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Bahn frei? Passanten an der Schwimmhalle in der Holzmarktstraße.

© Kai-Uwe Heinrich

Berliner Bäderbetriebe: Einnahmen liegen im ersten Halbjahr elf Prozent unter dem Plan

Preise zu hoch, Personal zu knapp, Pannen zu häufig: Droht Berlins Schwimmhallen der Untergang?

Von Sandra Dassler

Nein, nein – von einem „Millionen-Verlust“ könne man nun wirklich nicht reden, sagt Matthias Oloew. Der Sprecher der Berliner Bäderbetriebe reagierte damit auf einen Bericht, wonach die Einnahmen der Bäderbetriebe im ersten Halbjahr 2016 elf Prozent unter dem Plan gelegen haben. Das ergebe sich aus der Antwort von Sportstaatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Gabriele Hiller.

„Daraus kann man noch gar keine Rückschlüsse ziehen“, sagte Oloew am Freitag dem Tagesspiegel: „Und es ist einfach unseriös, daraus einen Verlust von knapp zwei Millionen Euro für das Gesamtjahr abzuleiten. Die elf Prozent beziehen sich erstens auf die geplanten Einnahmen, die waren vielleicht etwas zu optimistisch angesetzt – aber eben höher als im Vorjahr.“ Da man im Gegenzug auch Kosten eingespart habe, werde man am Ende ein „einigermaßen ausgeglichenes Jahresergebnis“ vorweisen können, sagte Oloew weiter. Außerdem seien gerade bei den Bäderbetrieben die Einnahmen von Monat zu Monat sehr unterschiedlich.

Mangelndes Management und schlechte Führung

Darauf verweist auch die zuständige Senatsverwaltung für Inneres und Sport. „Das aktuelle Geschäftsjahr der Berliner Bäderbetriebe ist noch nicht abgeschlossen“, sagte ein Sprecher: „Daher ist noch kein verlässlicher Rückschluss auf das Betriebsergebnis zum Jahresende möglich.“ Eine vollständige Auswertung der Sommersaison könne erst ab Mitte Oktober erfolgen. Allerdings war der diesjährige Sommer im Vergleich zum Vorjahr ziemlich enttäuschend. Und als die Sonne endlich schien, hatten viele Freibäder schon geschlossen und sahen sich nicht in der Lage, die Saison zu verlängern.

Diese mangelnde Flexibilität sei neben den sich häufenden technischen Pannen, dem fehlenden Personal und den gerade verkürzten Frühschwimmer-Zeiten ein Grund dafür, dass sich so viele Badegäste abwenden, sagt Gabriele Hiller: „Und das liegt nicht nur an objektiven Dingen wie maroden Anlagen, sondern eindeutig auch an mangelndem Management und schlechter Führung. Das geht von oben nach unten. Als beispielsweise im Freibad am Insulaner eine Wasserleitung defekt war, wollte man das Bad schließen. Ein Imbissbudenbetreiber im Bad sah seine Einkünfte in Gefahr und organisierte eine Firma, die den Schaden in kürzester Zeit behob, sodass das Bad geöffnet bleiben konnte.“

Ähnliches berichten viele Bürger. Erst am Freitag sei der Schwimmbetrieb im Stadtbad Wilmersdorf von 6.30 Uhr bis 14.30 Uhr ausgefallen – nur, weil eine Kassiererin fehlte. Schwimmer aus Charlottenburg-Wilmersdorf sammeln derzeit Unterschriften, um Aufsichtsrat und Politik zum Handeln zu bewegen.

„Es ist eine Schande, dass wir jetzt erst ab 6.30 Uhr schwimmen können – also nur noch eineinhalb Stunden“, sagt eine Frau: „Und es stimmt nicht, dass ab 6 Uhr niemand da war. Aber jetzt ist ein heilloses Gedränge. So werden die Bäderbetriebe auch noch die letzten treuen Kunden vergraulen.“

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