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Der von dem Künstler Carsten Tarrach gestaltete Grabstein aus Heidi Hetzers Pokalen wurde in Anwesenheit ihrer Kinder enthüllt.

© Jörg Carstensen

Verstorbene Berliner Rennfahrerin: Heidi Hetzers Grab bekommt Kunstwerk aus alten Pokalen

Mehr als ein Jahr nach ihrem Tod wurde auf dem Grab der Rennfahrerin und Opel-Legende Heidi Hetzer ein besonderes Denkmal enthüllt.

Heidi Hetzer ist unvergessen. Die große Rallyefahrerin, die in den Jahren vor ihrem 80. Geburtstag mit Oldtimer Hudo, der älter war, als sie selbst, um die Welt gereist ist, hat über ein Jahr nach ihrem Tod noch viele Fans in Berlin und überall auf der Welt.

Und jetzt bekommt sie auch noch einen Grabstein, der perfekt zu ihr passt, einen, den es so noch nie gegeben hat. Auf Anhieb klang die Idee patent wie die ganze Frau.

In einer Fernseh-Dokumentation über ihr Leben und später in ihrem Buch „Ungebremst leben“ legte sie den beiden Kindern nahe, sie sollten, statt einen teuren Grabstein zu kaufen, doch einfach ihre Pokale einschmelzen. Wegschmeißen wäre ja schade, aber wohin sonst damit? Immerhin hat die Rallyefahrerin und langjährige Opel-Händlerin um die 150 Pokale gesammelt auf ihren abenteuerlichen Touren.

„Als wir Kinder waren, kam sie mit immer neuen Pokalen an“, erinnert sich Tochter Marla Breuss. Mehrere Regale füllte sie damit. Manchmal seien Damen-Pokale darunter gewesen, die ihr nicht so viel bedeuteten. „Sie wollte einen Pokal nicht nur haben, weil sie eine Frau war.“ Diese Damen-Pokale wurden dann auf dem komplizierten Weg zum Kunstwerk für Probepressungen verwendet.

Klar, dass die Kinder Marla und Dylan sich verpflichtet fühlten, den Wunsch der Mutter zu erfüllen.

Die Kinder fanden einen besonderen Künstler

„Es war gar nicht so einfach, einen Künstler zu finden, der sich mit Metallen auskennt und das technische Knowhow hat, so etwas zu gestalten“, sagt ihr Sohn Dylan Mackay. Er fand ihn dann doch, zumindest einen, der motiviert genug war, den Auftrag bis zum Ende auszuführen: Carsten Tarrach. Als dessen handwerkliches Können nicht mehr ausreichte, zog der Künstler fünf Universitätsinstitute zu Rate. Es ging darum, die Metallteile in Gießharz einzubetten, der besonders klar ist, ohne dass dabei Risse und Luftbläschen entstehen.

Ein besonderer Kleber aus Japan musste her, Tests wurden gemacht, die lange dauerten. Und dann kam Corona.

Rennfahrerin Heidi Hetzer verstarb am 21. April 2019 im Alter von 81 Jahren.

© Britta Pedersen/dpa

Konzeptkunst bestehe darin, Dinge zusammenzufügen, erzählt der Künstler Carsten Tarrach. Ganz so schwierig hatte er sich den Auftrag anfangs nicht vorgestellt. Epoxidharz in dieser Größenordnung, ungefärbt, glasklar und blasenfrei vergossen, gibt es sonst eigentlich nicht. Nur das Fraunhofer Institut in Potsdam sah sich am Ende der Herausforderung gewachsen.

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Jetzt ist der quaderförmige Pressling endlich fertig, 50x60x30 cm groß ist er und 105 Kilo schwer. Am Montag wurde er vor der Öffentlichkeit auf dem Gatower Friedhof enthüllt. Er ist ein angemessenes Andenken an eine Frau, die ihre Rallye um die Welt gegen alle Schwierigkeiten fortgesetzt hat, die sich weder vom Verlust eines Fingers noch von einer Krebserkrankung aufhalten ließ.

Andere Oldtimer-Fahrer und die vielen Fans von Heidi Hetzer haben künftig ein Ziel für das Gedenken an eine sehr besondere Berlinerin. Marla Breuss sorgte sich ein wenig, dass dieser extravagante Grabstein zu groß wirken könnte im Verhältnis zu den Gräbern ihrer Großeltern. Aber Heidi Hetzer war eine große Frau, eine unermüdliche Geschäftsfrau, die mit einem blinkenden Opel über der Stadtautobahn früh schon neue Wege in der Werbung ging.

Die Tochter erinnert sich daran, wie sie ihr erstes Enkelkind feierte: Mit einer Werbetafel am Autohaus – „Heidi wird Oma, jetzt gibt’s Kindergeld.“

Nicht schlicht und preiswert - aber für immer

Sie kam überall auf der Welt zurecht, auch wenn sie die Sprache nicht beherrschte. Sie mochte die Menschen, und das spürten sie überall. Eines ist ihr jedoch, das wird in den Gesprächen über den Grabsteins deutlich, nicht gelungen. Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem die Pokale einem guten Zweck zugeführt und die Kosten für das teure Andenken gespart wurden.

Die schlichte und preiswerte Lösung, die sie sich für ihre Kinder wünschte, ist auf diese Weise nicht zustande gekommen. Dafür erinnert künftig ein Kunstwerk an Heidi Hetzer, das ein bleibendes Zeugnis ihrer außergewöhnlichen Persönlichkeit ist. Marla Breuss muss dabei immer an einen der Lieblingssprüche ihrer Mutter denken: „Geht nicht, gibt’s nicht“.

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