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Die High-Deck-Siedlung liegt im Berliner Ortsteil Neukölln.

© dpa/Annette Riedl

Clan-Razzia in Berlin-Neukölln: Zwei Festnahmen in der High-Deck-Siedlung

Nach einem Raub im August hat die Polizei zwei Wohnungen in der Neuköllner High-Deck-Siedlung durchsucht. Die Verdächtigen gehören zu einer Großfamilie, die mit der Hisbollah sympathisiert.

Ein schwer bewaffnetes Spezialeinsatzkommando und die Clan-Kenner des Landeskriminalamtes – dann der Zugriff in aller Früh. Die Berliner Polizei nahm am Donnerstag zwei mutmaßliche Räuber in ihren Wohnungen in Neukölln fest. Die Einsatzkräfte durchsuchten in der High-Deck-Siedlung an der Sonnenallee die Wohnungen des 24-Jährigen und des 26-Jährigen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Demnach wurden eine Schusswaffe mit Munition und Mobiltelefone konfisziert.

Grund für die Durchsuchungen ist laut Staatsanwaltschaft ein Raubüberfall vom 8. August, bei dem drei Männer einen 26-Jährigen in seiner Wohnung in der Neuköllner Grenzallee geschlagen, getreten und unter Vorhalten einer Schusswaffe beraubt haben. Die Täter haben dabei zwei Handys erbeutet. Die Beschuldigten sollten noch am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Behördenintern ist bekannt: Die Männer gehören zur in Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen aktiven Großfamilie C., die zahlreiche Mitglieder hat, die in den letzten Jahren in Serienstraftaten verwickelt waren, auch mit Komplizen aus völlig anderen Milieus. Darunter: banden- und gewerbsmäßiger Drogenhandel, Betrugsdelikte, Gewalttaten.

Die auffälligen Zweige des Clans kamen in den 80er-Jahren aus dem Libanon nach Deutschland. Allein in Berlin sind dutzende Männer der Großfamilie aktenkundig. Nicht alle Angehörigen – und schon gar nicht alle Männer gleichen Nachnamens – sind straffällig geworden.

Insbesondere ein in Kreuzberg und Neukölln residierender Flügel des Clans wird von Kennern der Szene zum Umfeld der islamistischen Hisbollah gezählt. In einer ihrer Wohnungen hängt im Flur ein großes Porträt des Generalsekretärs der Hisbollah, Hassan Nasrallah.

Die dem Mullah-Regime im Iran nahestehende Hisbollah arbeitet im Libanon als Wahlpartei, die vornehmlich die Schiiten des Landes zu vertreten angibt. Zugleich unterhält sie eine schwer bewaffnete Miliz und bildet Einzeltäter für Terroranschläge aus. Als Hauptfeind betrachtet die islamistische Organisation das Nachbarland Israel.

Der Tagesspiegel konnte am Donnerstag vorerst nicht erfahren, wer die Verdächtigen anwaltlich vertritt. Eine Nachfrage in der Familie war zunächst nicht möglich.

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