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Media-Spree: Grundsteinlegung für Mercedes-Vertriebszentrale verläuft ohne Störungen

Sternstunde für geladene Gäste: Bei der Grundsteinlegung für die Mercedes-Vertriebszentrale im umkämpften Gebiet Media-Spree bleiben die gefürchteten Proteste aus.

Zu den drei meist genannten Hoffnungen, die Mercedes-Mitarbeiter mit ihrem neuen Dienstsitz westlich der O2-Arena verbinden, zählt: „Dass wir in guter Nachbarschaft mit den Friedrichshainern leben.“ Das sagt jedenfalls Harald Schuff, und er ist Chef des Mercedes-Benz-Vertriebes, für den eine 50 Meter hohe Zentrale an der Mühlenstraße gebaut wird. Deren Grundstein wurde am Mittwoch gelegt. Und weil das Projekt mitten im umkämpften Gebiet Media-Spree liegt, und auf Antrag der Grünen im Bezirk fast noch gestoppt worden wäre, ist die Sorge der Mitarbeiter nur verständlich.

Gerüstet für mögliche Proteste waren die Veranstalter: Drei Einsatzwagen der Polizei fuhren an der Baustelle vor. Und die Begrüßung der überwiegend in gedeckten Anzügen gekleideten Gäste hatte der Projektentwickler auf einen benachbarten Altbau verlegt. Vor der Tür bildeten sich bald Schlangen, denn es galt, wie auf manch angesagter Club-Party im Kiez: Wer nicht auf der Gästeliste steht, kommt nicht rein. Die Vorkehrungen waren unnötig. Proteste gab es nicht.

Die beiden Architekten Georg Gewers und Henry Pudewill zählen zur neuen, wenn auch nicht mehr ganz jungen Garde Berliner Baumeister. Das Champagnerglas in der Hand, waren sie sichtlich erleichtert, dass ihre Pläne nun realisiert werden. Ihr erster Entwurf war auf scharfe Kritik gestoßen: ein zu langer, zu hoher Riegel mit einer monotonen, an Nutzbauten der 60er Jahre erinnernden Fassade. Nun sorgt ein „Faltenwurf“ im Glas für Schatten und Kontraste – die Gebäudehülle wirkt wie ein Gewebe.

„Jetzt ist es endlich ein Gebäude“, lobte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher den Plan. Drei Mal hatten die Architekten Entwürfe und Überarbeitungen in Lüschers „Baukollegium“ zur Debatte gestellt, zwei Nachbesprechungen gab es dazu. „Sie haben uns gefordert, aber auch gefördert“, sagte Bernhard Hansen, der ebenfalls erleichterte Chef der Firma CA-Immo, die das Projekt entwickelt.

Lüscher, der auch nach der Bildung des neuen Senats Chancen auf eine zweite Amtszeit eingeräumt werden, glaubt, dass die Qualität dieses Neubaus einen wohltuenden Einfluss auf andere Projekte in der Media-Spree haben wird. Zum Beispiel auf die Pläne des österreichischen Porr-Konzerns, der von der Anschutz-Gruppe Bauland an der Arena gekauft hat. Als weitere Projekte in dem Gebiet nennt Lüscher eine kleine Halle neben der O2-Arena sowie das Zapf-Areal am gegenüberliegenden Kreuzberger Spree-Ufer. Dass die Uferwege frei bleiben für die Menschen, nennt Lüscher als städtebauliches Ziel für das Gebiet. Die kulturellen oder kommerziellen Zwischennutzungen von Brachen sollen hier auch weiterhin Bestand haben. Jedenfalls erst einmal.

Ein Umweltzertifikat strebt der Bauherr für die Mercedes-Zentrale auch an. Es gibt eine Doppelfassade mit zu öffnenden Innenfenstern. Und um das Grundwasser nicht zu belasten, entsteht nur ein Tiefgeschoss. Weil zudem ein Parkplatz war, wo das Haus entsteht, wird kein Boden versiegelt. Steht das Projekt also unter einem guten Stern? Jedenfalls unter dem Mercedes-Stern: leuchtend, sich drehend, mit acht Metern Durchmesser.

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