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Polizeiwagen am Kottbusser Tor in Berlin am 2. August 2023.

© imago/Emmanuele Contini

Sozialarbeit in Berlin-Kreuzberg: Werden die „Kotti-Mittel“ gestrichen?

2023 konnte der Bezirk mit Sondermitteln des Landes unter anderem mobile Sozialarbeit am Kottbusser Tor umsetzen. Doch im neuen Haushalt sind die Gelder nicht eingeplant. Was würde vor Ort fehlen?

250.000 Euro Sondermittel konnte das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg 2023 verwenden, um am Kottbusser Tor die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Das Geld hat der Bezirk im Frühjahr im Zuge der Eröffnung der „Kotti-Wache“ vom Land bekommen. Neben Nachbarschafts- und Bildungsprojekten wurde mehr als ein Drittel des Geldes für aufsuchende Sozialarbeit verwendet – um drogensüchtigen und obdachlosen Menschen zu helfen. Doch aktuell ist unklar, ob die „gemeinwesenbezogene Sozialarbeit“ im nächsten Jahr weitergehen kann und die Mittel verstetigt werden.

Das Bezirksamt sieht die Projekte auf der Kippe. „Einzelne Projekte nur punktuell über Sondermittel zu finanzieren und dann abrupt wieder zu beenden, verbessert die Lage am Kottbusser Tor nicht“, sagt Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Ohne nachhaltige Projekte, die als soziales Auffangnetz die Situation der Menschen im Kiez verbessern, bleibe die „Kotti-Wache“ nur ein Prestigeobjekt.

Würden die über die „Kotti-Mittel“ finanzierten Projekt gern auch 2024 weiterführen: Astrid Leicht von Fixpunkt, Martin Gegenheimer und Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann am Kottbusser Tor.

© Tagesspiegel/Corinna von Bodisco

Auch Martin Gegenheimer betont: „Wir brauchen zeitnah Planungssicherheit für 2024.“ Der bezirkliche Präventionskoordinator erklärt bei einem Treffen in der Mittelpunktbibliothek am Kottbusser Tor, wofür die Sondermittel noch eingesetzt wurden: Neben der aufsuchenden Sozialarbeit von Fixpunkt wurde in zwei Kiezhausmeister investiert, die vor Ort „eine Funktion von sozialer und öffentlicher Kontrolle erfüllen“. Sie kümmern sich um kleine Reparaturen und Beräumungen im Kiez. Außerdem wurde ein Kinderfest und Ausstattung für die Kinderbibliothek finanziert sowie ein Fußballturnier in Zusammenarbeit mit „Kick it like Kreuzberg“ und „Kicken im Block 87“. Gegenheimer berichtet auch von Sperrmüllplätzen der BSR, die an der Müllproblematik ansetzen sollen. Und letztlich kam der Reinigung der Eco-Toilette auf der Mittelinsel ein weiterer Posten zugute.

Astrid Leicht, Geschäftsführerin des Vereins Fixpunkt, der seit 30 Jahren ambulante Drogenhilfe im Kiez anbietet, unterstreicht die Wichtigkeit der mobilen Sozialarbeit: „Sie ist nicht Teil einer Einrichtung. Die Mitarbeiter sind draußen im Gespräch mit den Menschen“, sagt Leicht. Nicht alle Menschen würden von sich aus etwa das Fixpunkt-Gesundheitszentrum in der Reichenberger Straße ansteuern. „Es bedarf viel Kommunikation, um die Leute zu bewegen, die Angebote zu nutzen.“

Die „gemeinwesenbezogene Sozialarbeit“ wird seit April 2023 von Fixpunkt durchgeführt. Die Fixpunkt-Mitarbeiter:innen verfolgen das Prinzip des „Brückenbauens“ von der Straße in die Einrichtungen der Drogen- und Wohnungslosenhilfe. Sie sind außerdem ansprechbar für Anwohner:innen und Gewerbetreibende und arbeiten eng vernetzt mit dem Quartiersmanagement, Mieterräten und sozialen Einrichtungen.

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