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"Spielstraße" -Hinweisschild in der Gudvanger Straße in Prenzlauer Berg.

© Zinken/dpa

Modellprojekt in Berlin: Prenzlauer Berg will eine Spielstraße - viele Bürger nicht

Die umstrittene temporäre Spielstraße sorgt bei einer Bürgerversammlung für Unmut. Nun soll sie nur alle zwei Wochen für Kinder geöffnet werden.

Die umstrittene Veranstaltung „Temporäres Spielen auf der Gudvanger Straße“ steht vor einem Comeback. Ab dem 10. Mai sollen Kinder und Jugendliche jeden zweiten Dienstag zwischen 10 und 18 Uhr im Bereich der Gudvanger Straße 16 bis 22 spielen dürfen. Ein ähnliches Konzept hatte ein Gericht bereits im letzten Juni für unrechtmäßig erklärt und damit der Klage einer Anwohnerin Stand gegeben. Obwohl der Bezirk den Dialog mit Anwohnern sucht und Kompromisse vorschlägt, formiert sich wieder hartnäckiger Widerstand.

Der Bezirk sagt, er habe dazugelernt

„Wir sind noch immer der Ansicht, dass es ein sinnvolles Projekt ist“, erklärte Bezirksstadtrat Torsten Kühne (CDU) zu Beginn einer Anwohneranhörung in der Wilhelm-von-Humboldt Schule am Dienstagabend. Dabei berief er sich vor allem auf das Berliner Kinderspielplatzgesetz, welches pro Einwohner einen Quadratmeter Spielfläche vorschreibt. „Hier im Kiez sind es gerade einmal 0,33 Quadratmeter pro Einwohner“, berichtete Kühne. Selbstkritisch zeigte sich der Stadtrat für Bürgerservice, wie das Projekt im letzten Jahr umgesetzt wurde. Zu forsch und mit zu wenig Bürgerbeteiligung sei man vorgegangen. „Aber wir haben das ausgewertet und dazugelernt“, betonte er und verwies auf das überarbeitete Konzept, das Jeanette Münch vom Pankower Jugendamt als Antragstellerin vorstellte.

Anders als 2015 wolle man nur noch alle zwei Wochen die Veranstaltung auf der Gudvanger Straße durchführen. Außerdem verzichte man wegen der Ferien auf Termine im August, sodass es sich um lediglich neun Veranstaltungen bis zum 11. Oktober handle. Auch den Vorwurf des Gerichts, dass es sich „beim freien Spielen der Kinder“ nicht um ein „gemeinsames Ziel der Teilnehmer handle“ und somit juristisch keine Veranstaltung darstellt, versuchte sie zu entkräften: „Wir haben in diesem Jahr Kooperationen mit dem Kinderhilfswerk, Sportjugendclubs und dem ADFC, die ein buntes Programm anbieten werden“, erklärte Münch. Nach Paragraf 29 der Straßenverkehrsordnung können Straßen zeitweilig für Veranstaltungen umfunktioniert werden.

rdeVerhängt. Die Gudvanger Straße wurde nach einem Gerichtsentscheid nicht mehr als Spielstraße ausgewiesen.
rdeVerhängt. Die Gudvanger Straße wurde nach einem Gerichtsentscheid nicht mehr als Spielstraße ausgewiesen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Trotz der Nachbesserungen im neuen Antrag waren viele Anwohner mit Kritik zur Anhörung gekommen. Die laufende Sanierung eines anderen Straßenabschnitts könne sich durch das Projekt verzögern, lautet eine Befürchtung. Eine direkte Anwohnerin bemerkte, dass es zwischen 10 und 15 Uhr keinen Bedarf gebe, da Kinder und Jugendliche um diese Zeit noch in der Schule seien. „Und nach 18 Uhr mussten wir die Kinder von der Straße ziehen, weil es für sie nicht erkennbar war, dass es jetzt wieder eine Straße ist“, erklärte sie. Dass es verstärkt zu Lärm- und Parkplatzproblemen kommen könnte, sorgte einige Bürger. Viele Anwesenden verstanden auch nicht, weshalb die temporäre Spielstraße ausgerechnet neben dem Humannplatz liegen müsse, wo Kinder bereits spielen könnten. „Dieser Kompromiss ist schwachsinnig“, resümierte eine Gegnerin.

Der angrenzende Humannplatz ist oft überfüllt

„Bei gutem Wetter spielen wir sehr ungern auf dem Humannplatz, weil er völlig überfüllt ist“, erwiderte ein Befürworter der Veranstaltung und verwies auf die 2500 Kinder und Jugendliche im Kiez, die sich nur wenige Spielflächen teilen könnten. Die Leiterin einer anliegenden Kita bestätigte, dass man das Angebot im letzten Jahr genutzt habe und warb für Unterstützung: „Es wäre schön, wenn sich aus der Veranstaltung ein Generationentreffen entwickelt.“ Zumindest das bleibt zu bezweifeln. „Ihre Initiative stört den sozialen Frieden im Kiez“, erklärte eine Gegnerin der temporären Spielzone am Ende der Veranstaltung. Ob es nach der Anhörung nun tatsächlich die geplanten neun Veranstaltung geben wird, ist indes noch nicht garantiert. „Wir machen diese Anhörung, um das öffentliche Interesse abzuwägen“, betonte Kühne, der sich von der Emotionalität überrascht zeigte. „Ich habe das nicht anders erwartet“, sagte dagegen Cornelia Dietrich, eine der Gründerinnen der ursprünglichen Initiative. „Die Gegner schreien immer lauter“, bedauerte sie und erklärte, dass viele Befürworter daheimgeblieben seien. Den Antrag wolle man trotz des Gegenwinds weiterhin stellen. „Man muss das zumindest mal ausprobieren.“

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