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Update

„Bilder zeigen nur Spitze des Eisberges“ : Berlins Politik spricht über Angriffe auf Ärzte und Pflegekräfte

Ein Video zeigt, wie in der Notaufnahme der Sana-Klinik in Berlin-Lichtenberg drei Männer auf Arzt und Pfleger einprügeln. In vielen Rettungsstellen ist Gewalt üblich.

Drei bullige Männer pöbeln in einer Berliner Notaufnahme die Pflegekräfte und einen Arzt an. Nur Sekunden später heftige Fausthiebe, einer der drei Männer schlägt dem Mediziner ins Gesicht, ein Pfleger wird zu Boden geprügelt. Die Täter sind Brüder, ihnen dauerte die Behandlung des Ältesten unter ihnen zu lange – ausgerechnet in der ohnehin vollen Silvesternacht.

Das Video aus der Überwachungskamera, das die geschilderte Szene im Lichtenberger Sana-Klinikum zeigt, kursiert auch unter Politikern. Seit Jahren beobachtet der CDU-Justizexperte Alexander J. Herrmann die Lage in den Rettungsstellen. „Selbst diese dramatischen Bilder zeigen nur die Spitze des Eisberges der Gewalt in unseren Rettungsstellen“, sagte Herrmann. „Wir werden das im Abgeordnetenhaus besprechen – sowohl im Gesundheits- als auch im Innenausschuss.“

Auch die Grünen wollen von Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) wissen, wie viele Übergriffe es auf Krankenhauspersonal um die Silvesternacht gab – und was unternommen worden sei, um Vorfälle wie jenen im Sana-Klinikum zu verhindern.

Unmittelbar nach dem Angriff der drei aus Serbien kommenden Brüder gingen andere Patienten dazwischen: Sie wollten die Täter wegdrängen, redeten auf sie ein. Der Tumult verlagerte sich nach draußen, dort hatten anrückende Polizisten dann Mühe, die Männer unter Kontrolle zu bringen.

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Die Brüder wurden in Gewahrsam genommen. Wie berichtet, waren die Täter 16, 20 und 25 Jahre alt. Sie sollen Alkohol und illegale Drogen konsumiert haben.

Eine Krankenhaussprecherin bestätigte die Echtheit der Aufnahme, sagte aber: „Wir haben das Video nicht herausgegeben.“

Gewalt, Drohungen, Beleidigungen sind in vielen Berliner Kliniken üblich. Die Krankenhäuser heuerten Wachschützer an, doch die Sicherheitsdienste sind oft einer Übermacht ausgesetzt, insbesondere wenn Großfamilien in den Notaufnahmen aggressiv werden. Im Lichtenberger Krankenhaus wird nun der Wachschutz aufgestockt.

Aktuelle Daten fehlen, aber allein im Jahr 2022 fuhren Beamte 11.318 Mal zu Kliniken, wobei damit alle Polizei-Einsätze gemeint sind, die an der Anschrift eines Krankenhauses registriert wurden – es muss sich also nicht immer um einen Vorfall in der Klinik selbst gehandelt haben. Überwiegend ging es um Diebstähle, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden 1910 Taten gezählt, darunter 481 Mal einfacher Diebstahl, 228 Fälle von Körperverletzung und 137 Sachbeschädigungen; insgesamt gab es 896 Verdächtige.

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