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Senator Joe Chialo (CDU) und Senatorin Iris Spranger (SPD) stehen in der Fanzone zur Fußball-EM vor dem Brandenburger Tor.

© dpa/Sebastian Gollnow

Update

250 Stunden Unterhaltung: Berliner Senat stellt Programm zur Fußball-EM vor

Konzerte, Open-Air-Kino, DJ-Sets: Während der Fußball-Europameisterschaft plant der Senat ein kulturelles Rahmenprogramm in Berlin. Die Veranstalter setzen auch auf Nachhaltigkeit.

Von Christoph Papenhausen

Vor dem Brandenburger Tor bereitet sich Berlin auf die Fußball-Europameisterschaft (EM) vor. In dreieinhalb Wochen soll hier das Sommermärchen von 2006 wiederholt werden. Dafür plant der Senat ein umfangreiches Programm. Worauf sich Berliner während der EM freuen können, haben Innen- und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD), Kultursenator Joe Chialo (CDU) und die landeseigene GmbH Kulturprojekte am Dienstag auf einer Pressekonferenz vorgestellt. 

„An den 31 Tagen des Turniers werden über 100 Einzelveranstaltungen in Berlin stattfinden“, sagt Lisa Herzog von Kulturprojekte Berlin. Sie ist für das Programm während der EM in Berlin verantwortlich. Allein auf den Fanzonen werde ein Programm geboten, das über 250 Stunden Unterhaltung umfasse. Die Veranstaltungen seien kostenlos und drehten sich nicht nur um Fußball, sagte sie. 

Fanzonen am Brandenburger Tor und am Reichstag

Neben dem Public Viewing, bei dem Fans auf einem 24 mal 12 Meter großen Bildschirm die Spiele schauen können, die in Berlin stattfinden, jene mit deutscher Beteiligung sowie alle Spiele ab dem Viertelfinale, sind Konzerte und DJ-Sets vor dem Brandenburger Tor geplant. So findet bereits am Abend des 12. Juni, zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung der EM in München, eine Eröffnungsshow statt. Auftreten werden dabei unter anderem der Rapper Luciano, die Sängerin Elif und der Sänger Álvaro Soler. Zudem gibt es an spielfreien Tagen ein Open-Air-Kino, das von dem Filmkritiker Knut Elstermann moderiert wird. 

Doch auch wenn kein Programm gerade laufe, lohne sich ein Besuch der Fanzone vor dem Brandenburger Tor, sagte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer von Kulturprojekte Berlin. Das Gelände stehe an Tagen ohne Public Viewing bereits ab acht Uhr offen – zum Joggen, Flanieren oder Verweilen.

Neben dem Brandenburger Tor dürfte auch der Reichstag zu einem zentralen Anlaufpunkt für Fans werden. Die hier errichtete Fanzone werde zum „Festivalzentrum“, sagte Herzog. Das Gelände ist jeden Tag von 14 bis 24 Uhr geöffnet: Alle 51 Spiele der EM sollen live übertragen werden. Darüber hinaus gibt es auch hier ein kulturelles Rahmenprogramm, das Konzerte, Ausstellungen, Performances und DJ-Sets beinhaltet.

Nachhaltigkeit

Dabei wollen die Veranstalter auf Nachhaltigkeit setzen. „Unser Anspruch ist es, eine Großveranstaltung durchzuführen, in der die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Anfang an Berücksichtigung gefunden hat“, sagte Paulina Hübner, die bei Kulturprojekte für das Thema zuständig ist. Der verlegte Kunstrasen beispielsweise bestehe zu einem Großteil aus re­cy­cel­baren Materialien und solle auch nach der EM weiterverwendet werden.

„Geplant ist, den Rasen nach der EM auf Berliner Bolzplätzen und Sportanlagen zu verlegen“, sagte Hübner. So gebe es etwa Projekte mit Schulen und Kitas, aber auch mit der JVA-Tegel oder mit Hertha BSC. Auch die übrigen auf den Fanzonen eingesetzten Materialien seien auf ihre Nachhaltigkeit geprüft worden, erklärte Hübner. 80 Prozent dieser Materialien seien geliehen und für alle neu angeschafften Baustoffe gebe es ein Weiternutzungskonzept.

Die Stadt Berlin habe das Nachhaltigkeitsprojekt mit zwei Millionen Euro gefördert, sagte Spranger. Insgesamt habe man 83,7 Millionen Euro über den Haushaltsgesetzgeber in die Hand genommen, um die EM in Berlin zu finanzieren. Die hohen Kosten seien allerdings kein Problem. Nach Ansicht Sprangers refinanzieren sie sich: „Wir haben ausgerechnet, dass wir einen Mehrwert von 600 Millionen Euro haben werden“, sagte sie. Die Referenz bei dieser Rechnung sei das DFB-Pokalfinale, bei dem ein Mehrwert von 50 Millionen Euro erwirtschaftet werde. 

Am Rande der Pressekonferenz ging es auch um Sicherheit. Am vergangenen Samstag war bekannt geworden, dass ein pro-russischer Ukrainer am 9. Mai eine Drohne mit einer russischen Fahne neben dem Reichstag in die Höhe steigen ließ. Obwohl der Vorfall eine Sicherheitslücke in der Flugverbotszone offenbarte, zeigte sich Spranger nicht beunruhigt. „Wir werden sehr genau über den Luftraum wachen“, sagte sie auf Nachfrage. Die Berliner Polizei habe für die EM Drohnen angeschafft und werde neben dem Olympiastadion auch die Fanzonen aus der Luft beobachten.

Unklar ist noch, wie die Veranstalter mit möglichen brisanten politischen Sympathie-Bekundungen auf den Fanmeilen umgehen wollen. Erlaubt sind natürlich die Fahnen und Farben der Mannschaften, die gerade spielen, und auch der anderen teilnehmenden Länder. Ob aber einzelne Besucher auch palästinensische oder israelische Fahnen und russische oder ukrainische Fahnen dabeihaben oder schwenken dürfen, müsse noch geklärt werden, so Moritz van Dülmen. (mit dpa)

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