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Sport hilft bei der Integration und der Bewältigung von Traumata.

© Britta Pedersen/dpa

Mit Kultur und Sport für Integration: Dafür macht sich der Berliner Verein „ARTivisten“ stark

Gründer José Carlos Mayorga lässt eigene Migrationserfahrungen einfließen. Der Köpenicker engagiert sich auch politisch im Bezirk.

Von Simone Jacobius

Als José Carlos Mayorga vor zwölf Jahren nach Deutschland kam, tauchte der gebürtige Guatemalteke in eine komplett neue Welt ein. Nicht nur klimatisch war der Sprung von Guatemala hier her etwas völlig Neues. Aber der Liebe und der Kinder wegen sollte es so sein… „Daher weiß ich aber, wie wichtig es ist, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, nicht nur mit den eigenen Landsleuten zusammen zu sein“, sagt er in fließendem Deutsch.

Schon in Guatemala war Mayorga politisch engagiert. Das wollte er auch hier in Deutschland. Aus der eigenen Erfahrung heraus ist dann der Verein „Artivisten” entstanden und Mayorga ist ehrenamtlicher Geschäftsführer. Der 2019 gegründete Verein will Menschen zusammenbringen, Räume öffnen für Kulturschaffende und Menschen mit Fluchterfahrung geschützte Räume bieten.

Dem 42-Jährigen geht es um Sichtbarkeit von Künstlern, unabhängig von ethnischen Hintergründen, Sprache, Geschlecht und Kommunikationsfähigkeit. Und wie steht es um seine künstlerische Ader? „Ich selber spiele Gitarre, noch als Hobby, aber mit einem Ticken mehr”, sagt er lächelnd.

Vereinsgründer und ehrenamtlicher Geschäftsführer José Carlos Mayorga.

© privat

Vor allem Migranten, Geflüchtete oder die LGTBQ-Gemeinden sollen mit kreativen Ideen unterstützt werden. Dazu gehören beispielsweise Tanz-, Musik- und Sportworkshops. „Unser Ziel ist es, durch interkulturelle Begegnungen zur Reduzierung von Rassismus beizutragen“, sagt der Geschäftsführer von Artivisten e.V.

Dabei unterstützen sie Menschen aus Afghanistan, Syrien, Osteuropa, Lateinamerika und zurzeit besonders Geflüchtete aus der Ukraine. „Für geflüchtete und traumatisierte Jugendliche in einem Flüchtlingsheim in Altglienicke haben wir gerade einen Sport-Workshop organisiert“, erzählt Mayorga, für den Sport auch Bestandteil der Kultur ist.

Viele Geflüchtete haben Probleme, Freunde zu finden. Sprache, Wetter, Depressionen gehören oftmals zu den Barrieren. „Man muss aktiv Kontakt suchen, sich nicht isolieren oder nur mit den eigenen Landsleuten zusammenbleiben. Das ist ein großer Fehler, den viele machen“, sagt Mayorga und fügt hinzu: „Ich bin vielleicht privilegiert, weil ich mein Land nicht verlassen musste und auch jederzeit zurück kann. Aber die Wehmut über das Zurückgebliebene, die kann ich auch nachvollziehen.“

Treptow-Köpenick sieht er inzwischen als seine zweite Heimat an. Für ihn geht das nicht mit einer verlorenen Identität einher. „Ich habe zwei Heimaten, fühle mich auch nach wie vor in Guatemala wohl, wenn wir alle paar Jahre zu meiner Familie fahren“, sagt der Vater zweier Jugendlicher. Da er die Artivisten nur ehrenamtlich leitet, braucht er auch einen normalen Beruf. Der in Guatemala studierte Betriebswirt hat anfangs als Projektberater in Berlin gearbeitet und ist seit Oktober Koordinator in der Abteilung Partnerschaft für Demokratie im Bezirksamt. „Das ergänzt sich gut mit meinem Ehrenamt“, findet er.

Auch als Bürgerdeputierter im Ausschuss für Partizipation und Integration ist Mayorga aktiv. Zudem engagiert er sich im Integrationsbeirat, der sich in Gründung befindet. Und auch dort solle es um die Sichtbarkeit der Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung gehen. „Eine größere Sichtbarkeit dieser Menschen, würde Hemmungen ihnen gegenüber abbauen und den interkulturellen Austausch fördern. Gemeinsame Bewegung, gemeinsames Musizieren oder Malen sind ein Weg, das zu erreichen”, weiß Mayorga aus seiner Vereinstätigkeit.

Ich habe zwei Heimaten.

José Carlos Mayorga, Artivist

Der Verein finanziert sich über projektbezogene Mittel und Spenden. „Wir verlangen keine Mitgliedsbeiträge, erhoffen uns aber regelmäßige Zuwendungen durch den Bezirk oder durch eine kulturelle Einrichtung“, sagt Mayorga.

Und hier noch eine Übersicht der Themen unseres aktuellen Newsletters für den Bezirk Treptow-Köpenick:

  • Wenn die Zählgemeinschaft Bestand hat, bleibt es beim SPD-Bürgermeister. Aber einen zweiten Posten im Bezirksamt bekommt die CDU auf jeden Fall
  • Sophia Siebert ändert kurzerhand, was ihr nicht gefällt. Sie ist ein Tausendsassa und schafft ein Gemeinschaftsgefühl in Rahnsdorf
  • Die alten Obstbäume in Adlershof dürfen gefällt werden, die geplante Schule ist wichtiger. Das hat jetzt das Gericht entschieden
  • CDU weiter auf Wahlkampfkurs. Stadtrat erscheint nicht zur Jahrespressekonferenz des Bezirksamts
  • Die Kriminalitätsrate im Bezirk ist gestiegen. Am ruhigsten lebt es sich in Müggelheim
  • Schüler für ihr Integrationsprojekt ausgezeichnet
  • Modellprojekt Berliner Hausbesuche für Senioren im Allendeviertel gestartet
  • Neue Webseite für nachhaltige Bildung
  • Umfrage: Wie wichtig ist Amateurmusik für Sie?
  • Unions Fußballerinnen unterliegen den Viktoria denkbar knapp
  • BBSC-Volleyballerinnen verlieren große Schwerinerinnen
  • Frühling naht, Grillen erlaubt

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