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Brunnen mit Figurengruppe Tanz auf dem Vulkan, Nettelbeckplatz, Wedding.

© imago images / Schöning/Schoening

Kolumne Berliner Trüffel (22): Tanz auf dem Vulkan

Früher rauschte der Verkehr um den Nettelbeckplatz. Heute rauscht nur noch Wasser aus einem Brunnen auf dem Platz in Wedding.

Eine Kolumne von Sabrina Patsch

| Update:

Auf dem Nettelbeckplatz nahe der S-Bahn-Station Wedding versammeln sich Jugendliche und Rentner gleichermaßen. Es ist ein lebhaftes Zentrum, der Verkehr rauscht an mehreren Ecken vorbei. Bis in die 80er Jahre hinein war dies noch eine befahrene Kreuzung mit Kreisverkehr und vier Straßenbahnlinien. Danach wurde der Platz umgebaut und die Verkehrsführung geändert.

Im Zentrum des Platzes steht eine Installation, halb Brunnen, halb Kunstwerk, namens „Tanz auf dem Vulkan“. Sie wurde 1988 von der tschechisch-deutschen Künstlerin Ludmila Seefried-Matejková errichtet.

Aus dem Brunnenbecken ragt ein gut zwei Meter hoher Vulkan empor, auf dem Krater stehen fünf Bronzefiguren. Am Fuß des Vulkans ist ein Klavier aus schwarzem Vulkangestein mit bronzener Klaviatur in den Granit eingelassen, davor sitzt ein Pianist.

Entwurfszeichnung von Ludmila Seefried-Matějková für den Brunnen „Tanz auf dem Vulkan“.
Entwurfszeichnung von Ludmila Seefried-Matějková für den Brunnen „Tanz auf dem Vulkan“.

© Ludmila Seefried-Matéjková

Die fünf Personen stehen alle leichtfüßig auf dem Vulkan, scheinen zu tanzen, und wenden den Blick vom dunklen Schlund ab, der hinter ihnen klafft. Zwei der Figuren blicken sich verträumt an. Eine Figur singt euphorisch in ein Mikrofon, das sie in der Hand hält. Die andere Hand streckt sie energisch mit gespreizten Fingern gen Himmel.

Der Pianist ist eigentlich ein Satyr, der die Menschen zu Tanz und Leichtsinn verführt.
Der Pianist ist eigentlich ein Satyr, der die Menschen zu Tanz und Leichtsinn verführt.

© imago/Peter Sandbiller/© Peter Sandbiller

Das Wasser, das aus dem Krater strömt, prasselt auf das Klavier ein und scheint das Spiel des Pianisten zu unterstützen. Ein genauer Blick auf seine Füße – oder, besser gesagt, Hufe – enttarnt ihn als Satyr.

Der dämonische Begleiter des Dionysos ist eine Kreatur der griechischen Mythologie, halb Mensch und halb Ziege. Er gilt als ausgelassenes, lüsternes Wesen, der die Menschen hier zum unbeschwerten Tanz animiert, ungeachtet der Gefahr, die sich in ihrer Mitte befindet. Laut der Künstlerin ein Symbol für die Welt, in der wir leben.

Immer sonntags stellt die Serie „Berliner Trüffel“ Kunstwerke des öffentlichen Raums im gedruckten Tagesspiegel und im E-Paper vor.

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