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Cooles Coocktail-Styling. Paula Riemann (l-r), Katja Riemann und Aylin Tezel kommen zur Eröffnungsparty der Internationalen Filmfestspiele.

© picture alliance/dpa/Gerald Matzka

Die Partynale ist zurück: Glamour, Promis, roter Teppich – so lief die Eröffnungsnacht der Berliner Filmfestspiele

400 mussten draußen bleiben, doch es kam reichlich Polit- und Leinwand-Prominenz: Bei der Eröffnungsparty stimmten sich die Gäste auf die Berlinale-Highlights ein.

Diesmal scheinen die bunten Blumengestecke längs des roten Teppichs, der in den Berlinale-Palast führt, besonders fröhlich zu leuchten. Selten waren die Urteile über den Eröffnungsfilm bei der nächtlichen Party in Berlin so einhellig positiv.

Ein Feelgood-Film, lustig und romantisch: „Aber nicht süßlich. Sowas können sonst nur die Franzosen“, lobte etwa Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff Rebecca Millers „She Came to Me“. Kulturstaatsministerin Claudia Roth im symbolträchtigen Gewand, bei dem es grün und rot funkelte auf schwarzem Grund, genoss „die befreiende Kraft des Lachens“, die gerade in diesen schweren Zeiten so wichtig sei.

Die letztjährige Bärengewinnerin Meltem Kaptan fand lobende Worte für die hohe Kunst der Darsteller. Auch der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, fand den Film lustig, obwohl er aus dem richtigen Leben weiß, dass Komponisten und Regisseure in der Regel nicht in die Klischees passen, die der Film nahelegte.

Dafür machte der Film Landwirtschaftsminister Cem Özdemir noch mehr Lust, sich mit dem Thema Oper zu befassen. In der Schule sei er von seinem Musiklehrer immer gequält worden. „Jetzt entdecke ich das Thema gerade für mich“, sagte der Grünen-Politiker lächelnd.

Weniger ältere Honoratioren

Und wer fehlte angesichts der wegen des Platzmangels um 400 Gäste reduzierten Einladungsliste diesmal? Vielleicht waren weniger Diplomaten da und weniger ältere Honoratioren, die den Zenit ihrer Schaffenskraft schon überschritten haben. Die Berlinale ist normalerweise ja nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit und zeitgemäßer Ernährung vorbildlich, sondern auch Menschen treu, die dem Festival schon lange verbunden sind.

Der aktuell angesagteste Club. Im Berlinale-Palast stimmten sich die Gäste auf die Partynale ein. Endlich wieder.

© picture alliance/dpa/Soeren Stache

Immerhin saß Berlins Ehrenbürgerin, die 101-jährige Margot Friedländer, im Publikum und konnte ihre zwischenzeitliche Heimat New York auf der Leinwand erleben. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev wurde ebenfalls mit Applaus begrüßt.

Kein Schlabber-Alarm

Dass sich die womöglich krisengeplagten deutschen Autoedelmarken die Reklame am roten Teppich diesmal haben entgehen lassen, war auch ein Smalltalk-Thema. Für die blitzende Uber-Flotte war es im ersten Glamour-Jahr nach der Pandemie in jedem Fall ein glanzvolles Debüt.

Hippe Häppchen. Blumenkohlfrikadelle, Mini-Muffin und Cheesecake mit Tomatenmarmelade und Olivenkrokant.

© Elisabeth Binder/Tagesspiegel

Und das Fingerfood, Toastis mit Blumenkohlfrikadelle, Pilz-Muffins und Salty Cheesecake, war so mundgerecht gestylt, dass es für kostbare Abendkleider jedenfalls keinen Schlabber-Alarm gab. Vom ebenfalls neuen Sponsor Armani Beauty gab’s am frühen Morgen als Grundausrüstung einen Lippenstift mit auf den Weg in die Partynale, die endlich wieder eine glitzernde Begleiterscheinung der Filmpremieren ist.

Umgewidmete Brautkleider

Dass der Dresscode diesmal „Cocktail“ lautete, war vielleicht der Tatsache geschuldet, dass Berlin nun mal wilder, kreativer, vielleicht auch cooler ist als andere Festivalstädte, in denen man ohne anständige Abendkleidung nicht mal in die Nähe des roten Teppichs kommt.

Manche hatten diese Kleiderempfehlung aber offenbar zum Anlass genommen, sich besonders aufwändig zu stylen. Rosa von Praunheim trug einen langen Mantel mit glitzrigem Muster, genau passend zu seinem Zylinder.

Reifrockgroße Tüllgebilde waren dabei, manches umgewidmete Brautkleid, so schien es jedenfalls, aber auch schlichte Eleganz à la Cannes. Hollywoods Anwältin Christiane Stützle etwa erschien in einer altrosa schimmernden langen Robe.

Die Geschichte einer grausamen Odyssee

Produzentin Alice Brauner erinnerte sich, wie viel Wert ihre Eltern immer auf den großen Berlinale-Auftritt legten. Deren Geschichte, verfilmt, wäre auch mal ein schöner Berlinale-Auftakt. Vielleicht klappt’s zum 75. Berlinale-Geburtstag. Denn in den kommenden Tagen will sie auch dazu Gespräche führen.

Jeder, der die Geschichte von ihren inzwischen verstorbenen Eltern Arthur und Maria Brauner noch live gehört hat, hat dazu Bilder im Kopf: Wie Maria nach einer grausamen Odyssee durch verschiedene Arbeitslager in Stettin vom Zug sprang und dort Arthur am Wegesrand sitzen sah. Wie die beiden jungen Juden in der Stadt, von der einst die Bedrohung für ihr Leben ausging, zum Glamour-Paar aufstiegen – man kann nur hoffen, dass die Gespräche zur Verfilmung erfolgreich sind.

75
ist die nächste Berlinale-Jubiläumszahl.

Erstmal freut sich Alice Brauner auf die Begegnung mit dem diesjährigen Empfänger des Goldenen Ehrenbären, Steven Spielberg, den sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit für die Shoah Foundation bereits kennt.

Volker Schlöndorff erhofft sich von dem Festival noch konkrete Auswirkungen auf die Auslastung der Kinosäle. Während die in Berlin schon wieder gut ganz gut sei, sieht er im Rest des Landes noch Verbesserungsbedarf.

Die Glamour-Signale, die von der Berlinale ausgehen, heizen die Lust vielleicht wieder an. Vor den Abgründen der Saison warnte Hadnet Tesfai die internationale Filmgemeinschaft auch noch. Vom Rosenmontag ist in Berlin glücklicherweise nicht viel zu spüren. Und wenn doch, müsse man sich das vorstellen „wie ein betrunkenes Halloween“.

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