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„Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als hier zu sein“, sagte Angela Davis bei der Pressekonferenz zu „10 Jahren O-Platz“.

© Foto: TSP/Corinna von Bodisco

Zehn Jahre Geflüchtetenprotest in Kreuzberg: „Freiheit ist ein ständiger Kampf“ – Bürgerrechtlerin Angela Davis zu Gast auf dem Oranienplatz

Berühmter US-Besuch in Kreuzberg: Angela Davis spricht beim Kunstfestival „10 Jahre O-Platz“ zu den Widerstandsbewegungen von geflüchteten Menschen.

Mit viel Applaus wird Angela Davis bei ihrem Auftritt auf dem Oranienplatz am 6. Oktober empfangen. Es kommt immerhin nicht jeden Tag vor, dass eine berühmte linke US-Bürgerrechtlerin Kreuzberg besucht. Anlass war eine Kunstaktion, die an die Besetzung des Platzes vor zehn Jahren durch Geflüchtete erinnert. Diese hatten gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in „Lagern“ protestiert. 

Im Oktober 2012 kamen Geflüchtete nach einem Protestmarsch gegen die Zustände in den Flüchtlingsunterkünften von Würzburg nach Berlin am Oranienplatz an. Neben dem Oranienplatz besetzten sie einige Monate später auch die leerstehende Gerhart-Hauptmann-Schule am Görlitzer Park, wo zeitweise mehrere Hundert Menschen unter schlechten hygienischen Bedingungen gelebt haben sollen. Geräumt wurde sie erst im Jahr 2018, als kaum noch Geflüchtete dort wohnten.

„Ich bin hergekommen, um zu unterstützen“, sagte Davis am Donnerstag und meinte damit die Kunstaktion sowie die Forderungen des Vereins „International Women* Space“, der hinter dieser steht und damit die „zehnjährige Selbstermächtigungsgeschichte geflüchteter Menschen“ feiern will. Schon 2015 war Davis vor Ort, wollte mit den Geflüchteten in der besetzten Schule sprechen. Doch der Bezirk verweigerte ihr den Zutritt.

Interessierte können bis Sonntag, 9. Oktober, die Open-Air-Kunstbaustelle „O-Platz wird 10 – Baustelle Migration“ besuchen und mit Betroffenen sprechen. 

© Foto: TSP/Corinna von Bodisco

„Freiheit ist ein ständiger Kampf“, sagte die 78-Jährige weiter, und: „Rassismus ist global“. Dessen Ursprung seien Kolonialismus und Sklaverei. Davis gehört zu den bekanntesten Repräsentanten der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Einige ihrer prominenten Vertreter, wie Malcolm X oder Martin Luther King, wurden ermordet.

Bei der Veranstaltung schlug sie auch den Bogen zur heutigen Zeit: Die Bewegung „Black Lives Matter“ sei ein Wendepunkt in der Rassismusdebatte gewesen. Und die Frauenproteste nach der mutmaßlichen Ermordung Masha Aminis im Iran verdeutlichen laut Davis, wie wichtig die Organisation von Frauenbewegungen („women’s movements“) ist.

Auch International Women* Space e. V. ist nach eigenen Aussagen eine Bewegung, die damals in der Gerhart-Hauptmann-Schule „einen Ort nur für Frauen schuf“. Der Verein habe sich dann aus einem Netzwerk der Betroffenen am Oranienplatz gegründet. Die konkreten Forderung der Aktivist:innen sind etwa die Abschaffung von „Abschiebungen und Deportation“ oder „Bildungs- und Arbeitsrecht für alle“.

Interessierte können bis Sonntag an der Open-Air-Kunstbaustelle „O-Platz wird 10 – Baustelle Migration“ mehr über die Geschichte der Geflüchtetenproteste und der Besetzungen erfahren und mit Betroffenen sprechen. Neben Gesprächen zu Themen wie rassistische Gewalt gibt es Theater, Workshops, Filme, Musik und am Wochenende Kinderbetreuung.

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