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Auf dem richtigen Gleis für mehr Stadtnatur. Anke Kuß und Uwe Hiksch im GleisBeet.

© Lena Ganssmann

Grünes Gleis in Berlin-Friedrichshain: Im Nachbarschaftsgarten „GleisBeet“ das Stadtklima verbessern

Auf einem ehemaligen Bahnhofsgelände haben Aktive vom GleisBeet e.V. einen urbanen Garten geschaffen. Interessierte können mitgärtnern – der nächste Termin steht schon.

Was für ein Gegensatz. Das nahegelegene Gebäude des Technoclubs „Berghain“ überragt die Bäume und aus dem Hostel auf der anderen Straßenseite ziehen Gruppen von erlebnishungrigen jungen Menschen zur Warschauer Brücke. Aber wenige Meter entfernt taucht man ein in die Stille der Natur, die nur unterbrochen wird vom Summen der Insekten und dem Gezwitscher der Vögel.

Am „GleisBeet“ endet der städtische Alltag. Auf dem rund eintausend Quadratmeter großen Gelände kann man zu dieser Jahreszeit in den kleinen Beeten dicke Kohlrabi ebenso entdecken wie Zucchini. Und in Hochbeeten finden sich schmackhafter Salbei und Minze.

Seit 2012, als der Verein GleisBeet e.V. diese Fläche übernahm, hat sich eine gemeinschaftliche Gartenkultur entwickelt, an der jeder teilhaben kann, der möchte. Seit 2019 sind nun auch die NaturFreunde Berlin dabei, um das zum ehemaligen Wriezener Bahnhof gehörige Gelände als urbanes Gartenprojekt weiterzuentwickeln.

Vier Garten-Termine pro Monat

Jeden Monat gibt es vier Termine, an denen die Aktiven gemeinsam gärtnern, erzählt Uwe Hiksch von den NaturFreunden. Ziel sei es, das Gelände mit permakulturellen Methoden ökologisch aufzuwerten und ein funktionierendes Ökosystem zu erschaffen, das Lebensraum für eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren bietet.

An den kleinen privaten Beeten, die immer für ein, zwei Jahre vergeben werden, werkeln hingebungsvoll Erwachsene und Kinder. Daneben gibt es Flächen, wo Insekten und Wildbienen ein angemessener Lebensraum geboten wird. Rund 50 bis 60 Menschen, so schätzt Uwe Hiksch, beteiligten sich insgesamt am Gärtnern. Fast alle wohnen auch im Umfeld des Gartens in Friedrichshain, sagt Hiksch.

„Wir geben Tipps, welche heimischen Pflanzen geeignet sind“, erzählt das Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde, „ohne dogmatisch zu sein.“ Im Gegenteil, es gehe „sehr, sehr locker zu“. Den NaturFreunden gehe „es ums Überzeugen, nicht um Vorschriften.“ Auch Workshops werden von den NaturFreunden angeboten, die in der nahen Warschauer Straße auch ihre Bundeszentrale haben.

Natur-Freunde für Naturschutz und gegen Rassismus

Die NaturFreunde, bereits 1895 gegründet, sind heute eine der ältesten und mit 66.000 Mitgliedern eine der größten deutschen Naturschutz-Organisationen. Die NaturFreunde sind traditionell zudem stark engagiert gegen Rassismus, Militarismus und Rechtsradikalismus; in der Nazi-Zeit war die Organisation verboten.

Jetzt im Sommer grüßt der für jeden Spaziergänger zugängliche Garten mit üppigem Blumenschmuck, die weithin sichtbare farbige Tupfer ins Grün bringen. Der Garten ist ausgestattet mit Wassertanks und Gießkannen zum Bewässern. Das hier nach der Wende ein verwahrlostes Bahngelände war, kann sich niemand mehr vorstellen. Jetzt liegt auf der anderen Seite der Bahngleise die Mercedes-Benz-Arena und gleich daneben sind in den vergangenen Jahren etliche Hochhäuser in den Himmel gewachsen.

Alles weit weg, wenn man hier im Garten ist. Wie ein Ausflug nach Brandenburg, aber gleich um die nächste Hausecke. Jede und jeder, der Lust hat auf eine erfüllende Freizeitgestaltung mit der ganzen Familie und zugleich mithelfen möchte, das ökologische Stadtklima zu verbessern, ist willkommen, sagt Uwe Hiksch.


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