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Seit den 80ern erinnert das Mahnmal an die Synagoge. Hinten Spree Ecke Havel.

© André Görke

Update

Die Nazi-Schande von Spandau: Gedenkstunde zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome

Sie brannten die Synagoge am Havelufer nieder, misshandelten, quälten und verprügelten Nachbarn und verjagten den Rabbiner. Am 10. November lädt die Kirche zum Gedenkort.

| Update:

Die Nazis brannten die Synagoge am Havelufer nieder, misshandelten, quälten und verprügelten Nachbarn und verjagten den Rabbiner. Am Freitag, 10. November, 10 Uhr, lädt die evangelische Kirche ans Havelufer.

Anlass ist die Gedenkstunde zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome am 9. und 10. November 1938. Bezirksbürgermeisters Frank Bewig, CDU, sowie Rabbiner Jonah Sievers werden Reden halten. Im Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome vor 85 Jahren wird ein Kranz niedergelegt und Miriam Maasz, Freiwillige in der „Jugendgeschichtswerkstatt Spandau“, wird an die jüdische Familie Becker aus Glienicke erinnern. Die Moderation übernimmt Gudrun O’Daniel-Elmen, Beauftragte für Erinnerungskultur im evangelischen Kirchenkreis Spandau.

Am Havelufer stand einst die Synagoge von Berlin-Spandau, ehe die Nazis sie angriffen, niederbrannten und abrissen und den Rabbiner verjagten. Arthur Löwenstamm wurde so lange misshandelt, bis er seine Gemeinde aufgab, und kam dann frei. Er floh 1939 nach England und starb 1965 in Manchester. Seit 2002 trägt auch eine Straße in Staaken seinen Namen

Am 9. und 10. November 1938 wurden Juden auch in Spandau misshandelt, verprügelt, gedemütigt, verjagt, getötet und ihr Hab und Gut wurde niedergebrannt, gestohlen oder zerstört.

Diese Tafel in der Altstadt (Havelufer) erinnert an die zerstörte Synagoge.
Diese Tafel in der Altstadt (Havelufer) erinnert an die zerstörte Synagoge.

© Katja Haase -Urheber: Volkmar Haase/VG Bild-Kunst, Berlin

Nach den Attentaten in Israel hatte Bürgermeister Frank Bewig, CDU, dem Bürgermeister von Spandaus Partnerstadt Aschdod einen Brief geschrieben („Spandau, Berlin, Germany stand by our Israeli friends“). Aschdod liegt auf halber Strecke zwischen dem Gazastreifen und Tel Aviv.

Apropos Judentum in der Altstadt: vergessene Geschichte. Die Erklärtafel zur „Geschichte der Spandauer Juden im Mittelalter“, die gegenüber den beliebten Cafés „Charlotte“ und „Lutetia“ hängt, beginnt noch immer so: „In der Kinkelstraße, in der Sie sich jetzt befinden…“

Die Gedenktafel in Spandau nennt noch immer „Kinkelstraße“ statt Jüdenstraße im 1. Satz.
Die Gedenktafel in Spandau nennt noch immer „Kinkelstraße“ statt Jüdenstraße im 1. Satz.

© André Görke

Das ist falsch – seit über 20 Jahren. Dass die „Jüdenstraße“ seit 2002 nach großer Debatte wieder ihren alten Namen trägt, hat ihren Grund: Dort gab es schon vor 750 Jahren einen jüdischen Friedhof. Die Nazis hatten sie 1938 in Kinkelstraße umbenannt. 2018 war die Zeittafel in der Altstadt bereits Thema hier im Spandau-Newsletter. Ob sich wohl so langsam jemand mal im Rathaus für die Touristen-Infotafel interessiert und ein Update hinzufügt?

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