zum Hauptinhalt
Franziska Giffey, Gerhard Schoeningh, Westminster 133. Grosser Preis von Berlin in Hoppegarten, Horse race track (Rennbahn), Hoppegarten, DEU, 13.08.2023

© action press/AEDT

„Großer Preis von Berlin“: Giffey setzt aufs falsche Pferd – aber aufs richtige Make-up

Beim Großen Preis von Berlin in Hoppegarten haben sich wieder Pferde-Fans und Volksvertreter zum gemeinsamen Wetten getroffen. Ein Tag zwischen Puder, Prosecco und Pferdestärken.

Von Aline von Drateln

Das Foto von Franziska Giffey aus dem Herbst 2022, auf der sie mit Knarre in der Hand den Startschuss für den Berlin-Marathon gibt, belustigt bis heute die Internet- und Meme-Welt.

Aus Erfahrung vielleicht klug geworden, trat die Bürgermeisterin von Berlin diesen Sonntag zum Pferderennen auf der Galopprennbahn in Hoppegarten erst zur Siegerehrung in Aktion und übergab den Siegerpokal an Jockey Alexis Pouchin, der auf dem französischen Favoriten Simca Milla gewonnen hatte.

Die unter den Reitern begehrte Trophäe mag auf den ersten Blick wie eine frisch abgeschraubte Radkappe aussehen, doch bei Kennern des Reitrennsports hier in Brandenburg gab es keinen Grund für Spott. Für sie war klar: Das ist der „Westminster 133. Großer Preis von Berlin“, der hier ein Mal im Jahr verliehen wird.

Wer noch nie in Hoppegarten war, muss wissen, dass es mehr als nur ein Pferderennen ist. Es ist ein Tagesausflug ins Grüne, den hier Volk und Volksvertreter mondän miteinander vertrödeln. Ein Platz zum Wetten und Klatschen.

Giffey war zum zweiten Mal vor Ort und gesteht uneitel, dass sie sich mit Pferdewetten nicht besonders gut auskennt. Prompt setzte die sonst so gewiefte Taktikerin vor der Preisverleihung aufs falsche Pferd – nämlich nicht auf den siegenden Fuchshengst Simca Milla. Ein glücklicheres Händchen bewies sie dafür mit ihrem Make-up, das auch bei 27 Grad in der Sonne sattelfest ist. Und für das sie – anders als Angela Merkel – den Steuerzahler nicht beansprucht. Über die Zeit habe sie sich ein bisschen was bei den Profis vom Fernsehen abgeguckt. „Ich mach’s selber und fertig!“, sagt sie.

Schon vormittags und noch vor dem Hauptrennen ist ihr Amtsvorgänger Klaus Wowereit rechtzeitig zum Dr. Erich-Klausener-Gedenkrennen angereist. Hoppegarten-Chef und Vorstandsvorsitzender Gerhard Schöningh ehrt damit den Politiker, der an diesem Ort 1934 eine Rede für Menschenwürde hielt und dafür sechs Tage später von den Nazis erschossen wurde. 

Wowereit, der bereits seit neun Jahren nicht mehr regierender Bürgermeister ist und heute auf der Tribüne mit Eva Habermann, Tanja Bülter und Reiner Schöne verweilt, versteht nicht, warum die Bundeskanzlerin a.D. seit Amtsabtritt rund 50.000 Euro für Visagisten abrechnet. „Bei mir gab es diesen Etat noch gar nicht“, sagt er.

Ein Unternehmer, wie es ihn heute kaum noch gibt, ist Clubmitglied Jörg Woltmann. Der Chef der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) ist ein Mann, den man instinktiv mit Herr Generaldirektor anreden möchte und bei dem der Einsatz einer Puderquaste bei der Morgentoilette durchaus vorstellbar wäre.

Seine Eitelkeit beschränkt sich jedoch darauf, seinen eigenen, mit Blattgold verzierten Becher mitzubringen. „Man weiß ja nie, wie gespült wird“, sagt Woltmann. Einem Chauffeur traut er wohl auch nicht: Seinen Rolls-Royce mit rund 550 PS fährt er am frühen Abend selbst nach Hause.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false