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Vorsichtige Montage. Das Gemälde „Mädchen auf Brücke“ von Edward Munch wird auf einen Wert von 50 Millionen Euro geschätzt.

© Ralf Hirschberger/dpa

Kunstmuseum in Potsdam: Der Palast Barberini öffnet endlich

Der Kunstmäzen Hasso Plattner hat sich in Potsdam einen Wunsch erfüllt: Am Freitag feiert er die Eröffnung des Palais Barberini.

Es ist das größte Geburtstagsgeschenk, das sich der Software-Milliardär und Kunstmäzen Hasso Plattner selbst macht. Zu seinem 73. Geburtstag am kommenden Sonnabend öffnet das von ihm gestiftete Kunstmuseum Barberini. Am Freitag ist bereits Prominenz eingeladen. Potsdam bekommt mit dem wiederaufgebauten Barockpalais eine weitere Attraktion: Der Alte Markt erstrahlt langsam wieder im barocken Glanz. Für sein Engagement wird Plattner am Freitag mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ausgezeichnet. Die Laudatio soll Günther Jauch halten, der auch durch die Ausstellung führt, allerdings nicht persönlich. Der Moderator hat laut RBB dem Audioguide seine Stimme geliehen.

Die Spannung ist groß: Was zeigt das Museum, zieht es Berliner Besucher an, gelingt es Museumschefin Ortrud Westheider, kunstpolitische Akzente zu setzen, von denen in der Szene schon gesprochen wird? „Schau’n wir mal – wir fangen ja gerade erst an“, sagt Museumssprecherin Johanna Köhler. Natürlich hoffe man auch auf kunstinteressierte Berliner. „Ich denke aber nicht, dass sich das gegenseitig das Wasser abgräbt, sondern im Gegenteil, sich gegenseitig stützt.“

Für die zweite Ausstellung kommen Leihgaben aus Israel, Paris und St. Petersburg

„Es wird großartig“, hatte Plattner immer wieder geschwärmt. Schon Ende November, als Besucher eine Woche lang in das noch leere Museum durften, war der Andrang riesengroß – und auch die Begeisterung. „Das schönste Berliner Museum steht in Potsdam“, brachte einer der rund 24.500 Besucher das Urteil vieler auf den Punkt. Und manche waren zu Tränen gerührt über das Entstandene.

Derzeit werden die ersten Schauen vorbereitet. Westheider vereint Werke von Monet oder Renoir unter dem Thema „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“. In der zweiten Ausstellung geht es um die Klassiker der Moderne mit Werken von Liebermann, Munch und Nolde. Leihgaben aus Israel, Paris und St. Petersburg kommen dafür nach Potsdam.

Plattner öffnet dafür auch seine Privatsammlung. „Das ist eine Sammlung, die reicht von den alten Meistern bis heute und hat einen starken Schwerpunkt im Impressionismus und insbesondere in den impressionistischen Landschaften“, erklärt Köhler. Aber neben Museen steuern auch andere Privatsammler Kunstwerke bei. Plattner hatte angekündigt, dass auch Microsoft-Gründer Bill Gates ein Bild nach Potsdam schickt.

Zu seinem 73. Geburtstag am 21. Januar 2017 öffnet das von Hasso Plattner gestiftete Kunstmuseum Barberini.

© ZB

Plattner will mit dem Haus, das über eine Stiftung finanziert wird, an Kunst interessierte Menschen aus der ganzen Welt ansprechen. Es mache ihn stolz, anderen zu zeigen, womit er sich im Stillen neben seiner Arbeit als Wissenschaftler und Unternehmer beschäftige, hatte er gesagt. Mittel aus Aktienverkäufen habe er über Jahrzehnte in Kunst investiert, berichtete Plattner. Beim Ankauf habe er sich immer auf seinen eigenen Geschmack verlassen. Auch etwa 80 Werke von DDR-Künstlern, unter anderem von Willi Sitte, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer oder Werner Tübke, sind dabei, außerdem gehören etwa 250 Impressionisten dazu.

Neu saniert: Das Palais Barberini in Potsdam.

© Bernd Settnik/dpa-Zentralbild

Drei Ausstellungen pro Jahr sind geplant, mit Bildern aus Plattners Sammlung und von Museen aus ganz Europa. Hinter der originalgetreu wiederhergestellten Fassade eines Barockbaus – zu den Kosten für den Wiederaufbau gibt es keine Angaben – verbirgt sich ein moderner Museumsbau, mit 2800 Quadratmeter Fläche für Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Ausstellungsfläche umfasst 2200 Quadratmeter in sechs Meter hohen, lichtdurchfluteten Räumen.

Um ein Haar hätte es dieses Museum aber gar nicht gegeben. Nachdem Plattner bereits Millionen für den originalen Wiederaufbau des preußischen Stadtschlosses spendiert hatte, wollte er eine Kunsthalle an prominenter Stelle in der Stadt bauen. Dafür hätte aber das zu DDR-Zeiten entstandene Hotel „Mercure“ abgerissen werden müssen. Die Emotionen schwappten über, zahlreiche Potsdamer kämpften für den 60 Meter hohen Plattenbau gegenüber dem Landtagsschloss; Plattner nahm von dem Vorhaben Abstand. Später entschied er sich für das Palais Barberini. Das DDR-Hotel ist von dort aus weiter zu sehen, auch anderen Plattenbauten kann der Blick nicht ausweichen. Plattner will sich weiter zu Wort melden. (dpa)

Im Tagesspiegel am Sonnabend gibt es ein Spezial zur Eröffnung.

Gudrun Janicke, Klaus Peters

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