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Das Heizkraftwerk in Lichterfelde verbrennt Erdgas und versorgt rund 100.000 Haushalte mit Strom und Fernwärme.

© dpa/Kay Nietfeld

„Fundamentaler Umbau der Stadt und Infrastruktur“: Wie die Wärmewende in Berlin ablaufen könnte

Spätestens 2028 sollen Länder und Kommunen Pläne für den Umbau der Wärmeversorgung vorlegen. Für Berlin würde das bedeuten: Eine Dämmoffensive, viele neue Wärmepumpen und Erneuerbare für die Fernwärme.

Die Ampel-Parteien haben den Streit um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) beigelegt, indem sie die Umsetzung der Wärmewende verlagern: Bundesländer und Kommunen sollen spätestens 2028 konkrete Pläne vorlegen, wie sie ihre Heizinfrastruktur klimaneutral umbauen.

In Berlin arbeitet die Senatsumweltverwaltung an einer kommunalen Wärmeplanung, die 2026 vorliegen soll und auf die spezifischen Besonderheiten der Großstadt mit einem hohen Anteil an Mietshäusern einhergeht.

40 Prozent der CO₂-Emissionen stammen in Berlin aus der Wärmerzeugung. Zwei Drittel der Gebäude werden mit Öl oder Gas geheizt, es überwiegt die Fernwärme, die noch vom schwedischen Staatskonzern Vattenfall erzeugt und vertrieben wird. Neun Heizkraftwerke und 80 Blockheizkraftwerke versorgen 1,3 Millionen Wohnungen.

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Als Brennstoff dominiert Gas mit einem Anteil von 77 Prozent, gefolgt von Steinkohle (14,6 Prozent). Bereits 2030 könnte ein Teil der Fernwärme auf der Grundlage von klimaneutral erzeugtem Wasserstoff entstehen.

Ohne einen fundamentalen Umbau der gebauten Stadt und ihrer Infrastrukturen ist das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichbar.

Studie zur Wärmestrategie für das Land Berlin

Seit der Industrialisierung beruht die Wärmeversorgung Berlins auf fossilen Brennstoffen: zunächst Kohle, heute vor allem Erdgas und Heizöl. Diese Brennstoffe müssen in weniger als 25 Jahren vollständig durch Effizienz-Technologien wie Dämmung und erneuerbare Energien (EE) ersetzt werden.

„Ohne einen fundamentalen Umbau der gebauten Stadt und ihrer Infrastrukturen ist das Ziel der Klimaneutralität nicht erreichbar“, heißt es in einer Studie „Entwicklung einer Wärmestrategie für das Land Berlin“ aus dem Herbst 2021.

Sparen steht im Vordergrund

Mit dem vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung und dem Hamburg Institut erstellten Gutachten „sollen die fachlichen und instrumentellen Grundlagen für eine langfristig orientierte Landespolitik zur Erreichung einer klimaneutralen Wärmeversorgung gelegt werden“.

Die Wärmestrategie soll effizient und sozialverträglich sein und Milliardeninvestitionen, die ganz überwiegend privat sein müssen, ermöglichen.

Rund drei Viertel der Berliner Wohnungen sind vor 1979 entstanden, entsprechend hoch ist der energetische Sanierungsbedarf.
Rund drei Viertel der Berliner Wohnungen sind vor 1979 entstanden, entsprechend hoch ist der energetische Sanierungsbedarf.

© dpa/Marcus Brandt

Vorrangig ist eine höhere Energieeffizienz. Die Studie enthält ein Szenario, wonach der Energieverbrauch 2050 um 46 Prozent unter dem Niveau von 2021 liegen sollte. Da sich drei Viertel der Berliner Wohnungen in Gebäuden befinden, die vor 1979 gebaut wurden, bedeutet das einen enormen Aufwand der energetischen Sanierung.

„Angesichts hoher Mietsteigerungen und einem hohen Anteil von Haushalten in Berlin mit geringem Einkommen besteht eine hohe Sensibilität gegenüber den finanziellen Folgen der Wärmewende auf Mieterhaushalte“, heißt es in der Studie. Doch nur mit einer erheblichen Verringerung des Wärmeverbrauchs sei Klimaneutralität erreichbar.

Wärmepumpe und Wärmenetz

Zentrale Maßnahmen sind ferner ein rascher Wechsel von Öl- und Gasheizungen zu Wärmepumpen sowie die Dekarbonisierung der Wärmenetze durch die Einbindung erneuerbarer Energien und der Abwärme und durch Nutzung (saisonaler) Wärmespeicher. „Voraussetzungen für die Klimaneutralität sind außerdem eine jeweils zu 100 Prozent erneuerbare Strom- und Gasversorgung“, heißt es in der Studie.

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Eine räumliche Wärmeplanung inklusive Wärmekataster sei unverzichtbar, um für Stadtteile und Quartiere die jeweils kosteneffizienteste Versorgung zu identifizieren. In Ein- und Zweifamilienhausgebieten dürfte der Fokus auf Wärmepumpen liegen, wohingegen in Mehrfamilienhausbereichen mit Netzinfrastruktur Fernwärme präferiert wird.

„Mit den vorhandenen Wärmenetzen verfügt Berlin über einen Schlüssel für eine relativ zügige, kostengünstige und damit sozialverträgliche Wärmewende“, heißt es in der Studie. Wärmenetze können verschiedene Wärmequellen aufnehmen und verteilen. Bereits 2030 sei ein Anteil erneuerbarer Energien von 35 bis 40 Prozent an der Fernwärme möglich.

Tatsächlich sollen bis dahin einige Heizkraftwerke an das Wasserstoffnetz angeschlossen sein. Im Osten wie im Westen der Stadt werden dafür jeweils 60 Kilometer des Gasnetzes umgerüstet. Die Ostleitung führt vom Fernleitungsnetz im Nordosten der Stadt über Marzahn bis nach Mitte. Die Westleitung verbindet die großen Verbraucher in Wilmersdorf und Charlottenburg. 

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