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An die Werkbank. Viele Ausbildungsplätze können in diesem Jahr in Brandenburg nicht besetzt werden, da es zu wenige Bewerber im Land gibt. Dies kann auch eine Chance für Berliner Jugendliche sein.

© Kitty Kleist-Heinrich

Schwieriger Ausbildungsmarkt: Lehrlinge händeringend gesucht

Brandenburger Unternehmen werben für ihre Ausbildungsplätze auch in Berlin Noch pendeln aber mehr als doppelt so viele Jugendliche aus der Mark in die Hauptstadt als umgekehrt.

Der Hinweis auf der Homepage der Industrie- und Handelskammer in Cottbus ist eindeutig: „Die Betriebe der Region suchen händeringend Auszubildende für das Ausbildungsjahr 2012/13.“ Derzeit meldet die Lehrstellenbörse der dortigen IHK 763 unbesetzte Ausbildungsplätze. Zwar wird erst im Herbst abgerechnet, wie viele Ausbildungsverträge tatsächlich geschlossen wurden, aber Hauptgeschäftsführer Wolfgang Krüger ist sich sicher, dass längst nicht alle Plätze besetzt werden können. Denn während es in Berlin – wie gestern berichtet – nicht ausreichend Lehrstellen gibt, stellt sich in Brandenburg die Situation anders dar: Hier fehlen die Bewerber – im Speckgürtel direkt um Berlin genauso wie in den entfernteren Regionen. Zwar hatten sich insgesamt im Land rund 13 450 Jugendliche für das kommende Lehrjahr bei den Berufsberatungen gemeldet, während knapp 12 200 Ausbildungsplätze registriert wurden. Aber nicht alle Jugendlichen wollen auch wirklich eine Lehre beginnen, so dass eine Lücke bleibt.

„Bei uns macht sich der demografische Wandel längst bemerkbar“, sagt die Sprecherin der Arbeitsagentur Potsdam, Clarissa Schmidt. In der Region Potsdam-Mittelmark hat derzeit rein rechnerisch jeder noch suchende Jugendliche die Auswahl zwischen zwei Lehrstellen. Dies bietet auch Chancen für Berliner Schulabgänger , die in der Hauptstadt keinen Ausbildungsplatz finden. „Wir gehen mit unseren Unternehmen auf Berliner Ausbildungsmessen und stellen sie dort vor“, sagt Schmidt.

Für rund 2500 Lehrlinge gehört es bereits zum Alltag, von Berlin zu ihrer Ausbildungsstelle nach Brandenburg zu pendeln. Die meisten von ihnen – rund 2000 – fahren allerdings nur in die Umlandgemeinden. Allerdings ist nach Angaben der IHK Potsdam die Zahl der Brandenburger Jugendlichen, die nach Berlin pendeln, bedeutend höher. Wolfgang Spieß, zuständig für Ausbildung, beziffert sie mit 6500. Bei der Potsdamer IHK sind derzeit noch rund 750 offene Ausbildungsplätze gemeldet. Besondere Schwierigkeiten haben Hotellerie und Gastronomie. Die IHK versucht auch ungewöhnliche Wege zu gehen, um Jugendliche anzusprechen. Sie veranstaltet Speed-Datings mit Arbeitgebern, wirbt in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter und hat ein Internet-Portal „Mach es in Brandenburg“ geschaltet.

Unternehmen im Einzugsbereich der IHK Cottbus haben zudem damit zu kämpfen, dass Jugendliche sich zunehmend nach Sachsen orientieren. Betroffen sind laut IHK-Hauptgeschäftsführer Krüger vor allem Gastronomie und Hotellerie. Ausbildungsplätze in Sachsen, vor allem in und um Dresden und Meißen, seien begehrt, da sie bessere Ausbildungsvergütungen und Arbeitsbedingungen böten. Die Probleme seien teils hausgemacht, wenn Unternehmen ihren Auszubildenden Entgelte zahlen, die bis zu 20 Prozent unter dem ohnehin niedrigen Osttarif liegen. Ein Kochlehrling im ersten Lehrjahr beispielsweise erhält in der Brandenburger Gastronomie demnach oft nur knapp 340 Euro im Monat. „Das hat etwas mit der Wertschätzung der Auszubildenden zu tun“, sagt Krüger. Und Wolfgang Spieß von der IHK Potsdam sagt: „Eine gute Vergütung erhöht die Attraktivität eines Ausbildungsplatzes.“

Über offene Lehrstellen informiert die Arbeitsagentur Potsdam unter 0331/8802329.

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