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Berlin: Der Juwelier des Zaren

Von Bolschewisten konfisziert, unter Oligarchen sehr begehrt: Fabergés Kunst ist in Berlin zu sehen

Es waren die vermutlich ersten Überraschungseier der Geschichte, allerdings für Kinderhände viel zu kostbar. Nur der russische Zar durfte sie öffnen, manchmal auch seine Frau. Und dann kam heraus, was der Hofjuwelier Peter Carl Fabergé hatte hineinzaubern lassen: eine filigran modellierte Kutsche, eine winzige Auferstehungsszene in einem weiteren GlasEi, winzige Emaille-Vögel oder andere Preziosen. Insgesamt 50 dieser Eier hat Fabergé hergestellt, und obwohl ihr reiner Materialwert allenfalls fünfstellige Euro-Beträge repräsentiert, gehören sie zu den kostbarsten Kleinoden der Welt. Das Schloss Charlottenburg zeigt von heute bis zum 11.September die Fabergé-Kollektion, die bis zum vorigen Jahr der US-Familie Forbes gehörte. Der russische Öl- und Aluminium-Magnat Viktor Vekselberg hat sie für 100 Millionen Dollar erworben und in die gemeinnützige Kulturstiftung „Link of Times Foundation“ übergeführt.

Die Geschichte der Fabergé-Eier begann mit dem „Hennen-Ei“: innen Gold, außen Emaille, drinnen sitzt eine brütende Henne. Zar Alexander III. schenkte es 1885 seiner Frau Maria, und deren Begeisterung war so groß, dass sie fortan jedes Jahr zum orthodoxen Osterfest ein Ei erhielt. Die Sitte blieb bestehen, und als 1897 Zar Nikolaus gekrönt wurde, schenkte er seiner deutschen Frau ein Ei, das innen eine Miniatur der Kutsche enthielt, mit der sie durch Moskau zur Kathedrale fuhr. Es ist jetzt das Prunkstück der Berliner Ausstellung und wurde von Sotheby’s auf 24 Millionen Dollar geschätzt. Nicht mehr ganz aktuell, findet Géza von Habsburg, Fabergé-Experte, der den Auktionskatalog für die Forbes-Sammlung geschrieben hatte: „Seit die russischen Oligarchen hinter den Eiern her sind, ist der Preis gestiegen, ungefähr auf 30 Millionen.“

Das letzte Ei von insgesamt 50 wurde 1916 geschaffen. Dann konfiszierten die Bolschewisten die Kostbarkeiten und verkauften 40 ins Ausland, wo sie in die ganze Welt verstreut wurden. Zur Link-of-Times-Kollektion gehören 15 Stück, davon neun, die eigens für den Zaren geschaffen wurden. Bislang war die Sammlung nur in Moskau, St.Petersburg und Jekaterinburg zu sehen, nun zum ersten Mal außerhalb Russlands. Von Berlin geht die Schau nach Brüssel und London.

Für Vekselberg, der am Mittwoch in Berlin vor die Presse trat, ist die Ausstellung in der deutschen Hauptstadt „auch eine Art Erinnerung“, denn Fabergé stammte aus Deutschland, und seine Werke symbolisierten die vielfältigen kulturellen Verbindungen zwischen beiden Ländern. Seine Verbundenheit mit den Fabergé-Eiern charakterisiert er mit den Worten: „Sie berühren die Seele unseres Volkes.“ Die Ausstellungsmacher der Vekselberg-Stiftung und der Stiftung Schlösser und Gärten erwarten rund 100 000 Besucher. bm

Schloss Charlottenburg, Neuer Flügel, täglich 10 bis 18 Uhr, Einlass bis 17 Uhr, montags geschlossen. Eintritt 5/4 Euro.

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