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Menschen stehen im Berliner Ankunftszentrum für Flüchtlinge aus der Ukraine am ehemaligen Flughafen Tegel vor einem Zelt Schlange. Der Bundesminister für Gesundheit und die EU-Kommissarin für Gesundheit, Kyriakides, besuchten am Montag das Ankunftszentrum. +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Christoph Soeder

Update

Ankunftszentrum in Berlin-Tegel wird erweitert: Neue Spiel- und Lernangebote für geflüchtete Kinder

Vielen geflüchteten Kindern, die im Ankunftszentrum untergebracht sind, fehlt es an Beschäftigung und Struktur. Eine Neueröffnung soll das nun ändern.

Von Colin Ivory Meyer

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Rechts von der Tafel am Flughafen Tegel, auf der man früher die Abflüge sehen konnte, sind heute Menschen, die ankommen. Im Ukraine-Ankunftszentrum Tegel werden Geflüchtete registriert und gegebenenfalls untergebracht. Ursprünglich war geplant, dass sie nur für einige Tage dort bleiben und dann anderswo wohnen werden. Doch das gestaltet sich schwierig.

„Mittlerweile ist es leider so, dass die Geflüchteten hier im Schnitt bis zu vier Monate hier verweilen“, beschreibt Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Momentan leben in Tegel 2517 Menschen, davon 609 Minderjährige. Den Kindern fehlt es an Struktur und Beschäftigung, doch das soll sich jetzt ändern.

Am Montag eröffnete Kiziltepe zusammen mit CDU-Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch einen Containerkomplex, der von Sportangeboten und Sitzmöglichkeiten umgeben ist – genannt „Togehter@P10“. Das Projekt stellt Spiel- und Lernangebote zur Verfügung, die geflüchtete Kinder auf das deutsche Bildungssystem vorbereiten und ihnen einen strukturierten Tagesablauf gewährleisten sollen, betonen die Senatorinnen.

Der Rundgang durch das Gebäude führt durch alle Altersstufen. Die Zwei- bis Fünfjährigen sollen Sprachförderung bekommen und auf den Kitaalltag eingestimmt werden.

Ich selbst habe als Kind eine Flucht erlebt und wurde ins kalte Wasser des deutschen Schulsystems geschmissen.

Shireen Golme, Leiterin des Bildungsinstituts JT, das Schulvorbereitung anbietet.

Ältere Kinder haben mindestens zweimal täglich eine Schulstunde lang Deutschunterricht, sollen Ausflüge machen und auf die Schule vorbereitet werden. Realisiert werden die Angebote in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Trägern und Sportvereinen. Zum Beispiel vom Bildungsinstitut JT, das schulvorbereitende Maßnahmen anbietet und von den Pädagoginnen Cathrin Jeyaravi und Shireen Golme geleitet wird.

Die sri-lankischen Schwestern finden es wichtig, dass geflüchtete Kinder auch von Menschen mit Migrationshintergrund betreut werden. „Ich selbst habe als Kind eine Flucht erlebt und wurde ins kalte Wasser des deutschen Schulsystems geschmissen“, sagt Golme. Sie hätte einen anderen Blick für die Bedürfnisse der Kinder und könne aus einer gemeinsamen Erfahrung heraus mit ihnen in Verbindung treten.

Jugendliche ab 16 lernen ebenfalls Deutsch, werden beispielsweise in Willkommensklassen weitervermittelt oder können sich zu Ausbildung und Beruf beraten lassen. Elke Biester, die in der Bildungsverwaltung für die Koordination des Projekts zuständig ist, sagt: „Das Angebot wird sukzessiv weiter ausgebaut. Ziel ist dann die Überleitung in reguläre Schul- und Ausbildungsplätze.“

Zusätzlich gibt es verschiedene Sportangebote. In einem Containerraum bittet der Tanzpädagoge Hakim Mohamud die Senatorinnen zum gemeinsamen Tanz. Der Berliner ist Sohn somalischer Einwanderer und engagiert sich seit Jahren für geflüchtete Kinder. Das Tanzen sieht er als eine gute, lockere Ablenkung.

Die sei bei vielen Kindern, die mit traumatischen Erfahrungen nach Berlin kommen, dringend nötig, sagt Günther-Wünsch. „Deswegen stellen wir in Tegel und darüber hinaus ein therapeutisches Angebot in der Muttersprache bereit.“

Das Projekt sei bis Jahresende angesetzt, sagt Kiziltepe. Günther-Wünsch fügt hinzu, dass die Möglichkeit bestehe, es zu verlängern. Die Senatorinnen sehen darin eine pragmatische Überganglösung, bis die Probleme bei Regelbeschulung und dezentraler Unterbringung bewältigt sind.

Auch Tatjana und ihr Sohn, die im Januar aus Kiew nach Tegel gekommen sind, sehnen sich nach einer normalen Wohnung. Wie viele wollen sie nach dem Krieg zurück in ihre Heimat. Das Integrationsangebot, das auf dem ehemaligen Besucherparkplatz entstanden ist, befürwortet sie. Bislang habe ihr Sohn, der im Hintergrund auf einem Ball herumturnt, keine Beschäftigung und keinen Deutschunterricht bekommen. Sie hofft, dass sich das jetzt ändert. Er flitzt mit einem Eis in der Hand zum Kickertisch, um zu spielen.

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