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Kurz vor Wiedereröffnung: Ein erster Blick in den Zoo-Palast

Der vor knapp drei Jahren geschlossene Zoo-Palast steht kurz vor seiner Wiedereröffnung. Frisch restauriert bietet er die Ästhetik der Fünfziger, neueste Technik und ganz viel Komfort.

Hans-Joachim Flebbe läuft behende die Stufen des steil ansteigenden großen Saals hinauf, stoppt auf halber Höhe im Mittelgang, dreht sich um, breitet die Arme aus. „Dieses Kino“, sagt er und lacht. „Das war unsere riesengroße Herausforderung.“ Vorne auf der Bühne ziehen Elektriker noch Kabel, Maler pinseln an Konsolen, Teppiche werden ausgerollt, Staubsauger brummen. Kaum zu glauben, dass hier am 27. November, in nur 15 Tagen, der legendäre Zoo-Palast nach dreijähriger Bauzeit feierlich wiedereröffnet werden soll. „Die Stadt erhält ein neues Grand Cinema“, schwärmt Flebbe. Ab 2014 sollen dort auch wieder Berlinale-Filme laufen.

Die Herausforderung, die Flebbe meint, war der Versuch, den 1957 eröffneten, heute großteils denkmalgeschützten Palast möglichst originalgetreu zu sanieren, ihn aber zugleich mit modernster Technik und hohem Komfort auszustatten. Und außerdem vielerlei Service zu bieten: in Garderoben, Bars, Lounges sowie auf Logenplätzen und in kleineren Kinosälen, wo man auch während der Vorstellung Drinks und leckere Kleinigkeiten serviert bekommt. „Filme sollen hier ein Erlebnis sein, anders als zuhause oder in Multiplex-Kinos“, sagt der Betreiber.

Im Großen Saal fängt das kurz vor der Bühne an – mit gleich drei Samtvorhängen vor der 22 mal 8 Meter großen Leinwand: der erste golden, der zweite bordeauxrot, der dritte, der als Wolkenvorhang nach oben schwebt, fliederfarben. Der Saal selbst wirkt wie ein großes Theater. „Na klar, eben wie ein klassisches Filmtheater“, sagt Flebbe. Ausgerüstet mit 68 Lautsprechern und einem Soundsystem, „bei dem Sie glauben, die Mücke, die im Film surrte, sticht Sie gleich.“ 800 Plätze, überall gute Sicht. Beinfreiheit selbst für lange Kerls. Und in den braunen Ledersesseln mit Armlehnen kann man bei langweiligen Filmen auch mal gut schlummern. Sie lassen sich weit zurückkippen.

Zoo-Palast: „Moderner geht’s nicht“

Der wieder aufgefrischte Flair der großen Kinozeit der 50er und 60er Jahre ist überall präsent: Die Fassade mit dem Namen Zoo-Palast wurde bis ins Detail restauriert. Im Foyer, an den Freitreppen zum Großen Saal, an Decken und Wänden gibt es kaum Ecken – runde Formen, wie man sie vom Nierentisch kennt, dominieren. Die Wände sind mit Samt bezogen oder in Cremebeige und Pastellrot gestrichen; die Decken raffiniert ausgeleuchtet.

Bevor der Zoo-Palast 2010 geschlossen wurde, hatte er neun Säle. Aber nur die vier Größten gehörten zum denkmalgeschützten Bereich. Inzwischen wurden fünf später hinzugekommene Säle abgerissen, dafür drei Neue geschaffen, auch im Chic der 50er. Nun sind es sieben. In den mittelgroßen Sälen hat Flebbe den Komfort besonders weit getrieben. Wer sich zurücklehnt, fährt die Beinablage aus und kann ein Gläschen Wein abstellen. Und in zwei kleinen Sälen mit 50 Plätzen geht’s noch privater zu. Rubinrote Samtsessel, Buchregale in den Wänden, noch leer. „66 Meter Bücher sind bestellt“, sagt Flebbe. Wie die Säle heißen? „Bibliotheken“.

Zuletzt steigt der Zoo-Palast-Chef zum Vorführraum des Großen Saales hinauf. Zwei digitale Projektoren stehen dort. „Moderner geht’s nicht.“ Aber stolz ist der 62-Jährige eigentlich auf zwei alte Vorführmaschinen nebenan. 70-Millimeter-Projektoren. Auf denen kann er Klassiker wie „Dr. Schiwago“ oder „Ben Hur“ laufen lassen. Viele Berliner Kinos haben die alte Technik längst abgeschafft.

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