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Eine Notaufnahme in Berlin.

© dpa/Andre Kolm

Praxen, Gesundheitsämter, Medizinstudium: Wo Berlins neuer Senat im Gesundheitswesen anpacken sollte

Egal, welche Partei regieren wird – die ambulante Versorgung in der Hauptstadt zu verbessern, ist eine der Herausforderungen der nächsten Jahre.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Überlastete Notaufnahmen, von Schließung bedrohte Praxen, ausgedünnte Gesundheitsämter. Sicher, Berlins noch amtierender Senat hatte nur ein gutes Jahr. Und die Beharrungskräfte im Gesundheitswesen sind gewaltig, die mitbestimmenden Akteure – Klinikbetreiber, Kassenärzte, Krankenversicherungen – selbstbewusst.

Doch wird die kommende Landesregierung, welche Parteien auch immer sie bilden, stärker eingreifen müssen – oder dort, wo staatlicher Einfluss begrenzt ist, den Zuständigen dabei helfen, die Not zu lindern.

Vielleicht fängt der Senat am besten im ambulanten Sektor an. Dort sind die knappen Fachkräfte auch noch ungleich in der Stadt verteilt. So sind in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick 135 genehmigte Hausarztsitze vakant, während andere Bezirke gut mit niedergelassenen Medizinern versorgt sind. In den Gesundheitsämtern wiederum fehlen stadtweit 350 Leute, darunter viele Mediziner – und wieder trifft es sozioökonomisch schwächere Bezirke besonders.

Um im ambulanten Sektor zu bleiben: Er wird nach den Plänen der Bundesregierung ohnehin ausgebaut werden müssen, auch um die Krankenhäuser zu entlasten. Noch strömen massenhaft Patienten in die Kliniken, ohne stationäre Behandlung zu brauchen, geschweige denn ein Notfall zu sein. Auch deshalb hat Berlin mit seinen knapp 3,8 Millionen Einwohnern deutlich mehr Klinikbetten als die fast 5,8 Millionen Dänen.

Wie also die ambulante Versorgung aufrüsten? Dass die Selbstständigen in den Praxen von einem erheblichen Teil des üblichen Papierkrams befreit und die Löhne in den Gesundheitsämtern steigen müssen, ist unstrittig. Der neue Senat sollte aber auch prüfen, welche Möglichkeiten sich noch ergeben, wo Berlin gegebenenfalls Bundesinitiativen anstoßen kann.

So lässt sich fragen, ob beispielsweise das Zulassungsrecht der Hochschulen novelliert werden kann?

Um einen Linken-Vorschlag aufzugreifen, könnte es analog zur Landarztquote in den Flächenländern ein Kontingent an Studienplätzen für diejenigen geben, die später in Gesundheitsämtern und Praxen unterversorgter Bezirken arbeiten werden. Wer sich dazu verpflichtet, so die Idee, wird bevorzugt zum Medizin-Studium zugelassen. Ein erster Vorschlag, viele weitere müssen folgen.

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