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Eskalierter Badespaß: Berliner Sommerbäder sind mittlerweile berühmt-berüchtigt.

© Kai-Uwe Heinrich

Freibäder in Berlin: Polizeischutz für Badegäste

Polizisten mischen sich in Berliner Freibädern in Badehose unter die Besucher. Sie sollen frühzeitig bei Stress einschreiten und die Lage deeskalieren. Aber auch ein Moschee-Vertreter soll zum Einsatz kommen.

Die Strandkörbe stehen nur ein paar Meter neben dem Beckenrand, eine feine Sache, eine Atmosphäre wie an der Ostsee. Ein weiterer Punkt, der die Attraktivität erhöht. 45.000 Quadratmeter Liegewiese, Klettergerüst, Kleinfeldtore, ein Tennisplatz, ein riesiges Trampolin, Tischtennisplatten, das sind andere Punkte. Das Freibad am Ankogelweg in Mariendorf gehört zweifellos zu den schönsten Adressen in Berlin für Badegäste. Es hat auch nicht den Ruf einer Nahkampf-Zone von adrenalindurchfluteten, hochaggressiven Jugendlichen – oft mit Migrationshintergrund. Solche Nachrichten hörte man eher aus dem Columbiabad in Neukölln oder dem Prinzenbad in Kreuzberg. Gerade erst hat die Leiterin des Columbiabads den Vorsitzenden des Vereins „Sehitlik-Moschee zu Neukölln“ um Mithilfe gebeten, wenn mal wieder 300 Meter weiter Jugendliche mit Migrationshintergrund randalieren. Ender Cetin, der Vereinschef, hat umfassende Hilfe zugesagt. Die Bäderbetriebe hoffen, dass der Einsatz eines Moschee-Vertreters die Lage deeskalieren kann.

14-Jähriger in Mariendorf verprügelt

Aber die Hilfe muss umfassender ausfallen. Probleme gibt es auch anderswo, auch am Ankogelweg in Mariendorf, wie ein Vorfall vom 25. Mai zeigt. Kurz vor 13 Uhr traktierten an diesem Tag zwölf Jugendliche mutmaßlich mit Migrationshintergrund einen 14-Jährigen mit Fausthieben und Fußtritten. Sie schlugen auch dann noch auf den Jungen ein, als er bereits am Boden lag. Sie trafen Kopf und Oberkörper, zwei der Angreifer drohten: „Wir stechen dich ab.“ Ein Messer hatten sie jeweils schon in der Hand. Polizei tauchte auf, die Drohungen richteten sich nun gegen die Beamten. Verstärkung rückte an. Auszug aus dem internen Polizeibericht: „Drei Tatverdächtige werden aufgrund polizeilicher Vorkenntnisse und wiederholter Begehung von Straftaten erkennungsdienstlich behandelt.“ Alle Tatverdächtigen erhielten Hausverbot für das Mariendorfer Bad. Viermal in diesem Jahr mussten Polizisten bei einem Einsatz in einem Freibad Verstärkung anfordern. Als die Polizei zu Pfingsten das Columbiabad räumte, nahm sie drei Jugendliche vorläufig fest. Acht Strafverfahren wurden eingeleitet, wegen Widerstands gegen Beamte, versuchter schwerer Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Nötigung, Diebstahls, Bedrohung, das ganze Programm. 2012 und 2013, sagt ein Pressesprecher der Polizei, habe es jeweils einen Vorfall gegeben, der mit dem Einsatz am Ankogelweg vergleichbar war.

Polizisten in Badehose am Becken

Gut möglich ist es aber auch, dass die Polizei schon da ist, wenn es Stress gibt. Nur erkennt man die Beamten erst mal nicht. Sie tragen Badehose, sie sehen aus wie normale Gäste. Erst wenn sie plötzlich ihren Dienstausweis vorzeigen, ist klar, wer da ins Geschehen eingreift. In letzter Zeit dürften solche Einsätze allerdings seltener gewesen sein. Die Polizeipräsenz an der Hauptmann-Schule band viel Personal. Offiziell, im Auftrag der Bäderbetriebe, seien für die Beobachtung mutmaßlich aggressiver Jugendlicher ausschließlich Wachschutzleute und ehrenamtliche Konfliktlotsen zuständig, sagt Matthias Oloew, der Sprecher der Bäderbetriebe. Schwimm-Meister sollen ausschließlich die Becken beobachten. Die Sicherheitsleute müssen einen Sicherheitsschein vorweisen, „Erfahrung in Bädern wird aber nicht vorausgesetzt“, sagt Oloew. Ein Insider der Bäderbetriebe erklärt aber: „Die Wachschützer sind oft schlecht qualifiziert und kommen, sollten sie ,Rambo-Mentalität’ zeigen, mit ihren Maßnahmen bei den Jugendlichen nicht weit.“ Und im Notfall, wenn es Stress gebe, „machste eben ein Becken zu“. Mit dem Erfolg, dass nun auch noch andere Badegäste sauer seien.

Früher waren mehr Schwimmmeister am Becken

Früher hätten in den großen Bädern an den heißen Tagen bis zu zehn Schwimm-Meister am Beckenrand gestanden. Inzwischen ist diese Gruppe geschrumpft. „Es gilt: pro Becken eine Aufsicht“, sagt Oloew. Im Prinzenbad sowie im Columbiabad ist aber jeweils ein Bademeister mehr im Dienst. Allgemein gilt: „Der Personalschlüssel in den Bädern ist gleich geblieben“, sagt Oloew. Und was die Security betrifft: „Je nach Bedarf sind bis zu 24 Sicherheitsleute anwesend.“ Der jeweilige Badeleiter, sagt Oloew, entscheide über den konkreten Bedarf. Das Bad am Ankogelweg hat zwar einen relativ guten Ruf, aber auch hier hat die Polizei immer mal wieder etwas zu tun. 2012 gab es 31 Strafanzeigen, 2013 gab es 88. In diesem Jahr protokollierte die Polizei bis 20. Juni 32 Strafanzeigen. Allerdings ging es bei den angezeigten Taten überwiegend um Eigentumsdelikte, um Diebstähle.

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