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© dpa/Stefan Puchner

Update

Gefesselt, geknebelt, getötet: Prozess um brutale Raubmorde an Senioren in Berlin hat begonnen

Bei sechs Raubtaten wurden ältere Menschen brutal überwältigt. Zwei der Opfer starben. Nun stehen vier Männer und eine Frau vor Gericht.

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Es geht um zwei mutmaßliche Raubmorde in Berlin und Sachsen-Anwalt und vier weitere Überfälle auf ältere Menschen: Vier Männer und eine Frau stehen seit Dienstag vor dem Landgericht. Sie sind 22 bis 38 Jahre alt, ein Ehepaar mit sieben Kindern darunter. Skrupellos sollen die Angeklagten vorgegangen sein. Eine 67 Jahre alte Frau in Annaburg in Sachsen-Anhalt und ein Berliner von 83 Jahren starben.

Die Opfer lebten nicht in Villen. Eine Witwe darunter, die nur eine kleine Rente bezog. Im Fall einer 80-Jährigen sollen fünf Täter Beute im Wert von 1600 Euro erlangt haben – „mithin 320 Euro pro Person“, heißt es in der Anklage. Die Tatorte lagen in den meisten Fällen in der Nähe zu Wohnungen von Angeklagten in Reinickendorf. Einer der Männer lebte in Annaburg.

Drei Männer sollen als Bande agiert haben: Valentino K. (38), Manuel F. (23) und David S. (22). Mitangeklagt wegen Mordes in einem Fall sind die 35-jährige Alexandra K. und Marko R. (34). Sechs Taten in unterschiedlicher Beteiligung sind angeklagt. Die vier Männer mit serbischer Staatszugehörigkeit sollen bei Polizei und Justiz bereits aufgefallen sein, doch nicht wegen Gewalt.

Den Tod nahmen die Angeklagten in Kauf

Valentino K., Manuel F., David S. und bislang unbekannte Mittäter sollen sich im Sommer 2022 zusammengeschlossen haben, um gezielt ältere Menschen auszurauben – ohne Rücksicht auf deren Leben und Gesundheit. Von vornherein sei geplant gewesen, Opfer zu fesseln und zu knebeln. Sie hätten in Kauf genommen, dass die betagten Geschädigten durch ausgelösten Stress beziehungsweise durch Atemprobleme sterben könnten, heißt es in der Anklage.

Die Serie begann am 1. Juli. Valentino K. und drei bislang nicht bekannte Mittäter sollen sich zur Wohnung eines Paares, 81 und 87 Jahre alt, begeben haben. Sie hätten sich zunächst freundlich nach einem Hund erkundigt. Ein Vorwand: Plötzlich seien die Senioren in die Wohnung gedrängt und zu Boden gebracht worden. Mit Klebeband seien ihnen Hände, Füße und Mund verklebt, die Frau geschlagen worden. Die Opfer hätten sie gefesselt und geknebelt zurückgelassen – wie in den anderen Fällen.

Ende Juli soll K. in dem von ihm selbst bewohnten Haus einen 82-Jährigen überfallen haben. Am Abend des 18. August dann ein tödlicher Raubüberfall. Alle fünf Angeklagten sollen beteiligt gewesen sein. Ilona S. sei gefesselt, geknebelt, gewürgt worden, so die Anklage. Sie starb noch am Tatort.

Wohl einen Tag später sollen die drei Hauptangeklagten den 83-jährigen Heinz S. in seiner Wohnung beraubt und getötet haben. Es folgten Überfälle auf einen 78-Jährigen und zuletzt am 1. September auf eine 80-Jährige.

Intensive Ermittlungen wie Funkzellenauswertungen führten auf die Spur der Angeklagten. Zu Prozessbeginn schwiegen sie. Verteidiger beantragten eine Aussetzung des Verfahrens, weil noch nicht alle Beweismittel vorliegen würden. Bis zum nächsten Prozesstag am Freitag will das Gericht über den Antrag entscheiden.

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