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Aufgabe, Einsicht? Napuli Langa klettert die Leiter hinab.

© dpa

Protest auf dem Oranienplatz: Warum die Besetzerin nachts vom Baum stieg

Fünf Tage verharrte Napuli Langa auf der Platane am Oranienplatz, dann stieg sie herunter. Das schaffte ein Zettel der Senatorin Dilek Kolat. Langa wohnt jetzt angeblich bei ihrem Verlobten.

Als der Brief von Sozialsenatorin Dilek Kolat am Freitag kurz nach 22 Uhr ankam, atmeten alle auf. Beamte des Spezialeinsatzkommandos der Polizei (SEK) hatten sich soeben darauf vorbereitet, Baum- Besetzerin Napuli Langa von ihrer Platane am Kreuzberger Oranienplatz zu holen – weil sie körperlich stark geschwächt war und sich nach Einschätzung von Ärzten selbst gefährdete. Doch als die junge Sudanesin das SEK sah, kletterte sie noch höher in die Äste. „Wir hatten alle Angst, dass sie abstürzt“, erzählen Augenzeugen. Seit fünf Tagen hockte Napuli Langa aus Protest gegen die Räumung des Oranienplatzes im Baum und weigerte sich herunterzukommen. Nun aber reichte ihr jemand Kolats Brief hinauf, sie las die Zeilen. Dann kletterte sie langsam hinab.

Sympathisanten feiern Napuli als Siegerin

Ihre Bettdecke unterm Arm, stand die Schwarzafrikanerin auf dem Platz zwischen Polizisten und ihren Unterstützern – und erklärte, ihre Forderungen seien ja erfüllt. Sympathisanten feiern sie seither als Siegerin. Und am Sonntag rief Napuli Langa bei einer Flüchtlingsdemonstration in Kreuzberg schon wieder laut Parolen ins Mikro. Nach kurzem Krankenhausaufenthalt soll sie zu ihrem Verlobten gezogen sein, hat die Polizei gehört.

Doch was hatte Integrations- und Sozialsenatorin Kolat ihr schriftlich versichert? „Es gab auf keinen Fall eine neue zusätzliche Zusage“, betonte Kolats Sprecherin Franziska Schönberner am Sonntag. Die Senatorin habe der Sudanesin nur erneut zugesichert, „was ohnehin schon in der Vereinbarung stand, die sie Mitte März mit den Platzbesetzern ausgehandelt hat“ – auch im Hinblick auf die künftige Nutzung des Oranienplatzes durch die Flüchtlinge. In Kolats Schreiben heißt es dazu wörtlich: „Es ist sichergestellt, dass neben dem Infopoint auch ein Pavillon für Versammlungen und Veranstaltungen (analog zum bisherigen Zirkuszelt) aufgebaut wird.“ Nur: Zum Schlafen und Wohnen dürfe das nicht mehr dienen.

In der Vereinbarung vom März sichern Senat und Bezirk den abgezogenen Besetzern zu, „dass der Oranienplatz als Info- und Protestplattform für die Rechte von Flüchtlingen erhalten bleibt“. Sie sollen dort weiterhin auf ihr Schicksal und die Kritik an der Asylgesetzgebung hinweisen können. Eine Sondergenehmigung des Bezirks für einen neuen Infopoint und Versammlungsort liegt laut Schönberner vor. Die Ausgestaltung könnten die einstigen Campbewohner in den nächsten Wochen gemeinsam mit dem Bezirk planen.

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