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Ein Haus für Pinselheinrich. Das Heinrich-Zille-Museum im Nikolaiviertel ist ab 10. Januar wieder geöffnet.

© Imago

Museum im Nikolaiviertel öffnet: Heinrich Zille ist wieder zu Hause in Berlin

Nicht nur Künstler wie Walter Plathe engagierten sich fürs Zille-Museum, sondern auch Politiker wie Gregor Gysi. Mit Erfolg: Das Haus öffnet wieder

Im Jahr 2002 traf Heinrich Zilles Urenkel Hein-Jörg Preetz-Zille auf den Schauspieler Walter Plathe. Es entstand ein Plan: einen Ort zu schaffen, an dem das Werk des Berliner Künstlers Heinrich Zille, seine Fotografien, Skizzen und Zeichnungen, dauerhaft ausgestellt werden können. Plathe setzte sich dafür ein, warb in Schauspielerkreisen für das Vorhaben.

So entstand am 21. Oktober 2016 der Heinrich-Zille-Freundeskreis e.V. Nun startet das Museum an der Propststraße 11, das zwischenzeitlich geschlossen war, einen Neuanfang und wird an Zilles 159. Geburtstag, dem 10. Januar, wiedereröffnet. Eine, die sich dem Kreis anschloss und zu den Gründungsmitgliedern gehört, ist Claudia Wenzel, bekannt aus Serien wie „Sturm der Liebe“ oder „In aller Freundschaft“. Beim Presseempfang im Nikolaiviertel erinnert sie sich daran, wie sie nachts ihren Ausweis vorbeibrachte, um Mitglied des Fördervereins zu werden. Damals musste alles schnell gehen. „Mir ist es wichtig, mich in der Stadt zu engagieren, in der ich lebe“, sagt sie. Berlin sei eine hippe Stadt, aber auch die geschichtliche Auseinandersetzung sei wichtig.

Dafür ist das Werk Zilles prädestiniert, denn er war „mittenmang“, unter den Leuten, volksnah. Früher wohnte Wenzel in Charlottenburg, wo Zille rund um den Klausenerplatz wirkte, und fühlte sich schnell mit ihm verbunden.

Zille ist immer noch aktuell

Ähnlich empfindet Linken-Politiker Gregor Gysi. „Jeder findet einen Bezug zu Zille, daher ist er immer noch aktuell“, sagt er. Das Museum versteht sich nicht nur als Ort der Begegnung mit dem Künstler, sondern auch als Treffpunkt für Generationen. „So wie Zille die Menschen anspricht, beobachte ich immer wieder, dass er die Besucher dazu bewegt, ins Gespräch zu kommen“, sagt Karin Heckendorf vom Freundeskreis des Museums.

„Außerdem wollten wir die Besucher in eine andere Zeit entführen“, sagt Walter Plathe. Das wird deutlich: Im Foyer erklingt ein Harmonium, zwei vermeintliche Mägde in blau-weiß kariertem Kleid und Schürze begrüßen die Besucher und nehmen sie mit in die Welt Zilles. Hein-Jörg Preetz-Zille, der Urenkel, lebt auf Usedom, ist aber für die Eröffnung nach Berlin gekommen. Was schätzt er an der Kunst seines Urgroßvaters? „Ich liebe vor allem die Skizzen, mit wenigen Strichen konnte er eine Situation darstellen“, sagt er. Das sei für ihn der wahre Zille. Er nahm sich Butterbrotpapier, Briefkuverts oder Schuhkartons und skizzierte, was er in der Stadt sah. Das auszustellen ist nur möglich durch das bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement. Denn das Museum verfügt über keinen eigenen Sammlungsbestand und ist auf Unterstützung angewiesen. „Wir freuen uns auf diesen Neuanfang“, sagt Museumsleiter Max Hauke. Auch Claudia Wenzel hat schon das nächste Charity-Event zugesagt.

Zillemuseum, Propststraße 11, tgl. 11–18 Uhr, Eröffnung 10. 1. Führungen 11–13 Uhr.

Stefanie Sippel

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