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Neues Lernen. Bis der reformierte Rahmenlehrplan in Kraft tritt, werden noch knapp zwei Jahre vergehen.

© dpa

Einer für alle: Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg verabschiedet

Nach Monaten der Diskussion wurde der Rahmenlehrplan jetzt verabschiedet. Er gilt für alle Berliner und Brandenburger Schüler. Die Kritik ebbt nicht ab.

Jetzt kann die inklusive Schule kommen: Berlin und Brandenburg haben als bundesweit erste Länder am Mittwoch einen gemeinsamen Rahmenlehrplan für alle Schulformen verabschiedet. Es ist zugleich das erste Mal, dass sich zwei Bundesländer auf identische Inhalte für alle Fächer geeinigt haben. Ab 2017/18 sollen die neuen Vorgaben umgesetzt werden. Die seit Monaten geäußerte Kritik an den Neuerungen riss auch nach der Unterzeichnung durch Bildungssenatorin Sandra Scheeres und Bildungsminister Günter Baaske (beide SPD) nicht ab.

Der neue Rahmenlehrplan umfasst alle Jahrgangsstufen von Klasse 1 bis 10 und gilt für Grundschulen, Sekundarschulen, Gymnasien und alle Förderschulen, abgesehen von den Schulen für geistig Behinderte. „Dies sei „eine neue Qualität“, lobte Scheeres. Baaske hob hervor, dass 13 übergreifende Themen wie Berufsorientierung, Sexualerziehung, Gewaltprävention, Gleichberechtigung, Verbraucherbildung und Demokratiebildung benannt wurden.

Eine weitere Neuerungen besteht darin, dass in Berlin in Klasse 5/6 das Fach Gesellschaftswissenschaften neu eingeführt wird, das es in Brandenburg bereits gibt und Geschichte, Politik sowie Erdkunde abdecken soll. Im Gegenzug bekommt Brandenburg das Fach Naturwissenschaften, das Berlin bereits hat.

Bei Geschichte wurde nachgebessert

Der neue Rahmenlehrplan war im Frühjahr als Entwurf vorgestellt worden. Seither hatten sich derart viele Kritiker gemeldet, dass das Landesinstitut für Schule und Medien monatelang damit beschäftigt war, die Änderungsvorschläge auszuwerten. Die Bildungsverwaltung nannte mehrere Punkte, an denen nachgebessert wurde. So wurden im Fach Gesellschaftswissenschaften geografische Inhalte stärker herausgearbeitet. Beim Fach Naturwissenschaften wurde infolge der Kritik bei den chemischen und physikalischen Inhalten und Anforderungen „nachjustiert“. Im Fach Geografie sollen jetzt Klimaschutz und physische Geografie stärker berücksichtigt werden.

Auch bei Geschichte wurde nachgebessert. So darf in den Klassen 7 und 8 doch weiterhin chronologisch unterrichtet werden. Dennoch ist der Lichtenberger Lehrer und Autor von Schulbüchern, Robert Rauh, nicht zufrieden: „In Klasse 7 soll jetzt die gesamte Epoche vom Mittelalter bis zur Industriellen Revolution im Schnelldurchgang bewältigt werden“, kritisiert er. Das werde die Schüler überfordern und abschrecken. Von der angestrebten „Entschlackung“ sei auch wenig übrig geblieben. Andererseits kämen Imperialismus und Kaiserreich nicht vor. Die Bildungsverwaltung hielt dem entgegen, dass man diese Themen freiwillig unter dem Punkt „Ursachen des 1. Weltkriegs“ behandeln könne.

Die Verwirrung ist komplett

Für den Leiter der Neuköllner Hans- Fallada-Grund- und Förderschule, Carsten Paeprer, ist vor allem wichtig, dass es jetzt einen gemeinsamen Plan gibt, der dem Inklusionsgedanken entspricht. Es werde aber eine „große Herausforderung“, ein Raster für die individuelle Benotung zu entwerfen, das starken und schwachen Schülern gerecht werde.

Generelle Kritik gibt es am Gesamtkonzept des Werks. Es sei „überfrachtet“, dazu passagenweise „elaboriert oder schematisch“ geschrieben. Die Zuordnung der Kompetenzen zu acht verschiedenen Niveaustufen mache die Verwirrung komplett, heißt es. Bei den fächerspezifischen Plänen führe die Aufteilung in die Bereiche „Kompetenzen“, „Inhalte“ und „Wissensbestände“ dazu, dass die Lehrer bei der Lektüre hin- und herspringen müssten, moniert Ursula Reichelt vom Fachverband Deutsch. Letztlich bleibe es aber dabei, dass man - auch mit dem neuen Plan – guten und schlechten Unterricht machen könne, resümiert Reichelt.

Mehr Infos: www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de

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