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© REUTERS/Toru Hanai

Mittags ins Casino: Spielbank Berlin feiert Wiedereröffnung mit VIPs

Nach zwölfmonatiger Umbauphase bei laufendem Betrieb feierte die Spielbank am Potsdamer Platz sich selbst. Als Eröffnungsredner sprang Klaus Wowereit ein.

Eine Kolumne von Tobias Langley-Hunt

Sie werden es vielleicht mitbekommen haben, am vergangenen Wochenende war ziemlich viel los in der Stadt. Die internationale Kunstszene versammelte sich in Berlin, um sich im Rahmen des Gallery Weekends Kunst anzusehen. Weil Kunst irgendwie schick ist und definitionsgemäß so etwas wie Niveau hat, setzten sich da natürlich auch viele Promis drauf. Darum soll es an dieser Stelle aber ausnahmsweise mal nicht gehen.

Denn bei dem ganzen Trubel ging eine Berliner Großveranstaltung fast unter, erstaunlicherweise, denn was ist noch schicker und glanzvoller als der Besuch einer Galerie? Richtig, das Casino! Nach zwölfmonatiger Umbauphase bei laufendem Betrieb plante die Spielbank am Potsdamer Platz ihre „glanzvolle Eröffnung“ zum Auftakt des Galerienwochenendes. Es folgte eine dreitägige Party mit freiem Eintritt für alle. Das galt natürlich nicht für den VIP-Empfang, der am Freitag auf 12 Uhr mittags angesetzt wurde.

Mit der Blue Man Group, Cocktails und bodenlanger Abendgarderobe gab sich die Spielbank große Mühe, trotzdem nächtliche Glamour-Stimmung aufkommen zu lassen. Ausgerechnet Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Michael Müller machte dem einen Strich durch die Rechnung, indem er zunächst die versammelte Gesellschaft durch seine Abwesenheit daran erinnerte, dass auch der Freitag ein ganz normaler Arbeitstag ist. Eigentlich war er nämlich als Eröffnungsredner angekündigt, dann aber „politisch verhindert“, wie es hieß. Zum Glück hat Berlin aber noch mehr Ex-Regierende zu bieten und Klaus Wowereit sprang ein.

SPD-lastiger Spielbank-Beirat

Dass sowohl Wowereit als auch Müller als Redner infrage kamen, ist kein Zufall, sie beide sind Teil des Spielbank-Beirats. Laut Wowereit macht der „natürlich nur Gutes und mischt sich tunlichst nicht ins operative Geschäft ein“. Er und die „Kolleginnen und Kollegen versuchen aber schon auch mal (...) zu helfen, wenn es klemmt“. Von offizieller Stelle heißt es: „Der Beirat (...) berät die Geschäftsführung beim bürgerschaftlichen Engagement.“ Er sei unabhängig und überparteilich zusammengesetzt und besteht aus Klaus Bögner (SPD), Michael Müller (SPD), Klaus Wowereit (SPD), Özcan Mutlu (Grüne), Gregor Gysi (Linke) und Frank Steffel (CDU). Warum Wowereit von „Kolleginnen“ sprach, bleibt ein Rätsel.

Nun, das wird schon alle seine Richtigkeit haben und vielleicht lässt sich ja Franziska Giffey als neue Ex-Regierende demnächst dazu hinreißen, auch mal dem Beirat beizutreten, damit nicht wirklich noch der Eindruck entsteht, Glücksspiel sei reine Männersache. Obwohl, dann gäbe es wieder ein Problem: Das Verhältnis Ex-Regierende und Nicht-Ex-Regierende wäre dann vielleicht ein bisschen zu paritätisch, außerdem würde sich auch die offensichtliche SPD-Lastigkeit weiter verfestigen.

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