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In der Rettungsstelle sollte es idealerweise schnell gehen.

© picture alliance/dpa

Berlins Gesundheitswesen zwischen Glanz und Elend: Die Politik vernachlässigt die Arbeit an der Basis

Die Charité baut eine milliardenschwere Medizinstadt mitten in der Stadt, zugleich kollabieren die Kinderkliniken. Der nächste Senat muss diese Ungleichheit beenden.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Um es vorweg zu sagen, Berlins Gesundheitswesen macht vieles gut, einiges exzellent. Da sind die weltweit anerkannten Forscher an der Charité – und auch die Baupläne der Universitätsklinik sehen tatsächlich nach der Medizinmetropole aus, die sich der Vorgänger-Senat wünschte.

Da sind die Helden und Heldinnen in den Notaufnahmen insbesondere der massenhaft frequentierten Vivantes-Kliniken, die jede Stunde, jeden Tag den Wahnsinn der Metropole auffangen. Und da sind – das nur als ein Beispiel – die Spezialisten im Unfallkrankenhaus, die das Leben von Schwerverletzten aus ganz Ostdeutschland retten.

Und doch herrschen im Gesundheitswesen der Hauptstadt auch: gefährlicher Personalmangel, Frustration, Überlastung. Im Maßregelvollzug fehlen wie in den Gesundheitsämtern massenhaft Mitarbeiter. Viele Notaufnahmem funktionieren nur, weil Pflegekräfte und Ärzte stets über das arbeitsvertraglich Vereinbarte hinaus gehen. Und nun kommt die Not in den Kinderkliniken dazu, die in diesem Winter noch heftiger ausfällt; die Stadt wächst eben.

Die Arbeit an der Basis wurde vernachlässigt

Die politischen Entscheider haben die Arbeit an der Basis vernachlässigt. Inzwischen verlegen Berliner Krankenhäuser regelmäßig Kinder nach Brandenburg, die Ärzte der Hauptstadt-Kliniken schaffen es also nicht ohne die Kollegen im Nachbarland. Geht so Medizinmetropole?

Das Ungleiche in der Entwicklung – hier Spitzenforschung, da Überforderung – sollte den neuen Senat veranlassen, entschlossener vorzugehen. Vielleicht braucht es eine Task Force, eine Entscheiderrunde aus Senatsvertretern, Krankenhausleitern, Ärzten, vielleicht fängt die neue Landesregierung zunächst mit einem Sonderbeauftragten an.

Fest steht: Berlins gute Position bundesweit, das sich langsam etablierende Profil der Gesundheitsstadt, sollte der nächste Senat nicht verspielen. In diesem Winter jedenfalls sieht es danach aus.

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