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Ein Mensch läuft auf einem Gehweg. Die Folgen des Winterwetters in Berlin sind glatte Straßen und Gehwege.

© dpa/Hannes P Albert

Deutlich mehr Verletzungen: Wintereinbruch lässt einige Berliner schlittern und stürzen

Überfrorene Nässe, Schneematsch, manchmal auch festgetrampelter Schnee: Der Wintereinbruch bremst Berlin. Krankenhäuser bekommen das zu spüren.

Nach dem Schneefall in Berlin sehen Lobbyverbände für Rad- und Fußverkehr noch Defizite beim Räumen der entsprechenden Wege. Mehrere Kliniken, darunter die Charité, berichteten auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bereits von deutlich erhöhten Zahlen von Verletzungen angesichts der Witterungsbedingungen. Es geht zum Beispiel um Knochenbrüche nach Stürzen.

„Wir bekommen von unseren Mitgliedern gemeldet, dass der Zustand von vielen Radwegen in Berlin tatsächlich gefährlich ist: Schneematsch und Vereisung machen das Fahrradfahren zu einer rutschigen Angelegenheit“, teilte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Berlin mit. „Hier muss nachgebessert werden: Radwege müssen genauso schnell geräumt und fahrtauglich gemacht werden wie Fahrspuren.“

Für Gehwege sind Anlieger zuständig

Die Gehwegräumung sei in Berlin „von Alters her schlecht organisiert“, sagte Roland Stimpel vom Verein Fuss, der Interessen von Fußgängerinnen und Fußgängern vertritt. Auf Gehwegen zeige sich häufig ein uneinheitliches Bild aus geräumten und nicht geräumten Abschnitten, da die verantwortlichen Grundstückseigentümer oft unterschiedliche Räumdienste engagiert hätten.

Stimpels Standpunkt: „Gehwege müssen Priorität haben.“ Schließlich müssten alle Menschen sie benutzen, insbesondere aber sturzgefährdete Gruppen wie Seniorinnen und Senioren, die zum Beispiel etwas vom Bäcker oder aus der Apotheke brauchen. „Glücklicher wäre eine blockweise Vergabe des Räumdienstes“, sagte Stimpel. Die Frage sei aber, ob ein solcher Organisationsaufwand in Klimawandelzeiten lohne. Klar sei, dass in der aktuellen Situation alle Verkehrsteilnehmer langsamer unterwegs sein sollten, sagte Stimpel.

Wie sich Radfahrer bei Schnee verhalten sollten

Wer das Rad trotz der Witterungsbedingungen nicht stehen lassen wolle, solle langsam fahren, lange Bremswege einberechnen, in Kurven nicht bremsen oder in die Pedale treten, hieß es vom ADFC. „Wenn ein benutzungspflichtiger Radweg wegen Eis und Schnee unbefahrbar ist, darf man auf der Fahrbahn fahren. Dazu raten wir auch.“

Einer der weiteren Tipps: „Ein wenig Luft aus den Reifen lassen, dadurch gibt es mehr Haftung.“ An Autofahrer appelliert der ADFC, vorsichtig zu fahren und sowohl seitlich als auch von hinten Abstand zu Radfahrern einzuhalten. „Seien Sie bitte geduldig, wenn Radfahrer langsamer fahren.“

Mehr Menschen brechen sich Becken, Hüfte oder Schulter

Die Rettungsstellen der Vivantes-Kliniken verzeichneten am Mittwoch einen spürbaren Anstieg an Knochenbrüchen und erwarteten eine Fortsetzung am Donnerstag, wie ein Sprecher mitteilte. „Im Klinikum im Friedrichshain gab es zum Beispiel 100 Prozent mehr stationäre Aufnahmen mit schweren Frakturen, insbesondere des Beckens, der Hüfte, der Schulter.“ Zwar führe man keine Statistik über Verletzungsursachen, ein Zusammenhang mit der Witterung und den vereisten Straßen liege aber nahe.

„In den zentralen Notaufnahmen der Charité verzeichnen wir aktuell einen deutlichen Anstieg von witterungsbedingten Verletzungen“, teilte das Universitätsklinikum Charité mit. Die Notfallversorgung sei weiterhin sichergestellt. Das Unfallkrankenhaus Berlin hatte bereits am Mittwoch von einem leicht erhöhten Aufkommen wetterbedingter Verletzungen berichtet.

Stadtreinigung: Auftaumittel auf Radwegen verboten

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) weist auf Anfrage unter anderem darauf hin, dass auf ausgewiesenen Radwegen laut Gesetz ausschließlich Schneeräumung vorgesehen sei, aber keine Glättebeseitigung. Die Nutzung von Auftaumittel sei dort verboten. Gegen Glätte seien Splitt und Sand auch keine wirksame Alternative – und sie könnten für Radfahrende tückische Gefahren bergen.

Herkömmliche Radfahrstreifen werden laut BSR von normalen Winterdienstfahrzeugen geräumt und gestreut. Die Anzahl der Fahrradstraßen, die vom Winterdienst bearbeitet werden, sei zur aktuellen Saison deutlich erhöht worden. (dpa)

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