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Der Kölner Dom und der Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz bei Nacht.

© dpa/Sascha Thelen

Update Exklusiv

Jugendliche in NRW und Brandenburg festgenommen : Islamistischer Anschlag auf Weihnachtsmarkt und Synagoge vereitelt

Zwei Jugendliche sollen sich zu einem Anschlag verabredet haben. Sie wollten so viele Menschen wie möglich töten. Am Dienstag schritten die Behörden ein. Im Verdacht: ein Afghane und ein Tschetschene.

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Die Sicherheitsbehörden haben offenbar einen schweren islamistischen Anschlag in Deutschland verhindert. Zwei Jugendliche, ein Afghane und ein Tschetschene, sollen nach Tagesspiegel-Informationen per Chat verabredet haben, Anfang Dezember mit Brandsätzen oder einem Kleinlaster einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt oder eine Synagoge in Köln zu verüben.

Am Dienstag sind die beiden Jugendlichen (15 und 16 Jahre alt) in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg festgenommen worden, wie der Tagesspiegel am Mittwoch erfuhr. Gegen den 15-Jährigen hat das Amtsgericht Leverkusen wegen der Planung und Vorbereitung eines Terroranschlags nun einen Haftbefehl erlassen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Mittwoch mit.

Die zwei Jugendlichen gelten als Sympathisanten der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Der Verfassungsschutz stieß bei der Beobachtung einschlägiger Kanäle beim Chatdienst-Anbieter Telegram auf die beiden. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sagte dem Tagesspiegel: „Der Hinweis kam aus Verfassungsschutzkreisen aus Brandenburg und Nordrhein-Westfalen.“

Wir sehen im islamistischen Spektrum vermehrt Aufrufe zu Attentaten und Anschlägen. Die Gefahr ist real und so hoch wie schon lange nicht mehr.

Michael Stübgen (CDU), Innenminister des Landes Brandenburg

Die Jugendlichen sollen sich per Chat zu dem Anschlag verabredet haben. Dabei sollen sie auch vereinbart haben, „so viele wie möglich“ in den Tod reißen zu wollen. Ermittelt wird der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. „Aus ermittlungstaktischen Gründen werden derzeit keine Auskünfte erteilt“, erklärte die in Brandenburg für den Fall zuständige Staatsanwaltschaft Neuruppin am Mittwoch auf Anfrage.

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Brandenburgs Innenminister Stübgen äußerte sich am Mittwoch besorgt. „Wir sehen im islamistischen Spektrum vermehrt Aufrufe zu Attentaten und Anschlägen. Die Gefahr ist real und so hoch wie schon lange nicht mehr“, sagte Stübgen dem Tagesspiegel. „Mit Hetze und Propaganda wird der Nahost-Konflikt genutzt, um potenzielle Täter zu mobilisieren.“ Die Sicherheitsbehörden seien wachsam und „tun alles Notwendige, um mögliche Gefahren abzuwenden“.

Spezialkräfte bei der Festnahme

Seit dem Wochenende observierten Spezialeinheiten die Verdächtigen. Nach Tagesspiegel-Informationen rückten Spezialeinsatzkräfte in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg am Dienstag an. Im nordbrandenburgischen Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) nahmen die Beamten einen 16-jährigen Tschetschenen fest, der als relevante Person im islamistischen Spektrum eingestuft wird. Er interessiere sich für Terrororganisationen, sei waffenaffin, er und sein Bruder seien extrem gewaltbereit.

Der Jugendliche hatte bei der Festnahme ein Messer dabei. Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden mehrere Handys. Unterhaltungstechnik und vier abgelaufene Duldungsbescheinigungen beschlagnahmt.

In Nordrhein-Westfalen wurde in Burscheid bei Leverkusen ein 15 Jahre alter afghanischer Jugendlicher festgesetzt.

Verfassungsschutz warnt vor erhöhter Anschlagsgefahr

Noch am Mittwoch hat das Bundesamt für Verfassungsschutz angesichts des Kriegs im Nahen Osten vor der akuten Gefahr islamistischer Anschläge in Deutschland gewarnt. Das Anschlagsrisiko habe „eine neue Qualität“ erreicht, sagte Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang in Berlin. „Die Gefahr ist real und so hoch wie seit langem nicht mehr.“

Wie Haldenwang weiter erklärte, beobachtet der Verfassungsschutz „seit längerem den erklärten Willen von Islamisten, Anschläge im Westen zu verüben“. Er selbst habe „immer wieder betont, dass jeden Tag auch in Deutschland ein islamistischer Anschlag verübt werden kann“. Durch die Polarisierung angesichts des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas habe diese Bedrohung nun aber eine neue Qualität.

Der Verfassungsschutz beobachte im dschihadistischen Spektrum „Aufrufe zu Attentaten und ein Andocken der Extremistengruppen al-Kaida und IS (Islamischer Staat) an den Nahostkonflikt. „Diese Gefahr trifft nun auf hoch emotionalisierte, durch Trigger-Ereignisse inspirierte Personen“, warnte Haldenwang. „Dies kann zur Radikalisierung von allein handelnden Tätern führen, die ‘weiche Ziele’ mit einfachen Tatmitteln angreifen.“ (mit dpa)

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