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Der Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg.

© IMAGO/Emmanuele Contini

Den Görlitzer Park nachts abschließen?: So wird das Drogenproblem in die Kreuzberger Hausflure verlagert

SPD und CDU in Berlin wollen den Görli nachts zusperren. Unser Autor hält diese Forderung für populistisch: Ein verschlossener Park löst keine Probleme, sondern schafft neue.

Ein Kommentar von Dominik Mai

| Update:

Seit Jahren propagieren Regierende Bürgermeister:innen – von Müller über Giffey bis Wegner – Berlin sei die „Stadt der Freiheit“. Und jetzt wird allen Ernstes darüber diskutiert, den Görlitzer Park nachts zuzusperren?

Das, was die beiden Regierungsparteien SPD und CDU in der Debatte um die Sicherheit in der Kreuzberger Grünanlage vorschlagen, ist keine Lösung für die Probleme. Vielmehr schafft ein abgeschlossener Park neue: Dealer und Konsumierende werden in die umliegenden Kieze, den Schlesischen Busch und andere Ecken verdrängt. Wenn der Park nachts abschlossen wird, werden die Drogenproblematik und die Kriminalität in die Hausflure und Hinterhöfe von Wrangelkiez und Reichenberger Kiez verlagert.

Zudem hat uns die Corona-Pandemie gelehrt, wie wichtig Grünflächen in dicht bebauten Innenstadtbereichen sind – auch nachts, etwa für Schichtarbeitende. Wird der Park abgesperrt, wird außerdem eine der wichtigsten und stark genutzten Fuß- und Radverbindungen zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, die von der Falckensteinstraße durch den Park zur Glogauer Straße führt, gekappt. Das ist Aktionismus und Populismus, mehr nicht. Auch die bezirkliche SPD hat das erkannt und sich gegen eine nächtliche Absperrung ausgesprochen.

Mehr Geld für Verbesserungen im Görlitzer Park

Es braucht Lösungen für den Park, keine Frage. Diskutiert wird seit Jahren, passiert ist bislang zu wenig. Zwar hat der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg an manchen Stellen Büsche zurückgeschnitten, Wege saniert, Ein- und Ausgänge verbreitert, Parkläufer eingesetzt. Doch sicherer ist der Park kaum geworden. Und auch der frühere Innensenator Frank Henkel (CDU) ist mit seiner Law-and-Order-Politik und seiner Null-Toleranz-Linie im Görli krachend gescheitert.

Was es jetzt braucht, sind ein Bezirk und ein Senat, die sich nicht in einem Behördenpingpong verlieren, sondern gemeinsam an einem Strang ziehen, wirkliche Verbesserungen auf den Weg bringen und bereit sind, mehr Geld in die für Kreuzberg wichtige Parkanlage zu investieren: in deutlich mehr Beleuchtung, neu gestaltete Wege, breitere Ein- und Ausgänge, Videoüberwachung an Durchgängen und Hauptwegen, eine Belebung der verfallenen Gebäude, ein deutlich besseres Parkmanagement.

Vor allem aber braucht es auch mehr Geld für Sozialarbeit und Suchthilfe, wie etwa Drogenkonsumräume und Schlafplätze für Obdachlose.

Dafür kann der Sicherheitsgipfel, zu dem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) nun eingeladen hat, eine Chance sein. Menschen, insbesondere auch Frauen und Kinder, müssen sich im Görlitzer Park sicher fühlen, zu jeder Tageszeit. Aber sie aus Grünanlagen auszuschließen? Das ist der „Stadt der Freiheit“ nicht würdig.

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