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Iris Spranger (SPD), Berliner Senatorin für Inneres und Sport, sitzt während der 36. Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses an ihrem Platz. +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa / Sebastian Gollnow

Familiengeschäfte mit Kevin-Prince Boateng: Berlins Innensenatorin wegen „Freundschaftsdiensten“ erneut in der Kritik

Iris Spranger steht nach der unerwarteten Entlassung von Sportstaatssekretärin Böcker-Giannini in der Kritik. Nun kommen neue fragwürdige Deals ans Licht. Im Fokus stehen ihr Sohn und ein Ex-Fußballstar.

Ihr Rauswurf kam plötzlich: Ende September kündigte Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) ihrer Sportstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini die Entlassung an. Am Dienstag wurde sie nun offiziell vollzogen, ihre Nachfolgerin Franziska Becker 15 Minuten später offiziell verkündet. Dass Spranger beim Verfahren mindestens schlechten Stil gezeigt hat, darauf deuten folgende Vorgänge hin, die dem Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint am Mittwoch berichtet wurden.

Spranger soll am Tag der Entlassung Böcker-Gianninis eigenhändig (zusammen mit einem Mitarbeiter) Ordner aus dem Büro der Staatssekretärin geholt und in einem Safe gesichert haben. Nicht weniger als vier Stunden nach dem Entlassungsbeschluss des Senats am Dienstag soll ein Referatsleiter ohne vorherige Anmeldung Böcker-Gianninis Privatadresse geklingelt haben und der nun Ex-Staatssekretärin die Entlassungsurkunde an der Türschwelle überreicht haben. Die Behörde teilte gestern mit, man habe „schnellstmöglich Rechtsklarheit für Frau Dr. Böcker-Giannini“ schaffen wollen.

Diese Vorgänge empören auch in Reinickendorf: Der dortigen SPD sitzt Sprangers Ehemann Jörg Stroedter vor. Seine Beisitzerin in Reinickendorf ist eben jene Böcker-Giannini, die nun ihren Job als Staatssekretärin los ist. Nun hat der Ortsverein Heiligensee-Konradshöhe-Tegelort, ehemals Stroedters Abteilung, per Mehrheitsbeschluss die Art und Weise der Entlassung missbilligt, wörtlich: „Es ist ein politischer Schaden für die Reinickendorfer und die Berliner SPD entstanden.“ Dem Vernehmen nach war Stroedter bei der Abstimmung sogar anwesend, konnte den Beschluss aber nicht verhindern.

„Freundschaftsdienste“ der Senatorin?

Seit seine Frau Senatorin ist, wird er in der Innenverwaltung übrigens häufig gesehen, und zwar nicht als einziges Familienmitglied: Auch Senatorensohn Eric Spranger soll in der Klosterstraße ein und aus gehen, zum Beispiel mit Kevin-Prince Boateng. Der ist Ende 2022 offiziell zum Botschafter der EM 2024 in Berlin ernannt worden, bei der Vertragsunterzeichnung in der Innenverwaltung war (angeblich auf Einladung von Boatengs Berater) auch Eric Spranger dabei. Der ist einer der Chefs von Eric Pepe Invest Creations UG, tätig in den Bereichen Immobilienverwaltung und Sportmanagement. Im Auswahlverfahren mit Zuschlag für Boateng war mindestens am Schluss auch Iris Spranger beteiligt (Zustimmung zur Empfehlung).

Eric Spranger hat laut Innenverwaltung nichts mit dem Auswahlprozess zu tun gehabt, er sei lediglich „mit dem Berater von Herrn Boateng seit Jahren freundschaftlich verbunden“. So freundschaftlich, dass die beiden auch gemeinsam zu einer Weihnachtsfeier in die Senatsverwaltung kamen.

Am 1. August hatte die Senatorin laut Innenverwaltung eine „Bürgeranfrage“ erhalten, mit der Bitte um Nachmeldung für den Berlin-Marathon – neun Monate nach Ende der Anmeldefrist. Dass es Nachmeldungen gab, bestätigt der Veranstalter. Nur die Namen behält der SCC aus Datenschutzgründen ebenso wie die Innenverwaltung für sich. Nach Checkpoint-Informationen war einer der beiden auf Sprangers Drängen nachgemeldeten Läufer José Maria Monar Alvarez, Geschäftsführer der Eric Pepe Invest Creations UG von Sprangers Sohn Eric.

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