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Eine fliegende Ratte sprühte er in der Dircksenstraße in Mitte.

© Henning Onken

Street-Art-Ausstellung im "Felix": Retrospektive von Banksy startet in Berlin

Gerade erst landete „The Haus“ einen großen Street-Art-Erfolg in Berlin. Nun startet eine Banksy-Schau in einem Ex-Nobel-Club.

Mit einem Tag Verspätung startet am Freitag eine große Retrospektive des bekanntesten Street-Art-Künstlers der Welt: „The Art of Banksy“ zeigt mehr als 80 Werke, darunter etliche von Weltruhm. Die Schau ist im ehemaligen Promi-Club „Felix“ zu sehen, auf der Rückseite des Adlon-Hotels in der Behrenstraße. So viel Banksy an einem Ort sehe man wohl nicht wieder, meint Kurator Steve Lazaride über seine Ausstellung, die schon in einigen Metropolen Station gemacht hat und in Berlin bis zum 15. September geöffnet sein soll.

Banksy selbst will mit der Schau nichts zu tun haben, doch das tut der Sache keinen Abbruch. Zu groß ist das Interesse an der Kunst des bis heute öffentlich unerkannt gebliebenen Künstlers, der wohl Brite ist und stark mit London verbunden scheint.

Banksy in Berlin

Berlin hat Banksy mindestens zwei Mal besucht. 2003 malte er ein wandfüllendes Bild im Kreuzberger Künstlerhaus Bethanien. Kurioserweise wurde die Wand übermalt, vergessen und erst im Jahr 2011 wieder freigelegt. Ein Jahr nach jenem Besuch zog Banksy mit Sprühflasche und Schablonen an den damals verkommenen S-Bahnbögen der Dircksenstraße am Alexanderplatz vorbei. Auch in Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg hinterließ er Graffiti: Ratten im Anzug, die am Regenschirm zu Boden fliegen, selbst als Sprayer aktiv werden oder einen Blumenstrauß werfenden Autonomen. Die einfarbigen „Stencils“ haben für Street Art große Vorteile: Sie lassen sich in Sekunden an Wände sprühen und beliebig oft reproduzieren. Seine anarchischen Ratten hat Banksy damals in Städten der ganzen Welt verwendet, sie verbanden sich untrennbar mit seinem Namen. „Wenn du schmutzig, unbedeutend und unbeliebt bist, dann sind Ratten dein ultimatives Vorbild“, schreibt er.

Eine zweite Ratte in Kreuzberg.

© Henning Onken

Im Laufe der Jahre hat sich Banksy technisch stark weiterentwickelt, inhaltlich blieb er sich treu: Mit dunklem Humor greift er Weltkonzerne an, thematisiert die Schattenseiten der Globalisierung, Konsum, Armut und Kriege. Er ging in Museen und hängte unbemerkt eigene Werke auf. Zwischen Monets Seerosen malte er halb versunkene Einkaufswagen. Vor zwei Jahren schuf Banksy mit „Dismaland“ ein verstörendes Abbild der Gesellschaft. In Berlin erwartet die Besucher der Ausstellung auch ein blutendes Mädchen in einer zerbombten Stadt. Zwei Notfallhelfer werden von Reportern zurückgehalten, bis das Leid gefilmt ist. „The Media“ nannte Banksy den großformatigen Druck.

Die fliegenden Soldaten brachte er im Kreuzberger Bethanien an.

© Henning Onken

Mit Street Art, die als ursprünglich antikommerzielle und temporäre Kunst nur im öffentlichen Raum funktioniert, haben signierte Leinwände in Galerien nichts mehr zu tun. Auch die Tatsache, dass die Kunst der Straße nun für 19,75 Euro Eintritt im gerade geschlossenen Glamour-Club in der Nähe des Brandenburger Tors gezeigt wird, scheint paradox – am Erfolg Banksys ändert es wohl wenig. Viele Künstler versuchen, Banksy nachzueifern. Sie besprühen und bekleben als junge Unbekannte fleißig die Wände der Stadt. Reproduktionen der Motive versuchen sie zu Geld zu machen. Wenn es klappt, wandern die Werke auf Wohnzimmerwände, Postkarten und T-Shirts. Vielleicht lassen sich irgendwann exklusive Lizenzen vergeben und ein gut bezahltes Künstlerleben führen.

Die Spuren Banksys in Berlin sind inzwischen fast verschwunden. Eines der letzten verbliebenen Werke wurde 2008 von Restauratoren von einer Wand am Alten Garnisonfriedhof in Mitte entfernt und im Internet verkauft. Das kleine Ratten-Stencil brachte knapp 10 000 Euro ein.

„The Art of Banksy", Behrenstraße 72. 16. Juni–15. September. Mo-So 10–20 Uhr. Eintritt 19,75 Euro, ermäßigt 17 Euro.

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