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Analog trifft digital. Ein Mitarbeiter der Firma Metr bei der Installation einer Schnittstelle.

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Klimaschutz in der Wohnungswirtschaft: Degewo steuert Heizungen digital

Mit der Lösung eines Berliner Start-ups sollen Heizungen der Degewo effizient und nachhaltig werden.

Vor allem Bewohnerinnen älterer Wohnungen kennen das: Es wird kälter draußen, man dreht die Heizung auf, aber es wird nicht so mollig warm wie man es gern hätte. Die Energie entweicht einfach durch die Fugen. Oder aber die Heizung funktioniert plötzlich gar nicht. Das ist nicht nur ärgerlich – und kalt – für die Mietenden, sondern auch teuer für die Wohnungswirtschaft.

Eine der größten der sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften Berlins, die Degewo, forscht mit ihrer Tochtergesellschaft Degewo Netzwerk schon länger, wie der Wohnraum so optimiert werden kann, dass die Klimaziele erreicht werden und die Mieterinnen und Mieter zufrieden sind.

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Deshalb hat sich das landeseigene Unternehmen mit dem Start-up Metr in einer „Entwicklungspartnerschaft“ zusammengetan. Das 2016 in Berlin gegründete Jungunternehmen soll bei der Digitalisierung der Degewo helfen, sagt Metr-Mitgründerin und Geschäftsführerin Franka Birke. Kürzlich hat ihr Unternehmen den Start-up-Award in der Kategorie „Smart City“ der Verbandes Bitkom gewonnen: Metr hat sich zum Ziel gesetzt, die Bewirtschaftung von Wohnraum, auch Facility-Management genannt, effizienter und nachhaltiger zu gestalten – und zwar mit Hilfe von Daten.

Zwei Drittel aller Mietshäuser in Deutschland sind mehr als 40 Jahre alt

Die Lösung, mit der Metr nun die analogen Heizungsanlagen der Degewo in einer Testphase optimiert, heißt „m-gate“. Das landeseigenen Unternehmen bewirtschaftet bereits mehr als 70 000 Wohnungen in Berlin – schwerpunktmäßig in Marzahn, Köpenick, Neukölln, Tempelhof, Schöneberg und Wedding. Das Ziel: Sensoren lesen die Leistungsdaten der oftmals mehr als 20 Jahre alten Anlagen aus, und die Softwarelösung überträgt diese an die Degewo, erklärt Franka Birke.

In Deutschland seien zwei Drittel der Mietshäuser mehr als 40 Jahre alt – entsprechend viele Jahre haben die meisten Heizungsanlagen in den Kellern auf dem Buckel. Und nicht alle Anlagen sind von einem Hersteller. „Unsere Lösung eignet sich unabhängig vom Hersteller und vom Modell“, sagt Franka Birke.

Die meisten Heizungsanlagen haben schon einige Jahre auf dem Buckeeisten Heizungsanlagen haben schon einige Jahre auf dem Buckel

So erhalte die Wohnungswirtschaft einen Überblick über den Betriebszustand der Anlagen und kann rechtzeitig eingreifen, aber die Systeme könnten auch rechtzeitig gewartet und der Energieverbrauch optimiert werden.

Die Daten der Degewo werden permanent gesammelt und verarbeitet. So könne künftig die Degewo beispielsweise anhand der Daten die Heizkurve jeder einzelnen Heizung ablesen und sehen, wann und wo zu wenig oder auch zu viel geheizt wurde. Damit solle das Heizen „effizienter, sicherer und nachhaltiger“ gemacht werden. Momentan habe das Projekt vor allem noch das Ziel, dass mit Hilfe der Schnittstellen-Entwicklung früh gesehen werden kann, wenn eine Heizung nicht funktioniert. Installateure könnten den Fehler dann beheben noch bevor die Mieter es überhaupt mitbekommen und sich beschweren.

Die Daten können künftig auch bei Verbrauch und Kosten wichtig sein

Damit sei eine Art „Wächter-Lösung“ installiert worden, sagt Degewo-Sprecher Paul Lichtenthäler. In Zukunft könnten die Daten aber auch noch bei Verbrauch und Kosten wichtig sein. Mit Hilfe der Daten könne das eigene Heizverhalten der Mieter angepasst werden. In dem Pilotprojekt mit Metr werden momentan Heizungsanlagen in neun Degewo-Gebäuden überwacht – vom großen Plattenbau, kleineren Altbau bis zum Neubau sei da alles dabei.

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„Das Berliner Start-up Metr zeigt, was intelligente Nutzung von Gebäudedaten schon heute möglich macht: Neben der effizienteren Bewirtschaftung der Gebäude kann bereits der Bauprozess digital gesteuert oder auch die Wartung der laufenden Anlagen zentral gemanagt werden“, lobte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) den Start-up-Preisgewinner.
Damit werde die „energieintensive Immobilienbranche“ nachhaltiger gestaltet.

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