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Am Osthafen wird die zweite Paketlinie von DHL enden.

© Jörn Hasselmann

Zehnmal mehr Pakete auf dem Wasser: DHL erweitert Berliner Solarschiff-Routen

Der Logistikkonzern DHL weitet den Transport von Paketen auf dem Wasser aus. 2024 wird eine zweite Strecke eröffnet – das neue Schiff ist deutlich größer.

Seit einem Jahr kommen Pakete per Boot nach Berlin. Dieses Pilotprojekt zwischen Spandau und dem Westhafen ist so erfolgreich, dass es ausgeweitet werden soll. Aus dem kleinen Boot wird ein echtes Schiff, die Ladekapazität soll sich mindestens verzehnfachen.

Dies verkündeten am Donnerstagnachmittag Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) und Sven Goerke, der Paket-Chef in der Berliner DHL-Niederlassung. DHL und Senat haben eine Kooperation für fünf Jahre vereinbart, sagte Goerke. 2024 wird eine zweite Route eröffnet. Von der Köpenicker Altstadt aus soll das neue Schiff bis zum Osthafen alle Ortsteile am Wasser versorgen. An etwa zehn Anlegern werden DHL-Stationen zum Umladen der Pakete auf Lastenräder gebaut, zudem Packstationen, an denen die Pakete abgeholt werden können.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner lobte das Engagement von DHL. „Wasserstraßen sind ein Schatz“, sagte die CDU-Politikerin, „den es aber erst zu heben gilt“.

Wasserstraßen sind ein Schatz.

Manja Schreiner, Verkehrssenatorin

Seit Oktober hat das kleine Boot 50.000 Pakete von Spandau zum Westhafen gebracht, und zwar völlig reibungslos, wie Goerke sagte. Auch das neue Schiff werde elektrisch angetrieben. Es werde etwa 40 Meter lang sein, sagte Louise Ahrens von der Reederei Solarwaterworld. Die Tragfähigkeit werde bei 40 bis 60 Tonnen liegen.

Solarwaterworld kümmert sich auch um die Nutzung der Anleger entlang der Spree. Da das Paketboot morgens kommt, gibt es keine Konflikte mit den Ausflugsdampfern.

Die erste Paketroute von Spandau in den Westhafen wird um zwei Stationen verlängert, Anleger sind am Wikingerufer in Tiergarten und im Humboldthafen am Hauptbahnhof. Im Oktober 2022 hatte die Deutsche Post DHL das bundesweit einmalige Pilotprojekt gestartet. Ein elektrisch angetriebenes Solarschiff bringt bis zu einer Tonne Päckchen und Pakete von Spandau in den Westhafen in Moabit. Hier werden die in Rollcontainern gestapelten Sendungen von Lastenrädern übernommen und in den Kiezen um den Westhafen zugestellt, also in Wedding und Moabit. Der Kunde merkt nichts davon, bislang sei kein Paket ins Wasser gefallen, hieß es.

Beim Start vor einem Jahr hatte Goerke noch Mariendorf, Neukölln und Tempelhof als sinnvolle Ziele einer zweiten Route genannt. Nun werden es Oberschöneweide, Rummelsburg und Treptow. Im Maximum könnten einmal zehn bis 15 Prozent der Berliner Pakete über Spree, Havel und Kanäle kommen, sagte der DHL-Niederlassungsleiter. Dazu wären 50 bis 60 Frachtstationen am Wasser nötig.

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Das erste Postboot transportiert lediglich gut 0,1 Prozent der täglich in Berlin zugestellten 250.000 Sendungen. Das zehn Meter kurze und 2,5 Meter schmale Boot ist ein Umbau aus einem Ausflugsboot, viele private Motoryachten sind größer. Bei Sonne kann das Boot dank Solarzellen auf dem Oberdeck dauerhaft fahren, im Dunkeln oder im Winter sechs bis acht Stunden dank Batterien. Auch das zweite Schiff werde gebraucht erworben und umgebaut.

0,1
Prozent der Pakete kommen per Schiff
Senatorin Manja Schreiner (CDU) und DHL-Manager auf dem ersten Postboot.
Senatorin Manja Schreiner (CDU) und DHL-Manager auf dem ersten Postboot.

© dpa/Jörg Carstensen

Berlin wird aus drei Paketzentren im Umland versorgt, keines davon hat einen Gleisanschluss. Beim vor einem Jahr eröffnete „Mega-Paketzentrum“ in Ludwigsfelde gibt es Gespräche mit der Bahn, hieß es bei DHL, die aber immer noch ohne Ergebnis seien. So nutzt DHL nur für etwa 10 bis 15 Prozent der ankommenden Pakete das nahe gelegene Containerterminal der Deutschen Bahn in Großbeeren.

Dies ist wiederum ein zusätzlicher Umladevorgang, von hier fahren Lastwagen die Container in die drei Paketzentren. Laut DHL werden die Pakete per Lkw vom Paketzentrum Börnicke in den Spandauer Südhafen gefahren. Beide Häfen gehören zur Behala, der Berliner Hafen- und Lagergesellschaft. Die Behala unterstützt nach Angaben ihrer Geschäftsführerin Petra Cardinal das DHL-Projekt. „Wir begrüßen jede Verkehrsverlagerung auf die Wasserstraßen.“

In Ludwigsfelde können 50.000 Pakete pro Stunde sortiert werden, in den beiden kleineren Zentren in Rüdersdorf und Börnicke jeweils 20.000 Pakete pro Stunde. Täglich stellt DHL in Berlin 250.000 Pakete zu, vor Weihnachten verdoppelt sich diese Zahl. Nach eigenen Angaben ist der Konzern „der klimafreundlichste Post- und Paketdienstleister der Hauptstadt. So seien 1000 Elektrolieferwagen und 1700 elektrische Lastenräder im Einsatz. Vom Westhafen werden neue Elektro-Lastenrädern des bremischen Herstellers Rytle vom Typ MovR3 eingesetzt. Diese können genormte Wechselboxen oder Europaletten aufnehmen.

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