaus. Als Gegenleistung will er keine Miete, sondern Kunst.

Wie lange er noch als Clown auf der Bühne stehen will, weiß der selbst ernannte Präsident der "Akademie der Narren" nicht. "Die Show wird jeden Tag besser", sagt er. Nun können die Berliner das wieder selbst beurteilen.

Slava’s Snowshow, Admiralspalast, Friedrichstraße 101–102, 10117 Berlin. 5.1., 19 Uhr; 6.1., 20 Uhr; 7.1., 16 + 20 Uhr; 8.1., 14 + 18 Uhr; Tickets ab 30 Euro sind noch erhältlich.

Die Reise zum Pariser Anwesen Polunins war eine organisierte Pressereise, zu der der Tagesspiegel eingeladen wurde.

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